Hallo,
ich habe vor 2 Jahren meine damalige Lebensgefährtin, mit der ich 2 Kinder habe, zugunsten einer neuen Liebe, die ich auf der Arbeit kennen lernte, verlassen. Ich bin 40, sie ist 30.
Ich habe die Trennung von meiner Familie nicht gut hinbekommen. Ich hatte und habe immer noch große Schuldgefühle besonders gegenüber meinen Kindern. Ich habe eineinhalb Jahre gebraucht, die Trennung richtig hinzubekommen. In der Anfangsphase unserer Beziehung habe ich mit meiner neuen Freundin mehrmals Schluss gemacht, weil ich dachte, ich müsste es mit der Mutter meiner Kinder zugunsten unserer Familie wieder hinbekommen. Diese Entscheidungen waren stets vernunftsgesteuert. Nach ein paar Wochen habe ich immer gemerkt, dass ich zurück zu meiner neuen Liebe will, dass ich sie vermisse und es mir unmöglich ist, sie aus dem Kopf zu bekommen geschweige denn mit der Mutter meiner Kinder wieder eine Beziehung hinzubekommen.
Meine Freundin fragte mich mal nach meiner Vergangenheit und in den Endzwanzigern war diese recht "lebhaft". Ich hatte einige Affären/One-night-stands. Meine Freundin kommentierte das damals mit den Worten "wir haben beide unsere Vergangenheit". Damals wollte ich gar nicht mehr darüber wissen und habe mir gedacht, es ist vielleicht besser, wenn ich nichts davon weiß.
Als ich wieder einmal mit ihr Schluss gemacht hatte (das habe ich sehr drastisch gemacht, indem ich ihr u,a. gesagt habe, dass ich sie nicht liebe), fuhr ich abends überhaupt nicht zufällig an ihrer Wohnung vorbei und sah dort ein Auto stehen, das ich zuordnen konnte. Es war ein anderer Kerl. Ich habe furchtbares Herzrasen bekommen, bin aber wieder nach Hause gefahren, weil ich mir dachte, dass sie ja tun und lassen kann was sie will, wenn ich mit ihr Schluss mache und ich mich früher oder später auch an den Gedanken gewöhnen müsste.
Nun ja, wie es es eben so ist, habe ich sie zurückerobert und wir sind seitdem ein Paar, nochmals mit einigen Unterbrechungen. Ich habe sie natürlich darauf angesprochen aber sie hat eineinhalb Jahre beteuert, dass da nichts gewesen sei. Ich habe aber immer unterbewußt gespürt, dass sie mir nicht die Wahrheit sagt. Ich habe sie dann kürzlich recht eindringlich nach ihrer Vergangenheit befragt und sie hat mir gegenüber von 5 Männern gesprochen mit denen sie in der Kiste war. Aber es gab da immer Ungereimtheiten und alles passte nicht so wirklich zusammen. Also habe ich weitergebohrt und es kam einer nach dem anderen dazu. Dabei waren auch Geschichten, die absolut schlampig waren. Nun ja und am Schluss hat sie auch eingeräumt, mit dem besagten Typen eine Affäre/Sex gehabt zu haben.
Nun ist es so, dass es natürlich vom Ablauf her absolut legitim gewesen ist: ich habe auf drastische Art und Weise mit ihr Schluss gemacht, sie hat sich mit einem anderen getröstet. NUR: ich komme damit absolut nicht klar, ich bekomme den Gedanken, wie die beiden vögeln nicht mehr aus dem Kopf und ich kann eigentlich keine Situation mehr völlig losgelöst geniessen. Ich muss ständig daran denken. Meine Einstellung schwankt im Halbtages-Takt: zum einen denke ich: "naja, macht ja nichts, letztendlich hat sie sich für mich entschieden, ich habe mich durchgesetzt, was solls" und zum anderen denke ich:"sie hats aber eilig gehabt, den nächsten Schwanz drinnen zu haben, aus den Augen aus dem Sinn, so weit kanns mit ihrer Liebe nicht her sein". Zudem zweifel ich natürlich nach all den Lügen alles an und weiß nicht, ob sie mir wirklich alles gesagt hat. Natürlich habe ich auch Zweifel, was passiert, wenn wir mal Streit haben sollten, wenns mal bei uns nicht so gut laufen sollte etc.Lässt sie sich dann vom nächsten vögeln? Ein Problem mir ins Gesicht zu lügen hat sie ja nicht.
Wir sind momentan zusammen und wir tun beide viel für unsere Beziehung. Wir haben z.B. die Art und Weise, wie wir miteinander reden verändert. Von gegenseitigen Vorwürfen zu tatsächlichem Reden und Mitteilen. Ich lese gerade sehr viele Bücher darüber und stelle fest, wie schlecht ich das konnte (meine Freundin aber auch). Sie ist sehr bemüht und versucht für mich da zu sein, mir Vertrauen zu geben. Wir lieben uns beide und wollen ohne den anderen auch nicht sein. Ich weiß nur nicht ob ich versuchen soll, das zu überwinden oder ob ich es sowieso nie vergessen/verarbeiten kann und mir nur selber weh tue, wenn ich diese Beziehung versuche fortzuführen.
Hat jemand was ähnliches überwunden? Bin ich zu moralisch? Mache ich mir zu viele Gedanken? Sehe ich nicht klar?
Eins vorneweg: ja meine Vergangenheit war auch umtriebig aber deswegen kann ich nicht besser darüber hinwegsehen, vielleicht sogar im Gegenteil und man kann so etwas auch nicht gegeneinander aufwiegen, schließlich geht es ja um meine eigenen Gefühle und nicht um ein rationales Tauschgeschäft.