Es gibt unterschiedliche Freundschaften und unterschiedliche Phasen. Es gibt welche, die sind trotz des wenigen Kontakts ungeheuer wertvoll für mich. War aber auch nicht immer so, gerade früher hab ich gehadert mit ein paar Freundschaften und hab sie beendet.
Aber - und jetzt kommt das große aber, im Grunde war das dann, wenn ein Teil von mir ein konkretes Problem im Leben hatte, und diese Freundschaftsbeziehung stand repräsentativ für diesen Teil.
Beispiel: Freundin hat "perfektes", oder zumindest denk ich das, Leben, Kind, Mann, neues Haus, ich so wenig bis gar nix davon, und irgendwo im Unterbewusstsein beginne ich einen Groll gegen sie zu hegen, fühle mich klein, bin eifersüchtig. Es braucht nur Kleinigkeiten, und ich interpretiere das als Angriff gegen mich, und denke, dass es besser ist, die Beziehung zu beenden. Im Nachhinein gesehen war das jetzt überzogen und das tut mir leid.
Oder: ich treffe Entscheidungen, die dem Wertebild einer Freundin widersprechen und in ihren Augen unvernünftig sind. Es kommt immer öfter zum Streit, und in mir geht es innerlich ab, ich arbeite meine Entscheidung sozusagen an ihrem Widerstand ab. Beinahe kommt es zum Bruch. Jetzt Jahre danach verstehe ich es besser, dass sie mich schützen wollte, bin trotzdem froh, dass ich gehandelt habe wie ich gehandelt habe. Freundschaft besteht noch.
Oder: eine Freundin hat sich sehr wenig bis gar nicht mehr gemeldet und es hat mich sehr geärgert, ich sagte ihr das auch, dass ich das Gefühl habe, sie interessiert sich nicht für mich. Die Nonchalance, mit der sie es abtat mit "Sorry Mausl, hab zuviel zu tun, ist nicht persönlich gemeint" lehrte mich nach Überwindung der Verletzung, dass es manchmal so ist, Prioritäten zu ändern.