dalya_12944159:roll:
das habe ich in diesem Forum schon zig Mal "zugegeben" - oder anders gesagt: ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, sondern zu Bindungsängsten schon oft geschrieben. Du liest nur anscheinend Threads zu Bindungsängsten / Verlustängsten nicht.
Ja, es gehört sicherlich dazu, dass ich keine super engen Beziehungen führen könnte, in dem Masse, wie ich das in Beziehungen bevorzuge, ist es aber auch bei vielen anderen ganz normalen Menschen der Fall.
Wenn meine Bindungsängste gerade mal wieder hoch kochen, ist das tatsächlich etwas GANZ anderes. Ich versuche es mal mit einer kurzen Erklärung:
1) es sind Schübe bzw. "Anfälle", Panikattacken. Es gibt das alltägliche, das ist das, wo ich tatsächlich unleidlich werde, wenn ich nicht auch mal allein bin und wo ich die anderen Perspektiven, Anregungen, Impulse aus dem brauche, was mein Partner nicht mit mir und ich nicht mit ihm unternehme - und es gibt die Zeit, wo die Bindungsangst hochkommt. Letzteres ist 3-5 mal im Jahr für Stunden bis Tage, je nach dem, wie schnell ich es wieder unter Kontrolle habe. Man spricht hier von "Triggern" - ein Begriff, den man in der Psychologie für einzelne äussere Impulse verwendet. Das können Bilder, Situationen, bis hin zu einzelnen Worten sein, die den Schalter umlegen und eine Panikattacke auslösen. Je nach dem, wie gut man gelernt hat mit einer Angststörung umzugehen, legen die den Schalter häufiger oder seltener um und man bekommt die Ausnahme-Situation schneller oder langsamer wieder unter Kontrolle, aber das ist ein Trip, nicht die "Normalität" - im anderen Thread ging es um die Normalität.
2) es ist abgrundtief irrational. Man fühlt sich gefangen, obwohl man, auch in dieser Situation, ganz, ganz genau weiss, dass man es definitiv nicht ist. Wie bei Platzangst. Man fühlt sich, als würde man ersticken und keine Luft bekommen - weiss aber, dass die faktisch auf jeden Fall da ist und rein physikalisch / biologisch der Sauerstoff völlig ausreicht.
Das hat mit "ich fühle mich wohler in einer Beziehung, wenn man nicht alles gemeinsam tut" und "ich brauche ab und an Zeit für mich allein" nichts zu tun sondern damit, dass man das, was man hat, was ist, gar nicht mehr wahrnimmt, der Verstand komplett offline geht und die Ängste die Kontrolle übernehmen - in einem reinen Spiegelkabinett. Nichts von dem, was man erlebt und worauf man reagiert, ist real. Nichts.
Hingegen ist es sehr wohl real, dass ich auch Zeit ohne meinen Partner verbringen möchte (und auch möchte, dass er Zeit ohne mich verbringt) und auch ab und an allein sein können muss. Das hat einen realen und rationalen Hintergrund.
Verlustangst ist dem sehr ähnlich - nur eben mit umgekehrtem Vorzeichen. Bei Menschen mit Verlustangst ist es genau so. Meistens HABEN sie genau das, was sie wollen. Einen liebenden Partner, dem sie überaus wichtig sind und die (relative) Sicherheit, dass das auch so bleibt - sie können das nur nicht wahrnehmen. Statt dessen suchen sie verzweifelt nach Beweisen, die sie ebenfalls nicht wahrnehmen oder die wie bei einer Drogen niemals genug sein können.
Menschen mit Verlustangst ziehen im Übrigen natürlich Beziehungen vor, in denen man möglichst alles mit dem Partner gemeinsam macht und so viel Zeit wie möglich zusammen verbringt und sie möchten am liebsten jede Sekunde mit dem Partner verbringen - kann ich daraus jetzt schliessen, dass Du Verlustängste hast oder lieber doch, dass das Beziehungsmuster, was Du vorziehst, an sich auch normal ist?