Ich möchte hier einmal aus Sicht eines Mannes beschreiben, wieso wir manchmal solche Probleme haben, und durch unser Verhalten Unglück über andere bringen.
Ich war selbst ein meist sehr anständiger junger Mann, ich hielt immer viel von Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, ich wollte eine gesicherte Existenz aufbauen und irgendwann eine Familie gründen.
Schon mit 18 hatte ich eine sehr nette Freundin, die ich über alles liebte (ich empfinde heute noch für sie), und mit der ich sofort ein Leben lang zusammen hätte bleiben können. Doch ich spürte, dass mich auch andere Frauen interessierten - zu sehr interessierten. Und es ging bei weitem nicht nur um körperliche Abenteuer. Mein Herz, meine ganzen Gedanken waren zerissen, und konnte mir nicht helfen. Das ging einige Zeit so, bis ich immer unzufriedener und unglücklicher wurde - ich hatte das Gefühl, in der jetzigen Situation nicht glücklich werden zu können. Ich hatte den Wunsch nach weiteren emotionalen Bindungen und sexueller Abwechslung. Aber ich liebte doch meine Freundin.
Ich stand vor der Entscheidung, eine Frau, die ich liebe zu verlassen, um meine Bedürfnisse zu befriedigen. Oder ich betrüge eine Frau, die ich liebe, um mit ihr weiter zusammenbleiben zu können. Oder ich werde jeden Tag unglücklicher. Welch tolle Alternativen.
Letztendlich habe ich sie verlassen. Ich habe ihr nie gesagt, warum - ich dachte, sie würde es nicht verstehen. Monate danach war ich noch unglücklich.
Nur ein Jahr später hatte ich wieder eine Freundin - wieder eine wirklich nette und zuverlässige Frau fürs Leben. Doch nach gerade einmal einem halben Jahr hatte ich das gleiche Problem. Ich fühlte mich eingesperrt, hatte das Gefühl, meine Bedürfnisse und Wünsche durch die Beziehung nicht ausleben zu können. Ich wurde fürchterlich unglücklich. Aufgrund meiner Erfahrungen beschloss ich, eine andere Strategie zu versuchen, und erklärte meiner Freundin möglichst verständlich mein Problem. Ich sagte zuerst "ich bräuchte mehr Freiraum für mich" - das hat sie nicht korrekt verstanden. Dann habe ich es etwas deutlicher dargestellt. Das Ergebnis war furchtbar - es folgten noch vier Wochen Beziehungshorror, und die Beziehung war zuende.
Das Ganze wiederholte sich in meinem Leben in ähnlicher Weise noch zwei weitere Male. Ich hatte einige kürzere Beziehungen, die ich jedesmal nach wenigen Monaten beendete, um das Problem dadurch zu umgehen. Es brach nicht nur den Frauen, sondern auch mir selbst das Herz.
Erst dann - und völlig verzweifelt darüber, dass das Leben so kompliziert ist - merkte ich, dass man nicht gleichzeitig ehrlich und aufrichtig sein kann, und trotzdem Bedürfnisse und Wünsche erfüllen kann. Es ging einfach nicht. Unsere Gesellschaft hat eine Vorstellung von Beziehungen, mit der ich so nicht leben konnte.
Im nächsten Jahr hatte ich zum ersten Mal eine längere Beziehung - es war die harmonisschte von allen, und zum ersten Mal hatte ich keine psychischen Probleme. Während dieser Zeit hatte ich noch eine zweite Freundin, von der die erste nichts wusste. Selbstverständlich war ich bzgl. Krankheitsrisiken sehr vorsichtig. Letzlich ging es dann wegen anderer Dinge auseinander, aber trotzdem war(en) es die problemloseste(n) Beziehung(en) von allen.
Meine längste Beziehung hatte ich schließlich mit einer Frau, die gewisse Verhaltensweisen einfach akzeptierte. Es war das erste Mal, das ich das Gefühl hatte, wirklich akzeptiert zu werden, ohne Teile meiner Persönlichkeit immer verstecken zu müssen. Leider hielt diese Beziehung (aus anderen Gründen) nur ein paar Jahre.
Ich will mit dieser (wahren) Geschichte nichts rechtfertigen - nur erklären, wieso es dazu kommt, dass einige Männer wie ich so denken. Es ist das Problem, dass man sich in einer Beziehung eingesperrt fühlt, weil man mit anderen Frauen nichts mehr machen darf. Dieses Problem ist so präsent, dass man irgendwann entweder seine Beziehung dafür aufgibt, oder seine Freundin betrügt, oder auf ihr Verständnis hofft. Wenn man mit der letzteren Option zu oft enttäuscht wurde, fällt diese dann eben irgendwann weg.