Vieles, was ich in meinem bisherigen Leben erlebt habe, hat mich sehr geprägt. Das geht wahrscheinlich jedem so. Vieles rührt aus der Kindheit, aus den elterlichen Beziehungen zueinander und auch aus der Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern.
Ich bin ein Scheidungskind und habe demnach mitbekommen, wie schwer und wie gemein eine Trennung/Scheidung ablaufen kann. Kurze Zeit später ist meine Mutti nach langer Krankheit gestorben. Seitdem waren mein Bruder und ich ein einspieltes und enges Team.
Mein Vater war zwar irgendwie da, aber lebte schon immer sein eigenes Leben mit seiner neuen Familie.
Ich fühlte mich seitdem immer allein und im Stich gelassen. Mein Leben war immer von Menschen geprägt, die nicht da waren. Von meinem Vater, meiner Mutter und später auch von Menschen bzw. Männern, die mich nicht beachteten.
Ich stelle bei mir immer wieder fest, daß ich kein gesundes Verhältnis zu meinen Mitmenschen habe. Ich nehme vieles zu ernst, zu persönlich, mache mir über alles und jeden Gedanken und stoße dabei sehr oft eigentlich immer an meine Grenzen.
Ich kämpfe um Anerkennung, Aufmerksamkeit, wohl am allermeisten um Liebe. Meine bisherigen Beziehungen verliefen ziemlich einseitig und unglücklich. Auch da war deutlich erkennbar, daß ich mehr oder weniger die einzige war, die um die Beziehung bzw. die um den anderen gekämpft hat. Um mich hat sich eigentlich noch nie jemand bemüht, zumindest nicht auf Dauer. Ich scheine auch immer wieder die gleiche Art Mann interessant zu finden. Männer, die mich nicht lieben können bzw. dürfen.
Meine letzte Beziehung mit einem verheirateten Mann verlief ähnlich. Bei ihm hatte ich allerdings zum ersten Mal das Gefühl, daß er sich wirklich für mich, mein Leben, meine Gedanken und Gefühle interessierte. Diese Fürsorge war mir fremd, aber sie tat auch sehr gut. Ich habe allerdings nicht gemerkt, wie schlecht sie mir auch tat. Ich hielt (viel zu sehr) an unserer für mich einmaligen Beziehung fest.
Er vertröstete mich immer wieder und es schien immer unwahrscheinlicher, daß er sich je von seiner Partnerin trennen würde. Er entschied sich letztendlich nach langem Hin und Her für seine langjährige Partnerin. Ich bin einerseits froh, daß ich durch diese Klarheit endlich wieder zur Ruhe kommen kann. Da ich mich sehr oft wie ein Lückenfüller fühlte, war ich auch unglücklich und traurig. Ich fühlte mich eigentlich noch einsamer als zuvor. Trotzdem war ich glücklich, daß ich eine Rolle in seinem Leben spielen durfte wenn auch nur eine kleine, eine zu kleine...
Ich müßte ihn eigentlich hassen, für das, was er mir angetan bzw. vorgemacht hat. Ihm kann ich aber nicht die alleinige Schuld geben. Wir haben uns beide (sehr gern) auf uns eingelassen. Zu schön war die Zeit mit ihm, die stundenlangen Gespräche, diese liebevolle Aufmerksamkeit. Ihm schien genau das auch zu fehlen, obwohl er in einer Beziehung steckte.
Aber es kann auch gut sein, daß seine Beziehung einfach nur ein bißchen totgelaufen war. Oft wird der andere im Laufe der Zeit gar nicht mehr richtig wahrgenommen - mit all seinen Gedanken und Gefühlen.
So konnten wir beide eine zeitlang die Leere in unserem Leben füllen. Es war ein Geben und Nehmen. Es war eine sehr schöne und glückliche Zeit.
Irgendwann war dieses Verhältnis aber zu schwierig und zu unglücklich geworden. Viele Träume und Gedanken blieben unerfüllt. Wir haben eine Zeit voller Höhen und Tiefen erlebt. Viel intensiver, als sie in einer normalen Beziehung empfunden werden.
Irgendwann ist es wie ein Rausch. Man weiß, daß es einem hinterher wieder sehr schlecht gehen wird und trotzdem kann man nicht davon lassen.
Es mag Menschen geben, die ein derartiges Verhalten ablehnen bzw. absolut nicht gut heißen.
Dazu hat auch jeder das Recht. Ich habe auch Werte in meinem Leben, an denen ich festhalte.
Aber manchmal ist man einfach machtlos, wenn ehrliche Gefühle im Spiel sind...
Die Quittung bekommt man aber irgendwann, aber dann ist es bereits zu spät.
Ich habe sehr viel gelernt, über mich, über das Leben und über die Liebe.
Es kann aber gut sein, daß ich auch bei meiner nächsten Begegnung mit einem Mann, wieder die gleichen Fehler mache. Irgendwann glaubt man nicht mehr an das, was man sieht denn
Nichts ist so, wie es scheint...
Liebe Grüße
Leni79