Was für ein Zufall
Hallo Amourette,
als ich Deinen Text las, bekam ich Angst, denn ich wüßte nicht, wann ich diesen Text geschrieben haben sollte Es soll heißen, daß es mir genauso geht, wie Dir.
Meine Kindheit war auch nicht einfach und mein Vater sehr streng, meine Mutter kam daher nicht gegen ihn an, egal, was sie versuchte. Ich war auch schon sehr früh Erwachsen, denn für eine Kindheit gab es einfach keine Zeit. Als ich dann endlich von zu Hause mit meinem damaligen Freund auszog, war ich überglücklich, daß ich endlich aus dem Gefängnis raus konnte. Meine Beziehung war, zumindest dachte ich es zu diesem Zeitpunkt, das beste und sicherste, das mir je passieren konnte, denn bei ihm konnte ich mich fallen lassen und er fing mich auf. Ich fühlte mich so geborgen und sicher und vor allem geliebt, daß ich alles um mich rum immer vergaß und in einer Traumwelt lebte. Aber nach einiger Zeit merkte ich, daß mein damaliger Freund nach ein paar Jahren Beziehung gar nicht mehr so richtig auf meine Wünsche und Probleme einging. Aber ich schob es darauf, daß ich mich weiterentwickelt hatte und habe ihn verlassen. Seit dem hat sich mein Leben verändert. Danach hatte ich wieder eine Beziehung, aber diese war leider nicht mehr so tiefgehend, worauf ich mich dann nach 1 Jahr getrennt habe.
Danach hatte ich die nächste Beziehung, die aber nach 2 Jahren wieder in die Brüche ging, weil meinem Partner meine Gedanken, Probleme und Wünsche ziemlich egal waren, besser gesagt, es war für ihn zu viel. Ich hatte mich jahrelang einfach unverstanden gefühlt, ich dachte immer, ich treffe nie den richtigen, der mich versteht, der mit mir manchmal bis mitten in der Nacht über alles reden kann und nicht, daß ich ihm alles aus der Nase ziehen muß, weil nach jedem Satz das Gespräch zu Ende geht.
Zu dem stark sein, das Du angesprochen hast: Ich habe mit der Zeit rausgefunden, daß starke Menschen sehr oft von schwächeren bewundert werden. Als Beispiel: Ich hatte bis jetzt (bis auf meinen ersten Freund) immer einen psychisch schwächeren Mann als Partner gehabt. Die Anfangszeit mit diesen Männern war immer sehr angenehm und schön, denn ich hatte dadurch das Gefühl gebraucht zu werden. Allerdings hat sich schon nach ein paar Monaten alles geändert, denn es wurde mir zu anstrengend immer nur stark zu sein und sich nie richtig fallen lassen zu können, denn ich wußte, ich könnte ja nicht aufgefangen werden. Aber ich wollte mich, auch wenn sehr selten, mal fallen lassen und an gar nichts denken, sich einfach nur geborgen fühlen, wissen, daß in schweren Zeiten jemand für mich da ist. Es hat leider nie geklappt, denn wenn ich dabei war mich fallen zu lassen, wurden die Männer noch schwächer. Und so trennte ich mich wieder.
Jetzt bin ich wieder in einer Beziehung und es ist ähnlich wie bei Dir Mein Freund erzählt sehr viel darüber, was er gemacht hat den ganzen Tag, was er für Wünsche hat, was er vor hat usw. Ich höre ihm gerne zu, aber manchmal, wenn ich das Gefühl habe er redet einfach wieder viel zu viel über sich, blocke ich einfach ab oder ich fange mit etwas anderem an Ich habe schon mehrmals mit ihm darüber gesprochen, daß ich das Gefühl habe, er hört mir nicht zu, wenn ich ihm etwas erzählen will, denn jedes mal, wenn ich anfange zu erzählen oder einfach zu reden, fällt ihm alles andere ein und er redet vorsich hin. Dann höre ich auf zu erzählen und bin ganz ruhig, bis er mich dann fragt wie es weiter ging. Dazu muß ich aber sagen, daß mein Freund unheimliche Probleme hat sich zu konzentrieren. Er ist manchmal so zerstreut, daß er nicht mehr weiß, was er zu tun hatte Am Anfang war ich jedes mal fast am Ausrasten, denn ich dachte, er hört mir überhaupt nicht zu. Mittlerweile weiß ich, daß er einfach nur total zerstreut ist und mir manchmal zuhören möchte, aber es klappt nicht immer. Habe es früher genauso eng wie Du gesehen, bis ich rausfand, daß nicht alles nach meinem Kopf gehen kann. Mittlerweile bin ich nicht mehr so enttäuscht, wenn er nicht alles mitkriegt, sondern ziehe es teilweise auch ins Lächerliche
Manchmal sollten wir, auch wenn unsere Kindheit oder unser Leben nicht einfach war, versuchen nicht nur darauf zu achten, was wir möchten oder nicht wollen, sondern auch auf den Partner mehr eingehen. Das war mir früher nicht bewußt und auf eine gewisse Weise habe ich mich selbst unbewußt bemitleidet (wg. Kindheit, Beziehungen, Umfeld usw), aber zum Glück tue ich es nicht mehr.
Versuch einfach Dich zu akzeptieren, Dich selbst lieben zu lernen, vergiß, was früher daheim war, fang ein neues Leben an. Wenn Du mit Dir selber klar kommst, kommst Du auch mit allen um Dich rum viel besser aus, vielleicht dann auch mit dem Partner
Wenn Du magst, kannst Du mir schreiben: Izabella666@gofeminin.de
Grüße und alles Gute
Izabela