Hallo erstmal :)
Ich bin neu hier im Forum (hab mich aber schon seit paar Tagen hier rummgeschlichen :P)
Mein erster Thread! Ich entschuldige mich schonmal für die Überlänge ^^'
Erst seit einiger Zeit beschäftige ich mich mehr um die Themen Mann/Frau, Beziehungen...
Der Auslöser dafür war, dass ich mich vor kurzem das erste mal richtig verliebt habe, aber ich mich wohl so blöd angestellt habe, dass ich ihn womöglich sofort vergrault habe.
Nach viel Herzschwerz habe ich den Mut gefasst, grundliegend an mir selbst zu ändern.
Und bitte also um viel Rat!
Erstmal zu meiner Person:
Ich bin w, 25, Studentin- und asiatischer Herkunft, in DE aufgewachsen.
In meiner Jugend war ich auf einer privaten katholischen Mädchenschule.
Meine Eltern sind meine einzigen Verwandten in DE und ich habe sonst kaum Kontakt zu anderen Verwandten.
Erst seit der Uni habe ich auch asiatische Freundinnen, sonst nur deutsches Umfeld gehabt.
Ich wurde streng katholisch und konservativ erzogen, durfte nie ausgehen, keinen Kontakt zu Männern usw, hab immer mega Ärger bekommen, wenn meine Noten nicht gut genug waren... oder wenn die mich dabei erwischt haben, irgendetwas zu tun, das annährend Spaß gemacht hat und nichts mit Sport oder Musik zu tun hatte.
(z.B. wenn ich nachts heimlich unter der Decke mit ner Taschenlampe Gameboy gespielt hab)
Bis ich in die Oberstufe kam, hatte ich nie einen Unterschied zwischen mir und meinen Freunden gesehen. Ich bin so deutsch wie sie auch, vielleicht außer meine kullinarische Vorliebe. Aber dann bemerkte ich immer mehr, wie es Widersprüche zwischen meinem familiären Umfeld und die der Schule oder überhaupt Draußen gab. Und meine Freunde konnten mir nicht nur nicht weiterhelfen, sondern hatten auch 0 Verständnis dafür.
(z.B. keine Disko/Parties mit 18, um 21:00 zu Hause sein, keine Übernachtungen, nur klassische Musik, blindes Gehorsam den Eltern gegenüber, Religionszwang usw.)
Da ich Einzelkind bin und sonst mit niemand darüber reden konnte, hat mich das immer introvertierter gemacht und ich habe mich immer mehr zurückgezogen.
Die Familie war mein einziger Halt und ich war so loyal, dass ich jedes Opfer hingenommen habe, um die perfekte Tochter zu sein.
Das ging soweit, dass ich auch gegen meinen Willen studieren musste- IRGENDWAS. Hies es, nachdem ich meine Chance vertan hatte auf eine Kunsthochschule zu kommen. Auch das habe ich hingenommen aus Respekt vor meinen Eltern und aus Ehre für die Familie, weil echt jeder aus meiner Familie Akademiker ist <.<
Als die Ehe meiner Eltern aber allmählich in die Brüche ging brach eine Welt für mich zusammen. Mittlerweile ist mein Vater seit Jahren nicht mehr in DE und meine Mutter hat einen neuen Mann gefunden, bei dem sie wohnt. Er aber akzeptiert mich nicht.
Meinen ersten Freund hatte ich damals als mein Dad Deutschland verließ und sich über ein halbes Jahr lang gar nicht mehr gemeldet hatte. Ich war 21 und er 30. Ich hatte keine Ahnung von Männern und war so schockiert, dass er mich sexuell verführt hatte, dass ich dann sofort (aus Scham) seine Freundin geworden bin. Ich hatte auch keine Ahnung was eine Freundin denn so macht- wie ich "die perfekte" Freundin sein kann. Ich habe ihn auch nicht geliebt, ich wollte nur etwas Trost wegen meiner kaputten Familie. Er hat mir also all seine sexuellen Fantasien eingeflößt und ich habe aus alter Gewohnheit des Gehorsams versucht allen seinen Wünschen nachzukommen. Fazit: ich bin so geworden, genau wie er es wollte- ein gutmüßiges Naivchen, das richtig gut im Bett ist und das er jederzeit flachlegen kann.
Erst später verstand ich, dass nicht alles was er sagte richtig war/für alle Männer gillt: z.B. "wenn ein Mann von dir einen Steifen kriegt, dann ist es ein Kompliment an dich." oder "nur wenn du mit Männern offen über Sex redest, zeigst du, dass du kein Mädchen mehr bist, sondern eine reife Frau." "nur wenn du den Deep-throat kannst, bist du eine gute Freundin."
Ich habe mich nach fast einem Jahr von ihm getrennt und versucht mich wieder mit meiner Mutter zu vertragen.
Ihr gebe ich bis heute die Schuld für die Scheidung.
Durch diese eine Beziehung habe ich erst kürzlich erkannt, dass mein Umgang mit Männern völlig verkehrt ist- wenn ich mich mit Männern fast ausschließlich nur über Sex unterhalten kann, ist es klar, dass ich nur dafür missbraucht werde und sie meinen Charakter, Hobbies usw. erst gar nicht kennenlernen wollen, wie sehr ichs auch versuche. Schlimmer noch, meine asiatische Erziehung ist so tief in mir gebrandmarkt, dass ich jedes mal danach unter schlimmen Gewissensproblemen leide.
Zur Zeit bin ich unter enormen Stress, ich beendige mein Studium, habe gleichzeitig eine Ausbildung am laufen und
meine Mutter terrorisiert mich regelmäßig damit, dass ich ihren neuen Geliebten doch endlich als Stiefvater akzeptieren soll, was mich emotional auch sehr fertig macht.
Und dann kam er- ein gut aussehender Spanier, klassisch gekleidet, mit verführerischem Akzent und Blick, fleißiger Masterstudent und eindeutigem Interesse an mir.
Er sagte mir immer wieder, wie attraktiv ich aussehe und dass er sich mit mir treffen möchte.
Merkwürdiger Weise lehnte er die Treffen immer ab, wenn ich tagsüber vorschlage. Immer nur abends und nur bei mir in der Wohnung wollte er sich mit mir treffen. Weil ich aber auch gerade sehr viel zu tun hatte und sogar in den Wochenenden eh nur Abends Zeit habe, habe ich dann zugesagt. Er ist direkt sehr körperlich geworden. Nach dem ersten Date hatte er auch sehr viel über Sex mit mir gechattet und ich habe es eher als "normal" empfunden, weil mein Ex ja meinte, alle Männer wären so.
Nach dem zweiten Treffen bin ich stutzig geworden, warum er denn nichts anderes mit mir unternehmen wollte wie Picknicken, Sport oder irgendetwas mit Freunden zusammen. Er lehnte immer alles unter irgendwelchen Ausflüchten ab. Aber weil ich ihn wiedersehen wollte,
habe ich ihn dann vorgeschlagen, dass wir darüber reden.
Beim 3ten Date also habe ich ihn klar gemacht, dass ich nicht für ein One-night stand zu haben bin oder für eine Freunde+ Beziehung, wegen meiner Erziehung und meinen schlechten Erfahrungen zuvor. Er hat nichts darauf geantwortet und mich am Abend trotzdem verführt. Erst am nächsten Tag, als ich dachte, jetzt herrscht Klarheit auf beiden Seiten und ich könnte mir nen Tag frei machen für gemeinsame Unternehmen, sagte er mir, dass er keine Beziehung möchte, sondern nur Sex mit mir, weil er mich körperlich total sexy findet.
Ich war so wütend, dass ich ihn einen Betrüger genannt habe, er nur darauf hin "Ist mir egal was du denkst. Komm zu mir, wenn du einmal Spaß willst." - Ich war mehrere Tage sehr traurig, aber weil ich ihn unbedingt wiedersehen wollte und ihn die Freundschaft angeboten habe, oder zumindest, dass wirs nochmal langsamer versuchen, hat er mich nur ignoriert.
Seitdem bin ich so wütend über mich selbst, dass mir das "nein" sagen immer noch so schwer fällt, dass ich durch den blinden Gehorsam zu meinen Eltern so unselbstständig und abhängig geworden bin, dass ich durch meine Unreife noch oft für ein Teenager gehalten werde und die Leute das ausnutzen! Spricht- ich lasse mich ausnutzen, weil ich anderen gefallen will, weil ich in den Dingen, die ich tue, immer die Zwangsneurose habe die beste zu sein! Und nachher habe ich tonnenweise Minderweitigkeitsgefühle, weil ich es oft nicht schaffe, die beste zu sein. Alle Leute beneiden asiatische Musterschülerinnen- sagen, sie sind hübsch, intelligent, immer perfekt, alles was man sich wünscht. Aber wer kennt die Wahrheit hinter den Kullissen?
Weil ich direkt mit einer Erwartung von richtiger Beziehung, vielleicht auch später Familie und Kinder zu ihm gekommen bin, habe ich ihn vergrault! Und hätte ich mehr Urteilsvermögen gehabt, hätte ich ihn niemals so früh schon immer am Abend getroffen... es hätte vielleicht wirklich was daraus werden können, wäre ich nicht so widersprüchlich mit meinen asiatischen Werten! Aber Fakt ist- ich komme nicht davon los - ich sehe Sex sehr ernst und vergraule dann die meisten direkt beim kennenlernen, weil sie das, auch wenn ich es ihnen versuche zu erklären nciht verstehen können... Ich bin völlig ratlos... kann mich denn keiner so nehmen wie ich bin? Muss ich mich denn bis zur Selbstaufgabe verändern? Ich will mich ja gerne ändern, aber nicht so, dass ich meine Prinzipien komplett über Bord werfen muss! Was müsste ich tun? Wo ist die Grenze?
Dankeschön für jeden, der das ganze bis hierhin gelesen hat ^^''