Hallo ihr Lieben,
ich bin etwas verzweifelt und dachte daher, dass ich gerne euren Rat hören würde.
Es gibt einige Probleme in meiner Beziehung und ich denke in letzter Zeit häufiger darüber nach, ob ich wirklich noch glücklich bin. Vor allem bin ich aber einfach total gestresst...
Mein Freund und ich sind seit 3 Jahren zusammen, davor waren wir bereits 5 Jahre mal mehr, mal weniger eng befreundet.
Er wohnt noch zuhause bei seinen Eltern, ich normalerweise in einer WG in der Stadt, in der ich auch studiere, aufgrund von Corona bin allerdings seit knapp 3 Monaten in meiner Heimat, in der auch er und seine Eltern leben.
Wir haben in vielerlei Hinsicht ähnliche Ansichten und zum Beispiel auch den gleichen Humor, wofür ich sehr dankbar bin.
Wir sind allerdings in manchen Dingen auch sehr verschieden.
Ich stecke derzeit in der Vorbereitung für mein erstes juristisches Staatsexamen. Das ist eine unfassbar anstrengende Zeit (ca. 18 Monate), sowohl psychisch als auch physisch.
Mein Freund dagegen hat aufgrund der Situation, die wegen Corona herrscht, absolut nichts zu tun - er ist Pilot bei einer kleinen Airline.
Es war schon oft so, dass er mich an meine Grenzen gebracht hat, weil er sehr fordernd ist. Keine Party geht ihm lang genug, er kann nie genug bekommen - es muss immer etwas los sein. Ich habe immer mein bestes gegeben, ihm alle seine Wünsche zu erfüllen, ihn glücklich zu machen... und dabei sehr oft aus Liebe auf meine eigenen Bedürfnisse verzichtet (eines von vielen Beispielen: ich hatte eine sehr anstrengende Woche und möchte Freitag Abend einfach entspannen, er möchte mit Freunden feiern, aber ich soll dabei sein. Weil ich schlecht Nein sagen kann, kommt es zu letzterem). Ich habe daher leider sehr oft das Gefühl, dass ich ihm nicht reiche.
Momentan halte ich das nicht mehr aus. Ich habe ihm schon so oft gesagt, dass das Staatsexamen über mein gesamtes späteres Berufsleben entscheidet, wie wichtig es demnach ist und dementsprechend wie hoch der Druck ist, unter dem ich stehe. Er sagt immer, er würde mich unterstützen, er verstünde meine Lage, doch seine Taten sagen etwas anderes. Auch in der Woche möchte er immer wieder Leute zu mir (!) einladen, wenn ich dann sage, dass ich gerne den Abend mit ihm alleine auf dem Sofa verbringen möchte, stellt er mich als Spielverderberin dar, macht mir ein schlechtes Gewissen und gibt mir das Gefühl, dass ich langweilig bin. Ich sage ihm in letzter Zeit immer wieder, dass er sich eine Beschäftigung suchen sollte, weil er einfach total unterfordert ist und wenn er in der Woche viel unternehmen will, dass er das sehr gerne mit seinen Kumpels machen kann, dass ich das aber einfach nicht leisten kann.
Durch diese Differenzen haben wir in letzter Zeit häufig gestritten. Normalerweise kann ich eben mehr aushalten, aufgrund der aktuellen Situation würde ich mir aber einfach so sehr seine Unterstützung wünschen, dass er mich einfach mal ein bisschen verwöhnt oder ähnliches.
Stattdessen bekomme ich Vorwürfe, kann ihm alles hinterher räumen, ich muss ihn an seine Termine erinnern und er lässt sich von mir bedienen - und das, obwohl ich den ganzen Tag lerne und er bei seinen Eltern zuhause sitzt und zockt, schläft usw.
Wenn ich ihn darauf anspreche, dass ich mir mehr Unterstützung wünsche, ist es vielleicht 2 Tage besser, danach verfällt er wieder in seine alten Muster.
Wir reden generell immer sehr offen über alles, was ich eigentlich super finde. Es ist nur sehr enttäuschend, wenn man immer wieder über das gleiche spricht und es ändert sich nichts, obwohl er mir recht gibt.
Deshalb bin ich mittlerweile an den Punkt gelangt, dass ich oft einfach nur noch meine Ruhe haben möchte von ihm, was ich schon ziemlich traurig finde. Es kann ja keine Lösung sein, in schwierigen Zeiten immer Abstand zu nehmen, weil er es nicht schafft, auf mich Rücksicht zu nehmen.
Was haltet ihr davon? Ich bin mir wirklich unschlüssig, wie ich weiter vorgehen soll. Ich liebe ihn, aber momentan empfinde ich ihn und unsere Beziehung die meiste Zeit als anstrengend. Weil wir auch viele tolle Zeiten hatten und ich weiß, dass es mich sehr sehr hart treffen würde, wenn wir uns trennen, habe ich Angst davor, einen Schlussstrich zu ziehen :(