Hallo Leute!
Es ist gerade so kompliziert in mir drin, dass ich gar nicht weiß, wie ich mich in Worte fassen kann. Und das mag bei mir schon was heißen.
Ich habe euch ja schon mit mehreren Threads über Familienplanung und Beziehungsprobleme genervt. Und es ging immer um den gleichen Mann, der jetzt auch immernoch aktuell ist.
Wir sind seit zwei Jahren zusammen und seit anderthalb Jahren verheiratet. Schon seit langer Zeit wünschen wir uns ein gemeinsames Kind. Am Anfang hab ich die Pille genommen. Die habe ich dann abgesetzt, als es hieß, so langsam könnten wir starten. Dann haben wir erstmal mit Kondom verhütet, weil wir uns über den Zeitpunkt doch noch nicht sicher waren. Mit der Pille habe ich nicht wieder angefangen, weil mein Körper den Wirkstoff abbauen sollte, damit es dann auch schneller klappt. Eine Zeit lang haben wir es dann auch richtig versucht, mit Ovu-Test und so. Drei Monate lang hat es nicht geklappt, was mich immer wieder enttäuscht hat. Dann habe ich das Argument gebracht, dass wir ja bald in den Urlaub fahren und ich das nicht gut finden würde, wenn ich da in den ersten Schwangerschaftsmonaten wäre. Und dann hatten wir die Idee, im Urlaub zu starten. Also haben wir wieder angefangen bis zum Reiseantritt mit Kondom zu verhüten.
Genau wie wir es geplant hatten, haben wir im Urlaub nicht verhütet. Bis dahin war ich mir auch ziemlich sicher, dass ich ein Kind wollte und dass dies nun der richtige Zeitpunkt war.
Dann ist irgendwas passiert, ich kann nicht genau sagen was. Wir hatten dort einmal einen riesen Streit, bei dem er schon seine Koffer gepackt hat und mich dort allein lassen wollte. Vielleicht sollte ich kurz erklären, worum es in dem Streit ging, weil dieses Thema zwischen uns immer mal einen Konflikt verursacht: Er ist gläubiger Moslem. Aber nicht zu extrem. Aber er denkt in einigen Punkten schon mehr konservativ. Mit seinen Meinungen zu bestimmten Themen kann ich ja leben und ich hab auch schon längst eingesehen, dass man darüber auch nicht diskutiert, weil es einfach zu nichts führt. Das hat unsere Liebe auch nie gestört. Am Anfang unserer Beziehung habe ich ihm nur eins gesagt: Dass ich kein Moslem bin und mich auch nicht dieser Lebensweise anpassen werde. Dass ich ihn da respektiere. Aus Respekt vor ihm kommt kein Alkohol und kein Schweinefleisch ins Haus. Aber das heißt nicht, dass ich aus seiner Überzeugung heraus komplett auf diese Dinge verzichte. Das hab ich ihm am Anfang so gesagt. Dass es nicht in Frage kommt, dass er mich in der Sache verändern kann.
Der Streit an dem Tag fing damit an, dass ich dieses Thema noch einmal angesprochen habe, weil ich schon länger das Gefühl hatte, er hätte sich im Laufe der Zeit irgendwie eingebildet, ich hätte mich da verändert. Weil ich ja auch nie vor ihm Schweinefleisch oder Alkohol konsumiert habe. Und aufgrund mehrerer kleinerer Aussagen von ihm (z.B.Das essen wir doch nicht) , hatte ich die Befürchtung, er hätte mich zwangsmäßig in seine Welt aufgenommen. Eigentlich habe ich gar nicht damit gerechnet, dass ihn das so aufbringen würde, wenn ich ihm sage, dass ich nach wie vor esse und trinke was ich will. Und dass ich das nur aus Respekt vor ihm nicht gerade vor seiner Nase tue. Weil eigentlich wusste er es ja schon. Aber irgendwie war dann meine Befürchtung doch wahr und er hatte sich wahrscheinlich erhofft, ich hätte meine Lebenseinstellung durch ihn umgestellt. Es kam zu einer heftigen Auseinandersetzung, bei der er mir unter anderem vorwarf, ich hätte kein Verständnis für Familie. (Weil ich ja jeden Abend weggehe und mich besaufe). Also bei ihm ist man entweder total gegen Alk oder man ist Alkoholiker.
Wir haben uns dann irgendwie wieder vertragen (mittlerweile haben wir uns da auch ausgesprochen und verstehen uns jetzt einander in dem Punkt), aber ich habe seit dem das Gefühl, dass sich irgendwas in mir verändert hat. Vielleicht liegt es auch nicht nur an dem Streit. Ich hänge nicht mehr so an ihm. Wo ich mich früher noch beschwert habe, dass er zu viel am Pc sitzt (darüber hab ich auch mal einen Thread verfasst), ist mir das jetzt egal. Ich beschäftige mich mit mir selbst und bin überhaupt nicht mehr auf ihn angewiesen.
Dass ich jetzt nicht mehr so extrem nach Aufmerksamkeit verlange kann man vielleicht positiv sehen. Und auch dass ich bei Diskussionen nicht mehr so extrem dramatisch reagiere, dass ich bei solchen Situationen nicht mehr so leide und aus Verzweiflung nur noch hysterisch rumschreie. Dass ich dort in letzter Zeit viel ruhiger und neutraler bin, ist vielleicht auch ganz gut. Aber irgendwie macht mir das Angst. Das sieht fast so aus, als wäre er mir egal geworden. Im Moment hätte ich auch nichts dagegen, wenn wir uns für einige Zeit nicht sehen würden. Im Gegenteil: Ich hab das Gefühl, ich brauche diesen Abstand. Als ob ich zu viel von ihm habe und eine Pause brauche.
Er ist auf keinen Fall so ein Typ, der mich tyrannisieren würde, wenn ich nicht nach seiner Pfeife tanze. Er zwingt mich zu nichts. Aber ich habe so eine komische Angst, meine Freiheit zu verlieren. Ich bin eigentlich überglücklich mit ihm und liebe ihn über alles. Aber im Moment fühlt sich der Gedanke, mit ihm eine Familie zu gründen, teilweise wie ein Gang ins Gefängnis an. Obwohl er mich ja nicht einsperrt. Und dass ich nicht mehr jedes Wochenende ausgehen kann, wenn ich ein Kind habe, ist ja klar. Das ist ja nicht nur bei Moslems so. Aber gerade dass ich, wenn ich erstmal ein Kind habe, meine Vergangenheit komplett hinter mir lassen muss, macht mir Angst. Ich fürchte, dass das eine allgemeine Angst davor ist, etwas zu versäumen.
Ich habe ihn gestern darauf angesprochen, dass ich mal ein Wochenende mit meiner besten Freundin weggehen will. Um mal wieder richtig einen draufzumachen wie in alten Zeiten. Ich habe ihm angeboten, dass er dasselbe mit seinen Kumpels machen kann. Oder einfach mal ein Wochenende zu seinem Bruder zu fahren, weil er die Kinder ja so sehr vermisst. Er hat nichts dagegen gesagt, aber ich habe gespürt, dass ihn das verletzt hat. Ich glaube ich habe ihm damit das Gefühl gegeben, dass er mir nicht mehr genügt. Denn als ich ihm dasselbe angeboten habe, also dass ich auch nichts dagegen hätte wenn er mal einen Ausflug ohne mich machen würde, meinte er, er würde die schönste Zeit mit mir verbringen und würde das nicht brauchen. Damit hat er mir indirekt vorgeworfen, dass er mir nicht genügt um glücklich zu sein und ich mein Glück woanders suche. Ich hab mich danach so schlecht gefühlt, dass ich die ganze Nacht nicht schlafen konnte.
Bisher war ich immer diejenige, die ihm bei Auseinandersetzungen immer mangelnde Liebe vorgeworfen hat. Und jetzt habe ich das Gefühl, dass er mich im Moment mehr braucht als ich ihn. Aber ich liebe ihn doch. Ich habe im Moment nur das Gefühl, dass ich ein bisschen Auslauf brauche. Ich will mit meinen Freundinnen weggehen und mich mal wieder richtig volllaufen lassen, albern sein, lachen, Spaß haben. Das kann man mit meinem Mann nicht sehr gut. Nicht dass er keinen Humor hat, aber er verliert dabei nie seine Logik. Ich sehe das irgendwie auch als Abschied. Dieses letzte Mal weggehen, bevor der Ernst des Lebens anfängt. Noch ein letztes Mal Mädchen sein, bevor ich zur Mutter werde. Er hat es nun akzeptiert. Aber begeistert ist er davon nicht und das macht mich irgendwie fertig. Ich will ihn ja nicht quälen. Aber wenn ich das nicht mache, werde ich es immer bereuen.
Das Problem ist, wenn ich so mal weggehe und dort was trinke (ein oder zwei Cocktails), dann beschwert er sich immer, wenn ich nach Hause komme, über meinen Alkoholgeruch. Er meinte, er würde sich dann schwer tun, mich zu küssen, was für ihn ein Problem ist. (Also dass er sich vor seiner Frau ekeln muss) Da gebe ich ihm auch Recht. Das belastet mich ja auch, dass ihn das dann so sehr stört. Aber deswegen darauf verzichten? Kann man da keinen Kompromiss eingehen? Ich mein wir reden von einem oder höchstens zwei Wochenenden im Monat, wo ich mit meinen Freunden, die ich sowieso nicht so oft sehe, weggehe. Deshalb auch der Vorschlag, dass ich mit Freundin wegfahre oder er wegfährt, so dass wir für ein paar Tage getrennt sind und uns da nicht gegenseitig stören.
Ich hab schon so viel geschrieben, teilweise zusammenhanglos. Tut mir Leid, dass ich eure Köpfe so rauchen lasse. Aber so durcheinander wie der Text ist, bin ich auch gerade. Aber ich hoffe, dass ich das wesentliche verständlich machen konnte. So schwer es auch ist, etwas aus diesem Thread zu verstehen ich hoffe trotzdem, dass jemand dazu was zu schreiben hat. :-)
Ich bedanke mich schonmal im Voraus
Lg
Nadine
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