Ich (29) versuche mich kurz zu halten mit meiner Geschichte. Es kostet mich viel Überwindung hier zu schreiben…
Im April habe ich mich von meinem Ex-Partner getrennt - ich kam mit ihm nur 4 Wochen nach einer langen (fast 10-Jährigen) Beziehung zusammen und er hat mich denke ich "getröstet". Nach 4 Wochen wollte ich mich trennen, da ich gemerkt habe es entwickelt sich nicht richtig. Er hat das nicht zugelassen und so waren wir dann 3 Jahre zusammen bis ich im April den "Befreiungsschlag" gewagt habe. 1 Jahr haben wir auch zusammen gewohnt und er hat mich am Ende eigentlich fast nur noch "genervt" obwohl er immer lieb war, immer eingesteckt hat und alles getan hat. Wir hatten auch immer mal wieder gute Zeiten, aber ich hatte zB auch gar keine Lust mehr ihn zu küssen geschweige denn Sex zu haben. Er zog erst Anfang Juni aus der gemeinsamen Wohnung aus. Bei mir stand berufstechnisch ein Auslandsaufenthalt in Brasilien an, Mitte Juni ging es los. Ich hatte schon lange mit meinem Ex abgeschlossen und war auch nicht besonders traurig. Ich konnte mir weder Ehe noch Kinder mit ihm vorstellen. Er war mir intellektuell unterlegen und ich war es einfach leid, ihm jede Kleinigkeit des Lebens zu erklären. Er ist auch ein sehr zurückhaltender Typ gewesen, was mich eigentlich immer gestört hat, da das im Grunde nicht zu mir passt. So war ich als Single sehr happy, habe hier und da mit Männern geschrieben, wenige getroffen, es war aber nichts Besonderes dabei.
Nun bin ich in Brasilien und habe vor 2 Monaten einen Brasilianer (P., 33) kennengelernt. Er ist sehr intelligent, supergut in seinem Job, hat einen unglaublich tollen Humor, wir haben die gleichen Lebensziele, er hat bereits einige Zeit in Europa gelebt und wäre absolut bereit für mich nach Deutschland zu kommen. Das hat nichts mit "Asyl" o.ä. zu tun, er zieht dabei nicht in Betracht, mich zu belasten.
Er ist ein extrem guter Mensch, sehr gute Werte, herzlich, besorgt, ...
Beim ersten Treffen hat er mich nicht vom Hocker gehauen, aber ich bin dran geblieben, allein schon wegen des tollen Humors. Es passte schon zu Anfang beim Schreiben unglaublich gut (haben uns über eine App kennengelernt).
Ich muss dazu sagen, dass ich aber generell den Männern beim Kennenlernen nicht nur "eine Chance" gebe, weil ich finde nach einem Treffen weiß ich noch nicht, ob es was werden kann … sofern beiderseits Interesse da ist, schaue ich gerne nochmal genauer hin.
Wir haben eine wirklich tolle Zeit miteinander verbracht. Ich wurde kurz nach dem Kennenlernen sehr krank hier und er hat sich liebevollst um mich gekümmert. Mich nachts ins Krankenhaus gefahren, Tee gekocht, etc. pp. Das ist wirklich unbeschreiblich. Danach folgten zwei Wochenendtrips ans Meer und es war herrlich. Er hat mir die Sterne vom Himmel geholt. Wir haben viele tolle romantische Momente erlebt und ich werde bei bestimmten Liedern einfach extrem emotional, weil ich sie mit ihm verbinde.
Sein Lachen und Lächeln ist der Wahnsinn, so ansteckend! Auch der Sex ist wunderbar und leidenschaftlich.
Nun zum "Problem". Er hat mir nach recht kurzer Zeit (2 Wochen) seine Liebe gestanden. So schnell war ich nicht. Ich glaube generell, dass sich Männer einfach zu schnell in mich verlieben…
Ich bin dann irgendwie zu schnell mitgegangen, obwol die Gefühle nicht so richtig gefestigt waren und habe "es" gesagt, ohne mir ganz sicher zu sein. Ich weiß das ist sehr unfair. Ich hatte/habe auch nicht die berühmten Schmetterlinge im Bauch, wobei ich das nicht unbedingt als Problem werte. Bei meiner langen Beziehung (fast 10 jahre) war ich mir nach 3 Monaten auf einmal auch nicht mehr sicher, ob ich ihn liebe. Da war ich 17 Jahre alt. Und wir hatten trotzdem eine schöne Partnerschaft mit Liebe, die dann aus anderen Gründen kaputt ging.
Nun plagen mich seit 2 Wochen extreme Zweifel an meiner Liebe, an der Beziehung. Ich hinterfrage jedes meiner Gefühle, ob es "echt" ist, ich schlafe nachts nicht mehr und es zehrt an meiner Energie. Ich würde mich so gerne fallenlassen und einfach abwarten was passiert. Aber ich möchte am liebsten JETZT wissen, dass er der Richtige ist, für's Leben. Ich will auf gar keinen Fall den gleichen Fehler machen, wie bei meinem Exfreund und eine Beziehung eingehen, die eigentlich nicht "hätte sein sollen". Mein Ex und P. könnten unterschiedlicher nicht sein, sodass es im Grunde keinen Sinn macht, zu vergleichen. Aber ich vergleiche meine Situation, meine Gefühle permanent und suche nach Unterschieden.
Er ist der erste Mann in meinem Leben, bei dem ich mir ernsthaft Hochzeit und Kinder vorstellen kann, aber meine Gedanken machen mich wahnsinnig. Ist er der Eine? Gibt es da irgendwo einen Mann, bei dem keine Zweifel aufkommen? (Wobei ich glaube, dass es an mir liegt und ich immer zweifeln werde). Wird es funktionieren? Was, wenn er nach Deutschland kommt und alles den Bach runter geht?
Noch habe ich 3 Monate bis zu meinem Rückflug. Aber ich laufe auf Sparflamme, weil mich das Thema so beschäftigt. Ich setze mich selbst unglaublich unter Druck, eine Entscheidung zu treffen. Aufgrund der Gedankenspiralen komme ich schon fast zu dem Entschluss, es einfach aufzugeben, weil ich keinen Ausweg sehe.
Meine Mutter war für 4 Wochen zu Besuch und hat ihn kennengelernt. Mit ihrer Menschenkenntnis hat sie mehrfach gesagt "Das ist der Mann deines Lebens!". Ich vertraue ihr und ich weiß er ist ein unglaublicher Mensch, aber ich habe den Anspruch mir eben "ganz sicher" zu sein.
Er weiß von meinem Problem, wir reden sehr viel über alles. Aber das "auf-und-ab" der Gefühle ist für uns beide nicht gut. Einen halben Tag bin ich mir ganz sicher, ich will keinen anderen (v.a. wenn ich mit jemandem darüber geredet habe und höre, dass auch bei anderen Pärchen keine Hollywood-Story abläuft), dann ändern sich meine Gefühle von 100 zurück auf 0 und ich weiß gar nichts mehr.
Inwiefern ist diese Ambivalenz normal?
Habe ich mich zu schnell in etwas hineingestürzt?
Wird es einen Punkt geben, an dem ich Klarheit sehe?
Was kann ich momentan machen um die Situation zu verbessern? Ich kann meine Zeit hier kaum noch genießen, weil sich alles nur noch um ihn und mich dreht. Er ist mir so wichtig geworden. Warum macht mich das so fertig? Wäre ich nicht verliebt, würde ich mich doch nicht so fertig machen, oder? Es tut so weh.
Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Gespräche helfen auch nicht mehr.
Ich muss dazu sagen, dass ich stark "kopflastig" bin, generell Entscheidungen in meinem Leben permanent hinterfrage und erst zufrieden bin, wenn ich einen "Beweis" habe, dass es die richtige Entscheidung war (z.B. beim Jobwechsel).
Vielen Dank!