Hallo ihr lieben. Ich muss mir ein mal meine Situation niederschreiben und hoffe, dass mir vielleicht jemand helfen kann.
Seit knapp zweieinhalb Jahren bin ich mit meinem Freund zusammen.
wir sind beide Anfang 20 und aus eher praktischen Gründen heraus schon nach wenigen Monaten zusammengezogen. Dabei wohnte ich schon in Verschiedenen Wohnungen alleine und er kam direkt von seiner Mutter.
ich habe meinen Freund als einen vollkommen unkomplizierten, entspannten, super lustigen Mann kennengelernt. Er war warmherzig, könnte keiner Fliege etwas zuleide tun und mochte mich auf sehr ehrliche Weise. All diese Eigenschaften schreibe ich ihm noch immer zu. Er hat sich eigentlich nicht verändert. Jedoch wurden genau diese Eigenschaften immer mehr zum Problem. Warmherzigkeit stellte sich schnell als Bequemlichkeit heraus, die Entspanntheit wurde schnell zur Unfähigkeit, sich um etwas zu kümmern, für Dinge verantwortlich zu sein, sich aufzuraffen. Nichts bekam er auf die Reihe. Leider bin ich kurz nach unserem Zusammenzug schwanger geworden. Wir haben uns riesig gefreut, aber ich hatte auch Zweifel, die sich im Laufe der Schwangerschaft immer wieder bestätigt haben.
wenn er Lust hatte ist er auf Festivals gefahren, hat mich an meinem Geburtstag hängen gelassen, war oft über Nacht weg, ohne Bescheid zu geben..immer wieder fühlte ich mich im Stich gelassen.
um nicht jeden Tag aufs neue die Enttäuschungsgefühle zu empfinden, regelte ich eben alles selbst. Ich kümmerte mich um den Haushalt,den Einkauf, kochte ihm täglich etwas zu essen, wusch seine Wäsche, sorgte für eine neue Wohnung(in unserer schimmelte es), organisierte Umzug und alle anderen anfallenden Dinge(mittlerweile schon kurz vor der Entbindung) und hatte jeden Tag Angst,ihn nicht zu erreichen, wenn das Baby kommt, einfach weil er sich nicht sehr um sein Handy scherte.
immer wieder wurde ich wütend wenn es mir zu viel wurde und ich mich ohnmächtig fühlte, er schob aber alles auf die Hormone und sagte ich sei sein Hausdrachen, aber das wäre schon in Ordnung.
so, nun ist das Baby bereits 8Monate alt. Wahnsinnig fordernd aber natürlich überaus wundervoll!
weiterhin kompensiere ich all das,was mein Freund nicht leisten kann und will immernoch werde ich wütend wenn ich mich alleingelassen fühle, es sind immernoch die gleichen Themen, das was sich seit Beziehungsbeginn geändert hat ist so minimal, dass wir in dem Tempo noch 100Jahre bräuchten, bis ich dauerhaft glücklich sein könnte.
im Klartext: mein Freund ist geistig abwesend, lustlos, bequem, kann nicht an morgen denken, ist total ungreifbar, unzuverlässig; eine richtige Trantüte.gleichzeitig ist er ein kleines Kind, das sich von mir bemuttern lässt. Gehen wir beispielsweise gemeinsam einkaufen, isst er auf Nachfrage alles, braucht nichts bestimmtes und schlurft lustlos neben mir her. Zuhause angekommen meckert er, dass wir keine Cola gekauft haben. Gestern gab es Pellkartoffeln mit Quark und Möhrensalat(im Gegensatz zu Lasagne o.ä.) und mein Freund fand erstens: wo ist denn jetzt mein Essen? Und war zweitens völlig überfordert mit den Kartoffeln, weil er einfach noch nie welche gepellt hatte. Wenn er von der Arbeit kommt und nicht richtig ausgelastet ist, weil er nicht mit seinen Arbeitskollegen rumalbern(Zitat) konnte, holt er das einfach zuhause nach. Zieht Grimassen, wirft die Arme in die Luft und hüpft herum. Benimmt sich einfach wie der Hauskasper höchstpersönlich.
er ist der tollste Papa für unsere gemeinsame Tochter, den ich mir vorstellen kann. Spielt viel mit ihr, wechselt ohne zu murren die Windeln etc.
aber er ist kein Partner für mich!
für gemeinsame Spaziergänge oder ähnliches muss ich jedes Mal kämpfen, für ihn ist selbstverständlich, dass er jedes Wochenende bis zum Mittag ausschlafen kann, weil er ja in der Woche arbeitet. Gekocht oder eingekauft hat er noch nie! Zum Geburtstag oder zu Weihnachten ein Geschenk bekommen? Nie! Aber nicht weil es an Wünschen oder finanziellen Mitteln mangelte, sondern schlichtweg weil er es nicht auf die Reihe bekommen hat.
wenn ich ihm sage, dass er die Spülmaschine ausräumen soll oder den Müll runterbringen..kein Problem, das macht er alles. Aber eben nur dann und ich möchte nicht in dieser seltsamen Mutterrolle sein.
diese Mutter-Sohn-Beziehung ist eigentlich echt pervers. Sie scheint aber der einzige Weg zu sein, wie wir zusammen bleiben können. Ich kompensiere alles was er nicht leistet und lasse ihn so vor sich hin träumen.
nein! Nicht weiter!
ich mache das nicht mehr mit.
ich bin kurz davor, mich zu trennen, obwohl wir uns eigentlich lieben. Ich würde ihm damit so sehr das Herz brechen und mir auch. Aber ich sehe einfach nicht, wie er in dieser Situation selbstständig werden soll.
Habt ihr eine Idee?
wenn ich einfach nicht mehr koche zB, macht er sich eben eine Pizza. Ich gehe dabei leer aus. Ist keine Pizza da, isst er eben nichts. Er kommt mit seiner Ausweichstrategie immer durch.
meine Idee wäre noch, dass wir in getrennten Haushalten weiterleben, er kann lernen, für sich selbst zu sorgen, in allen Lebensbereichen, kann seine Junggesellenbude haben wenn er das braucht, kann seine Tochter natürlich jederzeit sehen und eventuell macht es irgendwann Klick und er ist ein anderer Mann?der mir ein lebensfroher, motivierter und zuverlässiger Partner sein kann?
oder meint ihr das ist völlig weit hergeholt und er ist eben wie er ist? Vielleicht doch der klare Schnitt?
so geht es jedenfalls nicht weiter, ich freue mich über Zuschriften.