Vor einigen Tagen habe ich hier einen Beitrag unter einem anderen Nick reingestellt - Naya- aus völlig bescheuerten Gründen, ich war nämlich zu feige den eigenen zu nehmen. Ich weiß, ich bin blöd und es tut mir leid.
Um euch ein wenig zu versöhnen, möchte ich euch eine von mir geschriebene Kurzgeschichte schenken.
Damit veraabschiedet sich Naya endgültig und wird wieder Murmel - versprochen!!!
Die moderne Frau – ein Märchen
Der Film ist unterbrochen, die sogenannten Commercials laufen über den Bildschirm. Und da ist sie wieder, meine Lieblingswerbung. Ihr kennt sie bestimmt. Sie kommt vom Einkaufen völlig entspannt nach Hause, natürlich war Sie ohne Kinder einkaufen, umsorgt sofort ihre Lieben und hat immer ein Lächeln auf den Lippen und sieht auch noch gut aus. Wow, wie macht sie das nur? Was mache ich falsch? Ich stehe nämlich jeden Morgen um sieben Uhr auf und flitze eine Dreiviertelstunde später zur Arbeit. Nachdem ich dort meinen Mann gestanden habe, natürlich habe ich auch ein anregenes Schwätzchen mit meinen Kollegen gehalten – eigentlich mehrere - lege ich völlig erschöpft um siebzehn Uhr den Stift nieder – ja, in der Dienstleistungsbranche ist soetwas möglich, ich wollts auch nicht glauben – und schmeiße mich auf den Beifahrersitz meines Kollegen und lasse mich nach Hause fahren. Ich kann nicht Auto fahren. Kurz bevor ich die mir so vertraute und ersehnte Wohnungstür auch nur im entferntesten entdecken kann, fällt mir ein, dass mal wieder ich mit dem Abholen der Kinder beauftragt wurde. Ja Mann hats gut, er darf Überstunden machen. Also renne ich flugs in den Kindergarten, wo ich natürlich erstmal von den Kindern nichts sehe, weil sie sich in die letzte Ecke des Gartens verkrochen haben und unerlaubt Blätter von den Sträuchern naschen. Wenn ich die Oma erwische, die meinen Kindern weis gemacht hat, dass man die Blätter essen kann, ich schwöre sie bekommt zum Dank eine riesige Schüssel grüner Blätter von mir und darf sie alle allein aufessen. Endlich die Rabauken gefunden, übersehe ich die schlammigen Hosen und das heraushängende Unterhemd meines Großen, aber bei dem Anblick der Schnoddernase der Kleinen – och nö. Jetzt muß ich überlegen, nehme ich zwei Schmutzfinken mit zum Einkaufen und spiele dabei die Nein-Platte ab oder gönne ich mir heute einen enspannten Einkauf bei Aldi. Hmmm, so ganz allein zwischen den Regalen und nur ich allein entscheide was ich kaufe. So mach ichs dann auch. Schnell die Kinder nach Hause gebracht und weg bin ich, natürlich nicht ohne konkrete Anweisungen zu hinterlassen. Funktioniert fast immer. Wenn ich dann vom Einkaufen nach Hause komme, bin ich schon mal das erste mal grillig. Die Hälfte habe ich nämlich vergessen zu besorgen. Beim Verstauen der Sachen rennen mir die Kinder und die Katze um die Beine, der Kassenbon ist verschwunden und die Milchpackung undicht. Natürlich waren die Kinder nicht brav während ich bei Aldi in der Schlange stand, sondern machten aus ihrem gemütlichen Kinderzimmer mal eben Chaos City. In diesem Moment möchte ich die Werbeindustrie verklagen und die liebevolle, entspannteMutter aus der Werbung umbringen. Ich unterdrücke diese Wünsche, denn ich muß noch mal los, schließlich muß ich den Rest, den ich vergessen hatte, holengehen. Meinen Kindern macht ihr Chaos offensichtlich einen heiden Spaß, denn als ich wiederkomme haben sie Chaos City erweitert und bis aufs Wohnzimmer ausgebaut. Seufz, wo sind die Kinder, die immer in der Werbung so sauber und ordentlich sind und eventuell zu Bruch gegangene Gegenstände längst repariert haben? Naja, man kann nicht alles haben. Ein Blick in die Küche lässt allerdings alle meine Gesichtszüge entgleisen. Jetzt bin ich das zweite mal grillig. Wer hat das Fenster aufgemacht und den Tornado reingelassen? Zwei unschuldig dreinschauende Kinder nehmen meine Hand und trocknen mein Gesicht. Nur langsam komme ich wieder zu mir, gebe den Kindern den Rat, ganz schnell das Chaos zu beseitigen, verstaue meinen zweiten Einkauf und studiere die Kassenbons, habe den ersten nämlich im Butterfach wieder gefunden. Bei den Preisen soll ich jetzt entspannt aussehen? Ha. Wieder verspüre ich den Wunsch einen Mord zu begehen. Es kostet mich einige Mühe mich zum Badezimmer durchzuschlagen, denn das Chaos schnell zu beseitigen scheint über die Fähigkeiten meiner Kinder hinauszugehen. Ich überstehe ziemlich heil einen Katzenangriff während ich die Wäsche sortiere und in die Maschine werfe. Noch schnell das Program eingestellt. Uff, geschafft. Mit einem Blick auf die Uhr stelle ich fest, dass mein Göttergatte gleich von der Arbeit nach Hause kommt und mit ziemlicher Sicherheit weiß ich, das ihm Chaos City nicht als geeigneter Wohnort erscheint. Als moderne Frau weiß ich was ich zu tun habe. Ich rutsche zusammen mit den Kindern über den Boden und klaube schließlich die Reste des Schlachtfeldes aus der Couch und beseitige die Tornadoschäden in der Küche. Versteht sich von selbst das ich fertig bin, wenn der Schlüssel meines Mannes sich im Türschloß dreht. Es wird ihn nicht interessieren, wie groß Chaos City sein kann, den Tornado in der Küche glaubt er mir nie und so lächel ich ihn fröhlich und vergnügt entgegen und muß mir die Frage gefallen lassen, wann es was zu essen gibt. Nur eine Sekunde später höre ich ihn in der Küche über die Katze fluchen. Ich muß gar nicht hingehen und nachschauen, da ich nämlich vergessen habe sie zu füttern und die offene Büchse stehen gelassen habe, wird sie sich wohl selbstbedient haben. Kein Wunder, das Männer denken, wir könnten Gedanken lesen. Mit Schrubber undWassereimer bewaffnet gehe ich zu meinem Lieblingsort, in die Küche. Klingt schon eigenartig, aber hier ist es ruhig - wenn ich nicht immer vergessen würde die Tür zu schließen. Mietze hat sich übrigens nicht nur bedient, nein - sie mußte es gleich auf dem gesamten Küchenboden verteilen. Seufz, immer ich. Aber ich bekomme heute noch was zu lachen. Mein Göttergatte meint doch tatsächlich zu mir: „Wir könnten doch heute mal was zum Abend kochen“. Wir kochen übrigens nicht. Ich koche, wie immer und aus reinem Selbstschutz. Er kann nämlich nicht kochen und wenn er es doch tut, dann kann man es nicht essen. Und wie immer finden meine Kinder was zum Mäkeln. Gott war ich auch so? Wieso ißt ein Kind keinen Brokkoli wenn er wunderschön auf dem Teller zu sehen ist, aber wenn er im Kartoffelbrokkoliauflauf anwesend ist, wird mir als Unwissende erklärt, man esse schon immer Brokkoli? Nachdem ich also wiedermal meine Kinder so offensichtlich vergiftet habe, bin ich zum dritten Mal grillig, denn den Abwasch mache natürlich wie immer ich. Ich putze übrigens auch mit den Kindern die Zähne, helfe ihnen beim Waschen und Umziehen und gebe ihnen einen Gutenachtkuß. Allerdings macht der Vater das auch, ich meine das mit dem Gutenachtkuß. Nur für den Fall, ich denke jetzt, ich könnte mich endlich entspannen, fällt mir doch tatsächlich die fertige Waschmaschine ein und da wir keinen Trockner besitzen (mein Göttergatte denkt wir brauchen soetwas nicht), hänge ich schweren Herzens die Wäsche auf. Doch danach, oh süßes Nichtstun. Noch schnell was zu trinken holen und die Füße hochlegen. Aaah, tut das gut. Heute kann mich nichts mehr erschüttern.
Der Film wird unterbrochen, die sogenannten Commercials laufen über den Bildschirm. Und da ist sie wieder, meine Lieblingswerbung. Ihr kennt sie bestimmt. Sie kommt vom Einkaufen völlig entspannt nach Hause, natürlich war sie ohne Kinder einkaufen, umsorgt sofort ihre Lieben und hat immer ein Lächeln auf den Lippen. Nur ich nicht mehr, denn ich breche in Tränen aus. Warum nur?