Das ist das erste Mal, dass ich darüber mit jemandem außer meiner Schwester und meinem Vater rede.
Meine Mutter hat ein Alkoholproblem, was die ganze Familie belastet. Das alles geht schon solange ich denken kann, laut Aussagen meines Vaters hat es mit dem Tod meines Bruders angefangen. Mein Bruder ist, als er 3 Tage alt war, ca. 1 Jahr bevor ich geboren wurde, durch einen Ärztefehler gestorben. Das Ganze war und ist für meine Mutter natürlich unglaublich hart. Ich fange am Besten mal damit an, wie sie ist, wenn sie nichts getrunken hat. Meine Mutter ist die liebevollste und fürsorglichste Frau, die ich kenne. Sie ist und war immer für meine Schwester und mich da, hat uns immer geholfen, wenn wir ein Problem hatten. Sie sorgt sich wahnsinnig um uns, ist der Typ Mutter den man als "Übermutter" bezeichnen würde. Sie arbeitet viel, ist selbstständig. Ich liebe sie auch wirklich über alles! Ihr Trinkverhalten zeiechnet sich wie folgt aus: Wenn sie viel Stress hat, was eigentlich meistens der Fall ist, trinkt sie jeden 2. Abend zu viel, sie arbeitet dann und trinkt dabei. Es gibt auch Zeiten wo sie kaum etwas trinkt und dann kommen wieder Zeiten wo es wirklich jeden 2. Abend zum Absturz kommt. Ich hatte früher damit ganz gravierende Probleme, bin eher ein Mamakind, weil sie zu Hause war und mein Papa außer Haus arbeitet. Wenn sie dann getrunken hatte, konnte ich nie schlafen, hatte Angst, dass ihr etwas passiert und wollte sie überreden schlafen zu gehen. Habe dann oft meinen Vater oder meine Schwester geweckt, weil ich einfach Angst um sie hatte. Meine Mutter wurde bei solchen Gelegenheiten immer wahnsinnig aggressiv, hat um sich geschlagen, meinen Vater, mich, meine Schwester. Es flogen Teller, alles was ihr in die Finger kam, sie hatte dann 0 Kontrolle über sich. Sie hat sich dann auch oft versteckt, wollte ihre Ruhe. Aber ich als 8,9,10 Jährige habe das natürlich nicht verstanden und bin ihr hinterher gelaufen, hatte Angst dass sie sich was antut oder dass sie aus dem Haus geht und nie wieder kommt. Das waren solche schlimmen Erlebnisse für mich. Sie hat mich auch ein paar mal im Keller eingeschlossen. Ich war wohl auch ein schwieriges Kind aber trotzdem war das für mich das Schlimmste, was man sich vorstellen kann. Es fällt mir gerade unglaublich schwer darüber zu schreiben, muss weinen, wenn ich diese verdrängten Erinnerungen hoch hole. Ich hatte immer solche Angst um sie und das als kleines Mädchen wegzustecken ist nicht leicht, wenn nicht sogar unmöglich. Ich habe ihren Alkohol versteckt, sie hat ihn trotzdem immer wieder gefunden. Die größte Angst hatte ich immer, wenn mein Vater auf Dienstreise fahren musste, da hatte ich keinen, der mir hilft. Meine Schwester war da schon älter, konnte das besser verkraften und war da zum Teil auch einfach gelassener als ich. Meine Mutter sagt, sie trinkt, wenn sie überfordert ist. Sie ist permanent überfordert und sucht sich zum Teil dann auch Probleme, über die sie dann nachts brüten kann. Ich verstehe sie mit ihrer Überforderung ja auch wirklich, es ist alles viel zu viel. Wir haben Immobilien und damit immer Ärger, haben gebaut und sind von unserem Architekten übers Ohr gehauen worden. Das sind alles Sachen, die sie dann immer in Krisen stürzen. Vor etwa 3 Jahren passierte dann etwas wovon ich dachte, dass es ihr vielleicht eine Lehre war. Sie ist nachts betrunken 100m zum Zigarettenautomaten gefahren, wurde angehalten und musste ihren Führerschein abgeben, was für sie wirklich tragisch war. Sie musste eine MPU machen, Fahrstunden nehmen und regelmäßig die Leberwerte vom Arzt untersuchen lassen um sicherzustellen, dass sie nichts mehr trinkt. In dieser Zeit (1 Jahr) hat sie NICHTS getrunken und ich dachte wirklich wir haben es geschafft! Danach hat es langsam wieder angefangen mit der Trinkerei und jetzt sind wir wieder da wo sie vorher war. Ich muss sagen dieses Erlebnis war auch ein sehr schlimmes für mich, da ich nachts aufgewacht bin, mir was zu trinken holen wollte und sie nicht da war. Ich habe ja die Flaschen gesehen, dachte sie ist ins Bett, da war sie auch nicht. Sie war im ganzen Haus nicht zu finden. Ich habe mir die allergrößten Sorgen gemacht, meine Schwester und meinen Vater gerufen. Hatte so unglaubliche Angst, dass ihr was passiert ist, denn das Auto war ja weg. Ich habe wirklich Todesängste ausgestanden, war hysterisch, habe geweint, konnte wirklich nicht mehr klar denken. Mein Vater ist dann losgefahren um sie zu suchen und hat gesehen, dass das Auto 100m vom Haus weg stand. 2 Stunden vergingen bis meine Mutter dann mit der Polizei zu uns nach Hause kam. Ich war unendlich erleichtert und habe sie im gleichen Moment zum Teufel gewünscht, weil sie uns so in Angst versetzt hat. Im Moment ist es wieder besonders schlimm. Eigentlich jeden Abend trinkt sie etwas, mich macht es eigentlich nur noch wütend. Haben ständig Streit deshalb. Sie wird dann auch extrem unfair und stellt mich als Versagerin hin. Habe damit wirklich schwer zu kämpfen. Ich mache dieses Jahr Abitur und danach will ich eigentlich nur noch hier weg. Auf der anderen Seite liebe ich meine Eltern über alles und fühle mich noch gar nicht richtig bereit um alleine zu leben. Meine Eltern wollen mich auch eigentlich nicht gehen lassen. Ich denke allerdings, dass es gut wäre auszuziehen um mich von dieser ganzen Misere zu distanzieren. Es macht mich kaputt und ich will nicht wissen was bei mir schon alles kaputt im Kopf ist dadurch. Eigentlich ein Wunder, dass ich ohne große Schwierigkeiten durch die Pubertät gekommen bin, keine Drogen, kein Alkohol. Meine Schwester konnte sich davon schon immer leichter distanzieren und seit sie ausgezogen ist hat sie damit gar nichts mehr am Hut. Ich weiß einfach nicht was ich machen soll, fühle mich so hilflos, weil ich gegen eine Wand rede. Ich würde mir so wünschen eine normale Mutter zu haben. Heute hat sie mich ins Gesicht geschlagen und ich habe ihr gesagt, dass sie mich, wenn sie das noch ein einziges Mal tut, nie nie nie nie wieder sieht. Daraufhin hat sie ganz erstaunt geschaut, ich habe das noch nie mit so einer Deutlichkeit und Selbstsicherheit zu ihr gesagt wie heute. Ich habe immer noch Angst um sie aber es ist weniger geworden als früher, ich habe jetzt natürlich mehr mein eigenes Leben als damals, wo sich 90% in der Familie abgespielt haben. Könnte jetzt noch ewig mit Beispielen kommen aber ich denke das reicht erstmal. Wenn es noch Fragen gibt, fragt mich!
Habt ihr einen Rat für mich? Was kann ich tun? Kann ich ihr irgendwie helfen? Ich liebe sie trotz allem über alles! Vielen Dank an die, die sich das alles durchgelesen haben!
Psiloveyou