Viel Arbeit...
Hallo Fesi,
aus einem Wortgefecht eine vernünftige Diskussion zu machen, ist viel Arbeit, aber das Prinzip ist einfach: Man muss mit Respekt miteinander sprechen. Das heißt vor allem: Erst denken, dann reden. Die Argumente des Partners in Ruhe anhören, bevor man antwortet. Wenn man nicht versteht was er damit meint oder wenn er unsachlich wird, ruhig und sachlich nachfragen. Jegliches lauter werden des Partners ignorieren und ruhig weiter reden/fragen. Bei Vorwürfen nicht direkt verteidigen, sondern nach einer Lösung suchen. Sollte es ein "Reizthema" sein, bei dem man am liebsten in die Luft gehen möchte, den Vorwurf anhören und um Bedenkzeit bitten. Das Thema dann zu einem ruhigeren Zeitpunkt wieder anschneiden. Bis dahin kann man auch in Ruhe überlegen, wie man ihm die Kritik am besten beibringt. :)
Immer in "Ich-Botschaften" sprechen, (z.B.: "Ich habe das Gefühl, dass..."), dies klingt weniger vorwurfsvoll als z.B. "Du machst immer..."
Jeden Standpunkt ausdrücklich zur Verhandlungsbasis erklären. Selbst wenn man vorhat, nie und nimmer von seiner Position abzuweichen, hat man die besten Chancen wenn man dem Partner wenigstens vermeintlich eine Möglichkeit einräumt.
Bei heiklen Themen betonen, dass es nicht als Vorwurf gemeint ist sondern sagen, dass man sich nur den Ärger von der Seele reden möchte. Das hält den Zorn des Partners in Grenzen, während man ihn zur Schnecke macht. Dabei stellt man dann meistens sogar fest, dass es wirklich schon sehr geholfen hat sich den Ärger von der Seele zu reden und man anschließend sachlich über das Problem diskutieren kann.
Sollte der Partner sich in endlose Schimpftiraden verlieren, hilft es, wenn man einfach mal nachfragt, wie das denn gemeint sei. Entweder er kommt nun von den Beschimpfungen ab, und beginnt endlich den Kern des Problems zu erläutern, oder er wird so lange weiter schimpfen, bis ihm nichts mehr einfällt. Lass ihn ruhig sein Pulver verschießen und überlege dabei in Ruhe, was wohl der Auslöser des "Anfalls" war. Versuche den Sachverhalt nochmal sachlich zusammen zu fassen (ohne die Schimpferei) und mache einen Lösungsvorschlag. Sollte das Ganze zu konfus sein, sage einfach, Du möchtest noch darüber nachdenken und verschiebe das Gespräch auf später. Bis dahin kannst Du in Ruhe darüber nachdenken, was er damit sagen wollte.
Man sollte sich ständig vor Augen halten, dass man den Partner liebt und nur das Beste für ihn will und dabei natürlich auch daran denken, dass es umgekehrt genauso ist. Daher ist also unbedingt die Notbremse zu ziehen, wenn man merkt, dass man bald auf 180 ist. Die Diskussion einfach auf einen späteren Zeitpunkt vertagen.
Während der "guten" Zeiten kann man auch an der Kommunikation arbeiten. z.B. wenn Einen eine Kleinigkeit stört, diese sofort ansprechen, auch wenn es Einem unwichtig erscheint. Denn beim nächsten großen Streit stehen diese Kleinigkeiten sonst plötzlich mit zur Debatte. Also, lieber sofort besprechen, und zwar ruhig, sachlich und in "Ich-Botschaften". Dabei getrost betonen, dass es eine Kleinigkeit ist, die Einem gerade auffiel und man mal eben klären möchte.
Auf kleine Gesten achten und sich schon für Kleinigkeiten/Selbstverständlichkeiten wie Tür aufhalten, Müll rausbringen, etc. bedanken. Damit lernt man, auch kleine Gesten zu schätzen zu lernen und dem Partner zu jeder Zeit Respekt entgegen zu bringen. Außerdem schafft es einen Ausgleich gegenüber den Kleinigkeiten die man wie oben genannt bemängelt. Es ist wichtig, dass der Partner sich in guten Zeiten der Beziehung gewertschätzt fühlt. Denn dann wird er auch beim Streit Deinen Standpunkt ernst nehmen. Wenn man Gutes wie Schlechtes gleichermaßen beachtet und kommentiert, wird der Partner mehr Verständnis für Kritik haben.
So, ich hoffe diese Anregungen sind nicht zu theoretisch. Es ist eine Zusammenfassung meiner persönlichen Streitstrategien. Natürlich kann es sein, dass sie nicht immer angebracht sind. Außerdem bedarf es jahrelangen "Trainings", bis man es wirklich drauf hat und der Partner muss sich natürlich auch dementsprechend bemühen. Vielleicht ist ja etwas dabei, was Du gebrauchen kannst.
Viele Grüße,
Valentinchen