Hallo liebe Mitglieder!
Ich bin neu hier und habe sehr lange überlegt, ob ich überhaupt diesen Beitrag schreiben soll. Ich habe schon so viel gelesen und wenn man ehrlich ist, ist es doch immer das Gleiche. Die heimliche Geliebte stellt irgendwann fest, dass sie doch keine Ausnahme ist, dass ihre Geschichte schon millionenfach existiert und es für sie nicht anders enden wird, als für die vielen, vielen anderen auch.
Ich weiß auch nicht wirklich, was es mir bringen wird, wenn ich hier alles aufschreibe. Tief in meinem Herzen kenne ich die Antworten, weiß, was zu tun ist. Aber ich kann mit niemandem über mein Problem reden und da ich einfach nicht mehr weiter weiß, denke ich, hilft es vielleicht, einfach mal alles aufzuschreiben und von jemand anderem als mir selbst zu hören, was ich tun soll.
Eine Sache noch.. Ich brauche keine Vorwürfe, keine Moralpredigten. Ich weiß, dass das, was ich tue nicht richtig ist. Ihr könnt mir glauben, oder nicht, aber ich kann mich selbst nicht mehr im Spiegel angucken. Es nützt mir also nichts, wenn ihr mir vorhalten wollt, wie falsch und billig mein Verhalten ist.
Ich bin 28 Jahre alt, single und meine letzte Beziehung ist ca. 1,5 Jahre her.
Ich hatte bis jetzt noch nie eine Affäre. Ich habe noch nie mit jemandem geschlafen, mir dem ich keine Beziehung geführt habe. Ich habe noch nie einen meiner Partner betrogen.
Ich habe keine one-night-stands und bin ehrlich gesagt noch nie daran interessiert gewesen. Wenn man die Menschen in Beziehungstypen und Nicht-Beziehunngstypen einteilen würde, gehöre ich eindeutig zu denen, die eine Beziehung wollen. Ich kann Liebe und Sex nicht trennen, für mich gehört das zusammen. Was ich sagen will, ist, ich glaube an die Liebe. Ich höre auf mein Herz. Leider schalte ich meinen Verstand dabei zu oft aus. Und so bin ich auch in diese Situation geraten.
Im Januar diesen Jahres bekamen wir einen neuen Kollegen auf der Arbeit (Bürojob).
Ich hatte zunächst nicht so viel mit ihm zu tun, aber - achtung, kitschalarm - als wir einander vorgestellt wurden, wusste ich, DER ist es. Es war nur der Bruchteil einer Sekunde, den wir uns in die Augen gesehen haben, aber es hat gereicht. Wenn es die Liebe auf den ersten Blick gibt, war das das Paradebeispiel. Zumindest von meiner Seite.
Mit der Zeit arbeiteten wir öfter zusammen und lernten uns ein wenig kennen. Im Nachhinein muss ich sagen, dass es eher so war, dass er mich kennenlernte. Ich wusste 2 Monate nach seinem ersten Arbeitstag eigentlich nur, dass er 42 Jahre alt ist (oh ja, einen beachtlichen Altersunterschied gibt es auch noch - aber hey, wenn schon Klischee, dann doch auch richtig) und in welchem Stadtteil er wohnt. Er hat nie auch nur mit einer Silbe erwähnt, dass er verheiratet ist, geschweige denn, 2 Kinder hat.
Als ich das erfuhr, war es zu spät. Ich hatte mich schon so sehr auf ihn eingelassen, dass ich nicht mehr von ihm los kam.
Wir alberten herum, schrieben Emails, verbrachten viele Mittagspausen zusammen. Gelaufen ist nie was. Aber geflirtet wurde ohne Ende.
Eines Tages fragte er, ob ich nach der Arbeit Zeit hätte, da er mit mir reden müsse. Bei diesem Gespräch erfuhr ich, dass er "jemanden hat", aber dass er dabei sei, sich in mich zu verlieben. Für mich ist eine Welt zusammengebrochen. Warum? Weil er von da an für mich tabu war. Ich mische mich nicht in Beziehungen ein. Das dachte ich zumindest. Trotzdem habe ich ihm gesagt, dass ich auch Gefühle für ihn habe. Wir beschlossen, auf Abstand zu gehen, da er ebenfalls keine Affäre und seine Beziehung nicht aufs Spiel setzen wollte.
Es vergingen Wochen bis wir zusammen an einem Projekt arbeiten mussten. Ich verliebte mich von Tag zu Tag mehr in ihn.
Eines Tages belauschte ich ein Gespräch zwischen ihm und einem anderen Kollegen. Dieser Kollege fragte, ob sein Sohn dieses Jahr auch in die Schule kommen würde.
"Nein, erst nächstes Jahr", war seine Antwort.
Ich machte an diesem Tag ungewöhnlich früh Feierabend, löschte seine Handynummer (Achtung, ein Hinweis, den ich überhaupt nicht wahrgenommen hatte - ich hatte nur die Nummer seines Firmenhandys, seine private Nummer hatte er mir nie gegeben, obwohl er meine natürlich hatte) und legte einen Schoko-Chips-Couch-Schnulzenfilm-Abend ein. "Der Mistkerl kann mich mal..Das hat sich sowas von erledigt", dachte ich.
Auf der Arbeit ging ich ihm so gut es ging aus dem Weg. Keine privaten Gespräche mehr und schon gar kein geflirte.
Nach ein paar Tagen suchte er das Gespräch und nach einigem herumdruchsen erzählte ich ihm, dass ich weiß, dass er Frau und Kind hat. "Um ehrlich zu sein, sind es 2 Kinder", sagte er.
Sorry, ich merke, dass das hier alles zu lang wird, wahrscheinlich habt ihr schon längst aufgehört, zu lesen, aber die Geschichte ist so kompliziert (da ist sie wieder, die Geliebte in mir, die denkt, ihre Affäre ist etwas besonderes ;-) ), dass ich ein bisschen ausholen muss.
Lange Rede, kurzer Sinn. Nach vielem Hin und Her haben wir uns schließlich privat getroffen. Wir waren im Kino und danach spazieren.
Zu diesem Zeitpunkt kannten wir uns ca. 3 Monate.
Es kam zum ersten Kuss, zu ernsten Gesprächen und zu dem Schluss, dass wir beide verliebt sind, aber keine Zukunft haben. Ich wollte genauso wenig eine Ehe und Familie zerstören, wie er.
Seit dem drehen wir uns im Kreis.
Wir kommen nicht voneinander los. Wir haben Sex. Auf der Arbeit. Aber es gibt keine privaten Treffen mehr.
Wir haben keinen Kontakt außerhalb der Arbeit.
Wenn einer von uns Urlaub hat, und seien es 3 Wochen, ist es, als gäbe es den anderen nicht. Weil er es so will. Ich drehe durch in diesen Momenten. Er fehlr mir so sehr und es macht mich wahnsinnig, dass wir uns auf der einen Seite so nah sind, aber dass er es schafft, mich wochenlang zu ignorieren.
Wir existieren nur auf der Arbeit.
Er sagte mir klar und unmissverständlich, dass er seine Familie nicht verlassen wird. Nicht, weil er seine Frau liebt, sondern weil er seine Kinder (von denen ich bis heute nicht weiß, wie alt sie sind, oder ob es Mädchen oder Jungs sind) nicht im Stich lassen will. Für ihn bedeutet die Scheidung, dass er sie verliert.
Außerdem ist er der festen Überzeugung, dass er ihre Kindheit zerstören würde. Ich bin natürlich mit dem üblichen Argument gekommen, dass die Kinder merken, wenn die Eltern unglücklich sind und das es für sie besser wäre, wenn keine vorgespielte Mutter-Vater-Kind-Familie existiert. Aber er sagt, sie würden das alles nie erfahren, weil er zu hause einfach alles abstellen könne. Natürlich denkt er an mich, aber zu hause ist er ein anderer als auf der Arbeit. Es wird nie jemand erfahren, was er eigentlich will und fühlt. Also ist er lieber unglücklich als seine Kinder unglücklich zu machen.
Auf der anderen Seite sagt er, bin ich die jenige, mit der er sein Leben verbringen will. Zwischen ihm und seiner Frau (wie lange sie verheiratet sind, weiß ich nicht) läuft nichts mehr. Es war wohl eine Vernunftehe.
Wenn ich das alles so lese, kommt er ganz schön schlecht dabei weg. Aber ihr müsst wissen, dass er der liebste Mensch ist, den ich kenne. Es gibt nichts, was er nicht für andere tun würde, um zu helfen. Er stellt sich selbst immer hinten an, ist für jeden da, hilfsbereit, ehrlich und aufmerksam.
Ich habe ihm nie Druck gemacht. Ich liebe ihn so sehr, dass ich gesagt habe, ich gebe mich als Geliebte zufrieden.
Aber das will er nicht. Er will mich nicht warten lassen, will mir keine Hoffnung machen. Er will mich, aber er kann nicht.
Und trotzdem kommt er nicht von mir los. Wenn wir Sex haben, geht es immer von mir aus. Er würde nie den ersten Schritt machen. Er meldet sich nicht bei mir. Wenn ich ihm schreibe, egal was, antwortet er mir nicht.
Mein Leben dreht sich um ihm. Ich glaube nicht daran, dass er sich jemals trennen wird, aber ich glaube an seine Gefühle. Wir verstehen uns blind, ich vertraue ihm und er vertraut mir. Aber wir drehen uns weiter im Kreis.
Glaubt ihr - angenommen seine Gefühle sind echt - er wird sich jemals trennen? Oder hätte er es dann schon getan? Soll ich ihm Zeit geben, soll ich ihn zu einer Entscheidung drängen?
Das Problem ist, wir haben schon so oft versucht, einen Schlussstrich zu ziehen, aber wir schaffen es einfach nicht. Nicht, dass ihr einen falschen Eindruck bekommt. Es gibt auch Wochen, in denen wir keinen Sex haben, in denen wir einfach nur reden, oder uns festhalten. Ich glaube ihm, dass er Gefühle für mich hat, aber ich als Herzmensch kann nicht verstehen, wie man diese Gefühle für den Verstand verdrängen kann.
Ich sehe keine andere Lösung, als zu kündigen, aber ehrlich gesagt, kann ich mir das nicht leisten.
Ich weiß einfach nicht mehr, was ich machen soll.
Ich habe keine Kinder und er sagt, dass ist der Grund, warum ich ihn nicht verstehe. Denn ich sehe es so.. wenn er mich wirklich wollen würde, ich meine, wenn seine Gefühle für mich so stark wären, mir meine für ihn...würde er sich dann nicht trotz allem für mich entscheiden? Ist die Liebe denn nicht stärker als die Vernunft? Und wenn sie es nicht ist, ist es dann überhaupt Liebe?
Ich habe ihm sogar gesagt, dass ich bereit wäre, mir ihm und den Kindern zu leben. Das ich will, dass sie zu uns gehören, aber er sagt, das würde nicht gehen.
Ich habe ihm eine heimliche Beziehung vorgeschlagen, aber das kann er auch nicht. Wenn er das Büro verlässt, ist er Familienvater und dazu steht er, auch wenn er selbst damit unglücklich ist. Er will keine Affäre mit mir, weil er weiß, dass ich darunter leide.
Aber ich habe ihn lieber nur so, als gar nicht. Wenn ich ihn vor die Wahl stellen würde, würde er sich gegen mich entscheiden, das weiß ich. Also tue ich es nicht. Weil ich jeden Tag mit der Hoffnung aufstehe, dass er irgendwann doch auf sein Herz hört.
Vielleicht wenn die Kinder älter sind? Aber will ich so lange warten? Ich warte, solange ich kann, aber ich befürchte, ich gehe daran kaputt.
Vielleicht gibt es hier irgendwen, der mich versteht, obwohl ich das bezweifle. Ich versteh es ja selber nicht.
Es tat auf jeden Fall gut, alles aufzuschreiben.
Vielen Dank an alle, die bis hierhin durchgehalten haben.
Eine gewöhnliche Geliebte