sophus_11863466Nochmal nachgelesen
Hallo Alexus,
habe eben deinen Beitrag nochmal nachgelesen. Deine Frage ist nicht unberechtigt "Was ist ihr Lover überhaupt? Liebschaft oder doch potentieller Partner". Als sich die erste Verliebtheit und später dann echte, tiefe Gefühle für meine Affäre einstellten, habe ich ein wenig geschwankt, diese Frage aber für mich selbst letztlich ganz klar beantwortet: Lebenspartner kann nur mein Mann sein. Wir sind Verbündete und Vertraute, Gefährten, die sich lieben. Meine Affäre und ich haben zu wenig Gemeinsamkeiten, intellektuell und emotional, er würde mich nicht starkmachen, wie mein Mann, der ein wunderbarer starker Mensch ist. Er ist selbst schwach und würde mich kleinmachen. Zumindest glaube ich das, weil er das auch während unserer Affäre immer wieder getan hat. Aber wer einmal 25 Jahre verheiratet war, der weiß, dass das wunderschöne Gefühl des Verliebtseins nochmal erleben zu wollen, eine riesengroße Macht hat, auch wenn man den Lebenspartner gefunden hat. Ich habe meine Affäre im übrigen von Anfang an nie im Unklaren gelassen und immer gesagt, dass ich mich nie trennen würde.
Ich selbst stelle mir ständig die Frage, warum ich es nicht schaffe, die Affäre zu beenden, obwohl ich die wirklich wichtigen Dinge von meinem Mann und nicht von meiner Affäre bekomme. Vielleicht schaffe ich ein Ende, wenn ich den wahren Beweggründen auf die Spur komme und zwar möglichst ohne Therapie?
Ich selbst komme ich bei der Antwort nach den Gründen immer wieder zu anderen Ergebnissen:
1. Weil er mir nicht sagt, was er für mich fühlt. Ich will ihn quasi "zwingen", Nähe zuzulassen und kann nicht loslassen, bis er es tut und offen ist. Wirklich offen und ehrlich und nicht vermeinlich offen aus Berechnung oder dem Wunsch, mich zu verletzen. Nähe zu anderen und Offenheit und Ehrlichkeit sind mir ein Grundbedürfnis. Ich suche ständig danach.
2. Vielleicht aber auch, weil ich es geniesse, Macht über einen anderen Menschen zu haben, nämlich, dass ich, wenn ich es will, die Affäre jederzeit wieder aufleben lassen kann, Bitte urteilt nicht über mich, ich halte mich für einen seelisch gesunden Menschen und denke, dass viele andere diese verborgenen Gefühle ebenfalls haben, ohne darüber zu reden.
3. Vielleicht auch, weil ich noch keinen endgültigen "Kontenausgleich" hergestellt habe. Die Affäre meines Mannes hat ihn geliebt, sie hat es mir selbst gesagt. Und er hat mit ihr Dinge getan; gemeinsame Geschäftsreisen, ständige Telefonate, Essen gehen usw usw., die ich mit meiner Affäre nie getan habe. Mein Mann hat seine Affäre erst beendet, als ich es rausbekommen habe; es waren 3 1/2 Jahre. Er sagte mir, er wollte es schon lange und hat es nicht geschafft. Manchmal denke ich, dass ich auch aufs "Rauskommen" warte und es dann bei mir "genauso" ist und ich es beenden kann.
4. Weil ich nicht auf die Momente der "Alltagsflucht" verzichten will, die ich in den wenigen Stündchen Leidenschaft mit ihm erlebe. Mein Leben ist oft sorgenvoll, finanziell z. B., und in diesem Momenten kann ich für kurze Zeit wirklich wirklich abschalten.
Vielleicht ist es auch eine Mischung aus allem.
Ich glaube also, dass es nicht so ist, dass ich meine Beweggründe und auch meine Wünsche und Bedürfnisse nicht analysiert habe. Nur sie alle zu verwirklichen, ist nicht möglich. Also geht es darum, in einzelnen Dingen Verzicht zu üben, konsequent zu sein und sich zu entscheiden. Und das schaffe ich momentan noch nicht wirklich mit aller Konsequenz, auch wenn die Affäre z. Z. erstmal "beendet" ist.
Mich würde interessieren, was ihr für den stärksten Grund haltet, warum ich nicht von meiner Affäre loskomme. Vielleicht liegt ihr richtig und ich schaffe es, wenn ich ihn mir mit aller Konsequenz und Offenheit eingestehe.
Vielen Dank und liebe Grüße!