reese_12886002Der Mann, das Komplettpaket
Haben wir nicht einen merkwürdigen Anspruch an den Partner / die Partnerin? Übertrieben gesagt: perfekt bis zum Letzten soll er/sie sein. Kaum haben wir beschlossen zu heiraten, weil empfundene Liebe da ist, deckt dieses Liebesgefühl alles zu, auch die Unzulänglichkeiten, mit denen wir plötzlich meinen zurecht zu kommen.
Und wir berücksichtigen nicht, dass der Einzelne sich auch im Leben ändert.
All das wird mit dem Bewusstsein Liebe überdeckt.
Und du, tajema79, hast nun verständlicherweise das, was du von deinem Mann nicht bekommen hast, außerhalb der Ehe gesucht. Ist das für eine Frau um die Mitte 30 ungewöhnlich, dass sie sexuelle Liebeserfüllung als einen Teil des Lebens sucht?
Du schreibst: "ich liebe meinen Mann und wie bei dir er ist mehr zu einem Freund geworden können zwar reden ...aber dieses "gewisse etwas" fehlt ..er hat nicht mal interesse meine freunde kennen zu lernen ...er interessiert sich nicht für mein leben" -
1. es ist doch bemerkenswert und auch wichtig für dein Leben, wenn du sagst, du liebst deinen Mann ( frage dich, woran du es festmachst, was liebst du an deinem Mann )
2. es ist doch bemerkenswert und auch wichtig für dein Leben, wenn du sagst, ihr könnt miteinander reden und ich unterstelle, dass dieses Reden ein beiderseitiger Prozess ist, er also auch auf dich eingeht.
3. Wenn du sagst "aber dieses "gewisse etwas" fehlt" und andererseits erklärst, dass dein Mann immer auf Montage ist, wie willst du dann dieses "gewisse etwas" erfüllt bekommen? Geht nicht, weil er nicht da ist. Also holst du dir dieses gewisse etwas von "außen". Wer sagt dir, dass das schlecht ist? Die blödsinnige Gesellschaftsmoral?
Ich bin nun etwas älter bereits und komme immer mehr zu einem geänderten Ehe-/Liebesbegriff, der sich zunächst recht technokratisch anhört. Wir entwickeln uns zu Funktionalpartnerschaften. Mit der Freundin X mache ich dieses und jenes, weil sie darin Spitze ist, mit dem Freund Y mache ich dieses und jenes, weil er darin Spitze ist, mit dem Freund Z ...
Uns Menschen wird immer mehr bewusst, wir werden immer klüger über uns und unsere Bedürfnisse, was wir wollen, was wir mögen, was wir brauchen. Die Bewusstwerdung führt zur differenzierten Erfüllungsneigung - diese wiederum zum Konflikt mit dem Althergebrachten: Liebe. Der Begriff Liebe soll alles sanktionieren, soll alles reglementieren. Aber so geht es nicht mehr.
Wir leben heute mehr denn je in einer Zeit der inneren Aufklärung und diese macht sich auch dadurch bemerkbar, dass wir ausbrechen aus definierten Rollen und Verhaltensweisen - aber, wegen der Übergangssituation, Konflikte mit uns tragen.
Was bedeutet das alles nun?
Es ist doch gut, wenn dein Mann segelt und du dich mit ihm am Segeln erfreust. Es ist doch gut, wenn ihr hervorragend miteinander sprechen könnt und diese Gespräche erfüllend sind. Es ist doch gut ...
Und es ist doch gut, wenn du dir sexuelle Befriedigung mit X holst, weil er das besonders gut kann.
Ich weiß, es ist eine andere Lebensphilosophie aber ich bin überzeugt, dass wir uns dahin entwickeln.