Gute Nacht liebe ForenleserInnen,
ich schreibe euch, weil ich heute Nacht einfach nicht zum Schlaf komme. Vor 3 Tagen habe ich, 25, meine Affäre zu ihm, 33, beendet und das zum zweiten Mal. Wir haben uns vor 2 1/2 Monaten zufällig in der S-Bahn getroffen, danach bei mehreren Dates kennengelernt und sind bald auch körperlich geworden. Wir schliefen seit etwa einem Monat miteinander und das körperliche Miteinander war wirklich eine Wonne. Bloß der Rest passte nie so wirklich: die Gespräche, seine Art, sein Umgang mit ihr - alles in allem sehr anstrengend.
Er wolle zurzeit keine feste Beziehung war irgendwann im Laufe unseres Kennenlernens seine Antwort, um meinen geäußerten Beziehungswunsch abzuschmettern. Weil ich mit einer Affäre (zumindest nicht mit ihm) leben wollte, zog ich vor 14 Tagen den ersten Schlussstrich. Er wirkte getroffen, bedächtiges Schweigen, einsichtiges Verständnis für meine Gefühle, Pipi in den Augen - er bot mir das volle Programm und akzeptierte meine Entscheidung. Um sich zwei Tage später wieder zu melden - mit dem kompletten Seelenstriptease; wir treffen uns und er erzählt mir von seinen Bindungsproblemen, wie seine letzten Beziehungen an seiner Depression gescheitert sind, dass er eine Therapie erst dann gemacht hat, als auch seine letzte Liebe sich von ihm verabschiedet hat. Und dass er versuchen will, auf meine Bedürfnisse einzugehen, wenn ich denn noch mit ihm wolle.
Und 2 Tage später treffen wir uns wieder, weil ich noch will. Und ich bemerke sein Bemühen, dass er auch in der Öffentlichkeit mit mir Händchen hält, dass er mich seiner WG vorstellt und wir gemeinsam kochen, dass er mit mir im Voraus plant, wann ich die Woche Zeit hätte, dass er mit mir ins Kino geht, mich auch mal, obwohl ich schon seit einem Tag bei ihm bin, fragt, ob ich nicht noch bis zum nächsten Tag bei ihm bleiben wolle, dass er mir versichert, wie sehr er die Zeit mit mir genießt und mich fragt, ob ich mich auch wohlfühle.
Vor 3 Tagen treffen wir uns spontan auf meinen Wunsch hin und das Gespräch, das sich dabei entwickelt, wird unbequem. Er sagt, er bräuchte noch Zeit, um zu wissen, ob er eine Beziehung mit mir wolle und dass er nur klar sagen könne, dass er die Zeit mit mir genieße. Aus meiner Laune in der Situation rudere ich argumentativ komplett zurück: dass es mit uns ja alles keinen Sinn mache, ich wolle eine Beziehung mit ihm, er ja nicht. Dass das kein Problem sei, wenn er das mit mir nicht wolle, aber dass wir uns dann nicht mehr sehen sollten. Dass ich nicht denke, dass unser Problem durch ein bisschen mehr Zeit gelöst werde. Dass ich mir vorstellen könnte, dass sein Bemühen, meinen Bedürfnissen gerecht zu werden, ohne dass er einen Beziehungswunsch zu mir hätte, hölzern und anstrengend für ihn sein müsse. Dass ich ihn nicht einfangen wolle und dass ich besser gehe. Dass er sich auch bitte nicht mehr melden solle. Er geht noch ein wenig in die argumentative Offensive, aber akzeptiert irgendwann meine Entscheidung, verabschiedet sich und meint, dass er mich vermissen werde und ich mich gerne auch freundschaftlich wieder melden kann, wenn ich bereit dafür bin.
Leute, ganz ehrlich: Als ich es beendet habe, war mir ziemlich klar, warum ich das getan habe. Aber ich bin gerade verwirrt, warum ich mich drei Tage danach gar nicht so befreit fühle, da endlich raus zu sein. Ich vermisse ihn und wundere mich, warum er sich nicht wieder meldet und fragt, ob es noch eine Chance für uns gibt. Ich hatte vor Jahren schon einmal eine Affäre, eine, die 8 Monate angehalten hat und als ich den Schlussstrich zog, fühlte es sich so erleichternd an - eine wahre Offenbarung, auch noch Tage danach. Aber wieso habe ich hier diese Zweifel? War da wirklich mehr und habe ich zu früh aufgegeben oder spielen mir meine Gefühle einfach nur einen Streich? Hört dieses Gefühlschaos in einer paar Wochen auf und ich kann ganz befreit auf diese Liebelei zurückblicken, ganz zufrieden mit meiner Entscheidung, gegangen zu sein?
Wascht mir doch bitte den Kopf. Wünsch euch noch eine gute Nacht!