Hallo zusammen,
ich habe vor 1 Woche eine Affäre beendet die über 1 Jahr ging. Es war, was Liebesdinge angeht, das schlimmste Jahr das ich je erlebt habe und die schlimmsten Gefühle die ich jemals durchgemacht habe. Viele werden sagen „selbst Schuld“ oder „Karma“. Und ich kann diesen Stimmen nur Recht geben. Nichtsdestotrotz sitze ich hier, leide extrem, und frage mich was dieses über 1 Jahr eigentlich war......und wie es jetzt weitergehn soll (ihr versteht gleich was ich damit meine).
Nicht falsch verstehen, ich will diesen Menschen nicht zurück. Deshalb leide ich auch nicht. Ich leide aus Gründen aus denen viele nach Trennungen/Affären leiden. Eine Illusion/ein Traum ist geplatzt. Und man leidet weil man so unfassbar naiv war, obwohl man ja eigentlich doch „über den Dingen steht, und sowas durchschaut“(meint man von sich).
Meine Affäre begann am Arbeitsplatz. Mein Arbeitskollege (40) und ich (35) arbeiteten schon 3 Jahre eng an eng zusammen bis sich daraus Liebe entwickelte. Ein komisches Gefühl hatte ich schon damals. Aber ich konnte es nicht wirklich einordnen, denn so wie mein Kollege auch, war ich da schon sehr lange in einer Beziehung. Ich war damals, als wir uns verliebten, schon 18 Jahre mit meinem Partner zusammen. Mein Kollege damals schon 24 Jahre mit seiner Frau. Es war für uns beide neu weshalb ich auch meine Gefühle nicht wirklich einordnen konnte. Ich dachte meine Skepsis sei nur die „jugendliche“ Unsicherheit. Denn auch wenn man schon Ü30/40 ist...die letzte Flirt-Kennenlernerfahrung haben mein Kollege und ich als Teenager mit 15 gemacht. Dass man sich nach so vielen Jahren überhaupt neu verliebt, war ein komisches Gefühl und sollte so auch nicht sein. Aber es ist halt nun mal passiert und wir beide waren mit der Situation überfordert.
Mein Kollege und ich waren zwar schon lange nicht mehr glücklich in unseren Beziehungen, aber daran sich fremdzuverlieben hatte keiner gedacht. Er ist 20 Jahre verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn. Mein Partner und ich sind weder verheiratet noch haben wir Kinder. Es ist in dem Sinne auch schon lange keine Partnerschaft mehr. Wir leben seit Jahren nur noch wie Bruder und Schwester. Jeder macht mehr oder weniger sein eigenes Ding. Nach 19 Jahren hat man sich festgefahren und man hatte sich damit arrangiert und resigniert (ist ein Thema für sich). Laut meinem Kollegen hatte er sich auch einfach nur mit seiner Ehe arrangiert und war schon lange nicht mehr glücklich (falls das stimmt).
Als mein Kollege und ich uns dann verliebten war für uns beide plötzlich alles auf den Kopf gestellt und das Drama fing an. Es war also keine Affäre, weil man den Kick suchte. Im Gegenteil. Wir haben uns mehr gestritten als wir uns verstanden haben, obwohl die Gefühle so stark waren. Auf der einen Seite erwartete er von mir immer, dass man so ist als wäre man ein Paar ( also nicht vor anderen aber zueinander, was ich aber nicht konnte). Wenn ich mal nicht sofort geantwortet habe, wenn er getextet hat oder wenn ich nicht so geantwortet habe, wie er es erwartet hat, zickte er schon rum. Er machte auch schon ständig Pläne für die Zukunft (Haus,Hochzeit,Baby) etc und war verwundert, wenn ich da nicht so drauf eingestiegen bin. Aber, auch wenn ich ihn wirklich geliebt habe, es fiel mir schwer all das was er so sagte zu glauben, denn Taten folgten nie. Deshalb war ich eher immer verhalten was das angeht.
Es folgten auch nie mal wirkliche Zeichen, dass er sich von seiner Frau trennen will. Nichtmal nach 1 Jahr. Mein Kollege redete immer viel, aber gezeigt hat er nie was. Ich habe Zuhause schon vor einiger Zeit die Trennung angesprochen (es war wirklich nur ein ansprechen, denn auch meinem Ex war es klar) und wir schlafen auch nicht mehr in einem Bett oder Zimmer. Wir haben ein gemeinsames Haus und müssen jetzt alles regeln und weiterschauen. Bei meinem Kollegen ist alles, wie vor 1 Jahr. Ich weiß nichtmal ob die Frau überhaupt weiß, dass etwas im Argen ist zwischen denen.
Dass ich das überhaupt so lange mitgemacht habe lag u.a. daran, dass sein Vater schwer erkrankt ist. Und nein, das ist keine Lüge. Sein Vater ist wirklich unheilbar schwer erkrankt und keiner weiß wielange er noch zu leben hat. Schrecklich. Es ging mit uns gerade 5 Monate als es festgestellt wurde.
Seitdem habe ich in vielen Punkten die Füße still gehalten. Auch was eine Trennung von seiner Frau angeht. Sowas muss sowieso freiwillig passieren und nicht unter Druck. Aber die Monate vergingen und es passierte rein gar nichts. Nur viele Worte. Es war alles wie immer. Die Streitereien nahmen immer weiter zu.
Er hat weiterhin erwartet, dass ich die große Liebe mitspiele während er Zuhause keinen Schritt vorwärts tut. Aber das konnte ich nicht. Es gab immer mehr Diskussionen von beiden Seiten aus.
Ich kann gar nicht zählen wie oft ER es beendet hat. Damit wollte er immer erreichen, dass ich weiter still mitspiele. Allerdings hat er mich mit dieser Art immer mehr von sich weggestoßen.
Er fing an auch fiese Seiten zu zeigen. Wie er mich immer fertig gemacht hat, wenn es mal wieder zuende war zwischen uns, war schon irre. Und er zieht das auch auf die Arbeit. Wie ein kleiner dummer Junge. Auch in dem Punkt ist er vor 25 Jahren stehengeblieben. Konflikte, Kritik, Diskussionen, kann er nicht. Er kann auch nicht reden, macht dicht, haut ab. Er sagte mal, dass er nie gelernt hat über Dinge zu reden. Dass er damals von den Eltern auch einfach mit Nichtachtung gestraft wurde. Und zwischen seiner Frau und ihm gibt es nur Geschrei, wenn es mal ein Problem gibt.
Es war immer sehr anstrengend, aber ich liebte ihn sehr und habe viele Dinge eine zeitlang auch verstanden (durch eigene Erfahrungen). Ich schob vieles auf unsere verworrene unsichere Situation und dachte, dass wird schon, wenn wir beide das Alles hinter uns haben. Unsere Streitereien gingen ja im Grunde immer nur darum, dass wir nicht zusammen sein „können“. Aber ich glaube nicht mehr, dass es nur das war. Im Moment weiß ich gar nicht was ich denken soll. Ich denke eher, dass ich für ihn die praktische Abwechslung war und wenn ich drohte abzudriften ging das Theater los. Es war alles dabei. Von Gemeinheiten bishin zu Tränen seinerseit. Wobei ich natürlich auch geweint habe in all der Zeit und das nicht zu knapp. Mich hat diese Zeit kaputt gemacht.
Der große Knall und das endgütlige Ende folgten meinerseits letzte Woche. Ich konnte das einfach nicht mehr. Ich war genervt, sauer, verletzt und es reichte mir. Es ging um seinen Ehering. Wenn man bedenkt, was er mir alles immer so gesagt hat (wie sehr er mich liebt etc) und er sich ja bald trennen wollte (angeblich noch vor Weihnachten), habe ich nicht verstanden wieso er den Ring noch trägt. Ach ja angeblich reden seine Frau und er auch nicht mehr miteinander und wenn dann nur Streit. Umso weniger verstand ich, wieso man den Ring dann noch trägt und das angeblich so knapp vor einer Trennung.
Er begründete es damit, dass er nicht will, dass sein Sohn es so erfährt. Man bedenke, sein Sohn ist 19 und kriegt doch mit, dass die Eltern nicht mehr klarkommen. Aber ok, das Argument habe ich verstanden. Dann fragte ich ihn, wieso er den denn nicht dann wenigstens im Büro ablegt. Er weiß ja, dass es mir weh tut und es für mich endlich mal ein Zeichen wäre. Darauf bekam ich keine Antwort. Am nächsten Tag hatte er den Ring wieder um. Ich dachte wirklich, dass er wenigstens das mal nutzt um mir ein gutes Gefühl zu geben. Aber Fehlanzeige. So kam es dann wieder zum Streit bei dem ich ihm das erste Mal die Pistole auf die Brust setzte (kann man dazu sagen denke ich). Ich schrieb ihm, dass er sich privat erst wieder melden soll, wenn er getrennt ist. Seine Antwort darauf war, dass er sein Profilbild in ein Bild von seiner Familie gewechselt hat. Antwort genug für mich. Solche miesen Aktionen hat er ganz oft abgezogen, um mich zu verletzen. Und ich sah wie gesagt lange über vieles hinweg.
Ich kannte ihn ja schon 3 Jahre bevor das mit uns anfing. Wirklich leicht hatte er es im Leben nicht und war eher der Fußabtreter (für die Familie und Ehefrau). Das ist aber kein Freifahrtsschein zu anderen so zu sein. Mir erging es auch nicht besser als ihm und ich lasse das trotzdem nicht an anderen aus. Ich war also länger geduldig mit seinen „Ausrastern“ und seiner Unzuverlässigkeit als ich sollte.
Nach seiner Aktion von letzter Woche aber habe ich ihn überall geblockt, was ich vorher noch nie getan habe. Wir haben das erste Mal seit Jahren keinen Kontakt mehr. Das gabs noch nie, egal wie groß der Streit war. Aber diesmal reichte es mir einfach. Er hat mich zu oft verletzt. Ich bin jetzt gespannt was mich nach meinem Urlaub erwartet. Eine gemeinsame Kollegin, die von uns weiß, erzählte mir, dass er mir die ganze Schuld gibt und sauer ist. So macht er es immer. Die Schuld ganz weit von sich schieben und sich selbst bemitleiden. Er wirft mir zB im Streit immer vor, dass ich ihn vera.... hätte. Irrwitzig, wenn man bedenkt, was ich bisher alles für uns/ihn getan habe. Oder er wirft mir immer vor, dass mein Ex und ich wieder zusammenkommen. Auch irrwitzig. Er benimmt sich wie der Enttäuschte, obwohl er der ist der nichts für uns getan, sondern mich nur immer wieder verletzt hat. Auch jetzt weiß ich, dass er zutiefst gekränkt ist, weil ich ihn überall geblockt habe. Er fühlt sich von mir im Stich gelassen etc. Unserer Kollegin hat er gesagt, dass ich alles weggworfen hätte. Manchmal frage ich mich in was für einer Welt er lebt. Mein Verständnis ist auf jeden Fall weg.
Mir geht es nicht darum, dass er aktuell die Trennung noch nicht schafft. Seine Eltern wohnen mit im Haus, somit auch der kranke Vater den er mit pflegt. Der Sohn wohnt auch noch da. Mein Kollege ist der Zahlemann, weil seine Frau (40) noch nie gearbeitet hat (hat nichtmal eine Ausbildung). Also alles in einem schon nicht so gute Vorausetzungen, für eine sofortige unüberlegte Trennung. Aber, dass man von ihm so gar keine Schritte sieht und wie er mit bestimmten Dingen um geht, geht gar nicht.
Ganz ehrlich würde ich ihn auch am Liebsten komplett aus meinem Leben verbannen. Das geht aber leider nicht durch die Arbeit. Ich muss also versuchen irgendwie so damit klarzukommen und wohl deshalb versuche ich ein wenig zu verstehen, was bei ihm los ist. Damit ich noch irgendwie mit ihm zusammenarbeiten kann.
Ich meine nicht was bei ihm Zuhause los ist, sondern im Kopf. Die ganze Art. Auf der einen Seite die große Liebe (und er zog alle Register ohne dass ich danach „verlangt“ habe) und auf der anderen Seite behandelt er mich im Streit wie seinen größten Feind.
Ich bin im Grunde eh schon seit Wochen dabei mit der Sache abzuschließen. Es war eine Affäre, wir beide haben unsere Partner betrogen. Wieso sollte sowas gut enden?! Dass ich leide habe ich sicherlich verdient. Und glaubt mir ich leide nicht zu knapp. Mir ist bewusst, dass auch seine Frau leiden würde. Bzw denke ich es. Ich fragte ihn mal, ob seine Frau denn so nichts sagt, ob ihr nichts auffällt. Da schüttelte er mit dem Kopf und sagt, dass es ihn nichtmal wundern würde, wenn sie auch schon jemanden hat. Sie ist ja von morgens bis abends ohne ihn und hat schon länger kein Kind mehr zu versorgen. Er hat keine Ahnung, was sie in den 9Stunden macht, die er nicht da ist.
Ob mein Partner leiden würde, weiß ich ehrlich gesagt nicht mal. Wie gesagt, wir sind eigentlich nur noch eine WG, schlafen sogar schon getrennt (das alles ist eh ein Thema für sich) und seit Ewigkeiten nicht mehr miteinander (lange vor der Affäre). Aber klar, Betrug ist Betrug und tut weh. Egal ob man den Partner, einen guten Freund oder Kollegen betrügt.
Ich weiß auch selbst, dass es hätte nie so weit kommen dürfen. Ich hätte auch nicht gedacht, dass alles so kommen wird. Und ich bin gespannt was nun alles noch so kommt. Klingt bekloppt, aber ich dachte wirklich mein Kollege und ich wären Freunde. Das waren wir ja erst auch. Ich dachte wir kriegen das irgendwie hin. Wenn keine Beziehung, dann zumindest den Respekt einander gegenüber irgendwie beibehalten. Dass er so wird wie jetzt, hätte ich nicht gedacht.
Habt ihr eine Idee wie man sich verhalten kann, wie man das irgendwie noch normal hinbekommen kann? Keine Beziehung, aber ein normales Miteinander. Übrigens weiß ich, dass es für die Gefühle ein enormer Kraftakt ist. Aber da muss man jetzt einfach stark sein, weil man auch noch zusammenarbeitet.
Sorry für den langen Text. Ich kann sonst mit niemandem so offen darüber reden und da sprudelt es schon mal heraus. Ging halt lange und tut trotz allem sauweh.
Danke fürs Lesen!