Ich bin schon seit 8 Jahren mit meinem Freund zusammen, beide Mitte 20. Und ich muss mir gerade eingestehen, dass ich für die Mehrheit unserer Probleme verantwortlich bin.
Es fing damit an, dass er etwa ein halbes Jahr um mich gekämpft hat. Ich habe mich von meinem damaligen Freund getrennt (in dieser Beziehung war ich die dominante Person, vielleicht ist das relevant?) habe und mich auf ihn eingelassen habe.
Anfänglich trug er mich auf Händen (sagen wir die ersten 3 Monate), es kamen sehr viele Liebeserklärungen und er hatte nie genug von mir. Das liess dann aber langsam nach. Ich hatte ein schlechtes Selbstbewusstsein und so setzten damit Verlustängste und Eifersucht ein. Es war nicht wirklich schlimm, aber dennoch reagierte ich auf nicht übertrieben liebevolles Verhalten von ihm direkt beleidigt, weil mich das alles so verunsicherte. Damit wurde alles schlimmer, wir stritten uns häufig.
Nach einem halben Jahr suchte er hinter meinem Rücken den Kontakt zu einer anderen Frau und traf sich einmal mit ihr (es lief aber nichts). Das fand ich dann viel später, nachdem er es schon lange beendet hat, heraus, und meine Welt brach zusammen. Ich reagierte aber nicht so, wie normale Leute auf einen "Betrug" (auch wenn es nicht wirklich einer war) reagieren würden. Anstatt ihm die kalte Schulter zu zeigen und über eine Trennung nachzudenken, lief ich ihm hinterher. Er entschuldigte sich zwar schon, aber eigentlich war es immer klar, dass ich bei ihm bleibe, weshalb wir auch gar nie wirklich über diesen "Betrug" gesprochen haben.
Die Probleme häuften sich von nun an. Ich wurde immer eifersüchtiger, es eskalierte. Er trennte sich in 4 Jahren 3-mal von mir, kam aber immer nach wenigen Tagen/Wochen wieder zurück. Wir hatten aber zwischenzeitlich auch immer wieder sehr schöne Momente.
Ich habe mit der Zeit dann aber auch gelernt, ihm wieder zu vertrauen. Er war 18, als er mich "betrog", inzwischen ist er viel reifer geworden, und er würde das auch nicht wieder tun, da bin ich mir ziemlich sicher, da es ihn selbst aus der Bahn geworfen hat, dass er fähig ist, so etwas zu tun. Ich habe mich ein wenig gefangen, und unsere Beziehung läuft auch besser. Wir haben sehr schöne Momente (auch schon früher) und wir haben gemeinsame Ziele, Vorstellungen vom Leben und passen wirklich prima zusammen bezüglich sehr vielen Dingen.
Aber ein Problem bleibt. Oder sagen wir 2. Ich habe irgendwie das Vertrauen verloren, dass er mich liebt. Ich träume manchmal, dass er mich verlässt, weil er mich einfach nicht liebt. Und manchmal hab ich das Gefühl, ihn nur zu nerven. Das ist aber eigentlich nicht so. Wenn von mir mal weniger kommt, dann kommt von ihm sehr viel, er meldet sich mehrmals täglich bei mir und will mich sehr oft sehen und ist eigentlich auch liebevoll zu mir. Dennoch habe ich nicht das Vertrauen, dass er wirklich mit mir zusammen sein will.
Es funktioniert zwischen uns prima, jedoch wenn es Situationen gibt, in denen er mich über einen "längeren" Zeitraum nicht genügend wahrnimmt (z.B. wenn wir 1 Woche kaum mehr Zeit füreinander hatten), dann werde ich traurig und zicke ihn an. Er versucht das dann irgendwie zu klären, aber ich blocke ab. Der Streit eskaliert und dann wird es richtig schlimm. Er will weg von mir, aber ich hindere ihn daran. Ich will mit ihm sprechen. Er will gehen, ich "verfolge" ihn. Oder er beendet das Telefon und ich ruf ihn zurück, terrorisiere ihn mit Anrufen, manchmal fahr ich dann sogar zu ihm. Ich lasse ihn nicht in Ruhe.
Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass es früher in schlimmeren Zeiten auch Phasen gegeben hat, in denen bis zu einer Woche Funkstille geherrscht hat und ich einfach Angst davor habe. Aber mein Verhalten geht gar nicht.
Ich verhalte mich total peinlich, kindisch. Aber ich schaffe es einfach nicht. Sobald ich die Kontrolle verliere, versuche ich ihn zu zwingen, sich genau so zu benehmen, wie ich es mir vorstelle. Es tönt schrecklich, ist es auch. Jedoch nur bei solchen Szenen, in denen es eskaliert. Das kommt aber schon so 1-mal im Monat vor, leider. Manchmal sogar noch häufiger. Er macht das mit, sagt zwar, dass das gar nicht geht und über kurz oder lang das Aus bedeutet. Das macht mir dann noch mehr Angst. Er reagiert natürlich auch empfindlich mittlerweile. Wir haben einen liebevollen Umgang und er macht mir auch zwischendurch Komplimente und signalisiert mir, dass er mit mir zusammen sein will, sagt aber auch, dass er nicht mehr wirklich daran glauben kann, dass es zwischen uns klappt, und sagt mir auch schon lange nicht mehr, dass er mich liebt.
Ich sehe in erster Linie, dass mein Selbstbewusstsein viel zu gering ist. Ich fühl mich auch ziemlich unsportlich und pummelig und weiss auch, dass er auf etwas Schlankere stehen würde. Leider bin ich noch ein Jahr lang in einem ziemlichen Stress beruflich, so dass ich keine wirkliche Zeit/Energie aufbringen kann, daran etwas zu ändern, was meinem Selbstbewusstsein und damit unserer Beziehung sicherlich nicht gut tut.
Eigentlich ist die Antwort simpel: Ich muss aufhören, ihn so zu behandeln bei Streits. Wenn ich ihm ein wenig Zeit gebe, sich zu beruhigen, kommt er nach wenigen Stunden, manchmal einem Tag, wieder sehr liebevoll auf mich zu. Aber ich habe einfach Angst, dass er nicht nach einem Tag wieder auf mich zu kommt, dass es länger dauert und ich wieder tagelang ignoriert werde. Dann tick ich so aus, und das Ganze nimmt seinen Lauf. Ich weiss nicht, es ist, als würde sich mein Gehirn ausschalten in diesem Moment.
Es ist auch nicht so, dass ich sonst nur abhängig bin von ihm. Ich bin nur so, wenn wir streiten und sonst habe ich auch gerne meine Ruhe. Er sagt auch oft, dass ich nur dann, wenn wir streiten, wirklich viel Energie in die Beziehung stecke. Ich sehe das nicht ganz so, aber ich sehe es so, dass ich mich gut alleine beschäftigen kann, aber nicht, wenn wir streiten. Wenn wir streiten, sitz ich nur sinnlos da und kann höchstens TV schauen. Ich bin dann unfähig, selbständig etwas zu tun.
Könnt ihr mir (uns) helfen?