Ich würde gerne meine Erkenntnisse nach dem Ende einer 4jährigen schlechten Beziehung, mit euch teilen; einerseits Mut zum Schlusstrichziehen zu geben, andererseit um den frisch getrennten eine positive Aussicht zu geben.
1 Du tauscht Orangen- gegen Elefantenhaut.
Verheulte Nächte und dicke Augen am Morgen, Wiederkäuen der selben Probleme bei ein und derselben Freundin, hochgradige Energieverschwendung, zeitfressende aber nur kurzweilige Aussöhnungen – diese Beziehung hat deine Ressourcen erschöpft – körperlich und seelisch. Diese Zeit ist endlich vorbei: du entdeckst völlig vergessene Leidenschaften; deine angepackten Projekte werden dir schnell von Hand gehen, weil du alle zur Verfügung stehenden Mittel nutzen kannst. Und dabei bist du ungewohnt ruhig und gelassen.
2 Das Leben deiner Freunde ist ungeahnt spannend!
Bodenlose, einseitige Gespräche über Ärgernisse werden ersetzt durch witzige Anekdoten, interessante Jobwechsel, ungeteilte Aufmerksamkeit für dein Gegenüber und fliegenden Meinungsaustausch auf Augenhöhe. Du lernst wieder einen respektvollen Umgang mit der Zeit deiner Gesellschaft und verlierst das Schamgefühl mal wieder zu ausgiebig erzählt und dich dabei in den Details verloren zu haben. Ab sofort bist du diejenige die Geistreiches zur Konversation beitragen kann.
3 Du entwickelst endlich deine eigene Routine und fühlst dich plötzlich wunderbar.
Dein Schlaf-, Ess- und Erholungsrhythmus ist etwas Einzigartiges. Durch die Anpassung an einen Partner, der nicht die selben Vorlieben teilt, kann dies in Schlafentzug, Gewichtsschwankungen, Erschöpfung, Depression und damit in einem leidvollen Dasein enden.
Du folgst nun deiner inneren, natürlichen Stimme. Kein künstlicher Zwang hält dich wach, hungrig oder durstig. Du wirst merken wie dir Bewegung einen Ausgleich und Körperbeherrschung verschafft. Durch deinen erholsamen Schlaf bist du beruflich erfolgreicher und sozial verträglicher. Deine Burn-Out-Anzeichen als auch viele gesundheitliche Beschwerden verschwinden von allein.
4 Du brauchst keinen Partner. Du brauchst Eigenverantwortung.
In der Vergangenheit musstest du mehr Verantwortung übernehmen, als jetzt für dich alleine.
Wahrscheinlich war dies auch einer der Gründe für das Beziehungsende. Das Gefühl alleine an einem Strang zu ziehen,
während der andere dabei zusieht. Egal was du jetzt vor hast – du brauchst dazu keinen Partner.
Die Kunst allein zu sein ist völlig unterschätzt.
Urlaub für dich, an dem Ort du möchtest, zu der Zeit an der du kannst, zu dem Budget das du festlegst.
Aktivitäten ausüben, dessen Rahmen du bestimmst, mit Menschen die du aussuchst.
Durch die auflodernde Eigenverantwortung bist du hochmotiviert – denn erst jetzt verstehst du, was es bedeutet,
nur deine eigene Last zu tragen, statt zwei und dich vollständig zu versorgen.
5 Du bist nicht alleine.
Du fühlst dich nie wieder so einsam wie in einer unglücklichen Beziehung.
Die Zeit, die du einst mit dem Grübeln über Kompromisse und dem Kühlen deiner geschwollenen Augen verbacht hast,
verbringst du nun in bester Gesellschaft – mit Menschen die du neu kennen lernst: deine vorhandenen und neuen Freunde.
Du erfährst wieder wahre Unterstützung und bedingungslose Liebe. In deiner von Herzschmerz vernebelten Welt gab es
bisher keinen Platz für Gemeinschaft, denn du warst froh überhaupt durchs Leben zu kommen.
Denke an das Sprichwort: man ist der Durchschnitt aus den Menschen, mit denen man am meisten Zeit verbringt. Wähle deine Umgebung deshalb weise und lege wert auf deine eigene Einschätzung – du kannst dir selbst am besten vertrauen.
6 Du hast plötzlich wieder Ziele und Träume – und erreichst diese.
Wenn dich deine Lebenssituation so sehr herunterzieht, dass du froh bist Schlafen gehen zu können um auf einen besseren Tag zu hoffen, wirst du erstmal überfordert sein mit deiner revolutionären, positiven Gedankenkraft. Dein Körper war damit beschäftigt, ausschließlich Schadensbegrenzung zu betreiben – jetzt gibt es wieder freie Kapazitäten und dein Hirn wird ungezügelt viele Dinge vorschlagen, für die du keine Energie hattest oder abgeschrieben hattest. Du bist wieder in einem eigenständigen Leben angekommen – und du wirst keine Zeit verlieren wieder aufzuholen.
7 Du wirst besser aussehen denn je.
Weil du dich endlich erholen kannst, deine Zeit mit Dingen verbringst die dich erfüllen, deinen Lebensbereich formst und Spaß daran hast, bist du attraktiver denn je. Erfahren, angekommen, mutig und neugierig auf das was kommt, erfüllst du den Raum mit einer Präsenz, die den Menschen positiv erscheint. Keine schlechten Nachrichten trüben deinen Eifer, wohin du auch gehst, du bringst genug Zeit mit und musst keine Absprachen halten. Deine eigene Portionsgröße aus Zutaten die dir vollständig zusagen, werden ihr übrigens tun. Dein plötzlicher Leistungsüberschuss wird dich aktiver machen, dein Leben vielleicht auch mehr unterwegs stattfinden, als nur in den eigenen vier Wänden. Auch wenn du erstmal zu keiner neuen Beziehung bereit bist, wirst du auf dein Äußeres mehr acht geben, weil du körperbewusster bist.
8 Deine Familie wird wichtiger und kann dir viel Halt geben.
Während einer kranken Beziehung landet jeder gutgemeinte Ratschlag nur als ein weiteres Todo auf der Liste.
Doch dein Familienkreis hat, wie auch dein Freundeskreis, viel mehr zu bieten. Du bist Teil eines großen Ganzen, nicht mehr der Mittelpunkt der Schwierigkeiten. Du wirst anhand von Positiv- und Negativbeispielen aller Altersgruppen erkennen, das jede Beziehung Leid- und Lustträger hat. Während du in einer Freundschaft eine aktive Rolle spielst, kannst du als passives Element in einer Familie von den Erfahrungen und Strategien anderer profitieren.
9 Du wirst deine ehemalige Abhängigkeit belächeln.
Während du dir nicht vorstellen konntest ohne deinen Partner zu leben, wirst du dich bereits nach kurzer Zeit fragen, wieso. Aus der Unsicherheit ist ein Leben erwachsen, von dem du dachtest, du könntest es nicht alleine bestreiten. Du findest dich selbst in verheißungsvollen Chancen wieder, die dir vorher verschlossen waren.
10 Du erkennst zeitnah den Unterschied zwischen Toleranz und Akzeptanz.
Man muss auch mal zwei Augen schließen können um sich zu versöhnen, also Platz für Fehler und Entwicklung lassen.
Fehler zu akzeptieren zeugt von einer respektvollen, liberalen Einstellung zum Leben. Die Toleranz scheint aber eher ein begrenztes Gut zu sein.
Wenn zu oft das Verhalten des Partners auf das Toleranzkonto gebucht wird, gibt es bald ein Akzeptanz- und Kompromissproblem.
Ein Fass vor dem Überlaufen zu bewahren ist eine wahre Kunst und nach Aufsammeln von exzessiven Wassermengen hat man erkannt, welcher Eimer unnötig war.
:fete: