Hallo!
Zur Zeit stehe ich gefühlsmäßig und entscheidungsmäßig zwischen zwei Frauen: Ich bin seit 9 Jahren zum zweiten Mal verheiratet und lebe seit vier Jahren mit meiner Tochter (18 Jahre) alleine. Die Gründe, die zur Trennung vor vier Jahren geführt haben, kann ich aus meiner Sicht so beschreiben. Kurz nach unserer Hochzeit ist meine erste Frau gestorben; meine Tochter (damals 10) ist zu uns gezogen. Damit fingen die Probleme an. Meine Frau meinte es gut, wollte sich um alles kümmern, wollte alles entscheiden, vor allem, wie viel meine Tochter zu essen hat. Du stehst nicht eher auf, bis der Teller leer ist! Das gab öfters härteste Auseinandersetzungen, weil ich ihr nahe bringen wollte, dass ein Kind sehr wohl ein Gefühl hat, was es essen kann und was zu viel ist. Ohne Erfolg. Du stellst du gegen mich, du bist nur für deine Tochter. Ich bin und war aber nicht für oder gegen Jemanden, sondern für die Vernunft und die Liebe. Es führte dazu, dass meine Tochter immer mehr zunahm. Irgendwann kehrte sich das um und sie wurde magersüchtig. Mit Hilfe einer Therapeutin haben wir das Problem mittlerweile ganz gut in den Griff bekommen. Meine Frau war als Jugendliche selbst magersüchtig. Wie konnte sie nur dazu beitragen, dass meine Tochter ebenfalls dieses Problem bekommt?
Außerdem ist meine Frau sehr aufbrausend und kann auch sehr aggressiv werden. Plötzlich mir erscheint es wie aus dem Nichts schreit sie rum, ohne Rücksicht auf Verlust. Ob meine Tochter, ob das die Nachbarn bei offenem Fenster mitbekommen, egal, sie schreit scheinbar unkontrolliert. Als ihr gegenüber gesagt habe, so kann es nicht weitergehen, sie zerstöre mein Leben und auch das meiner Tochter, wir sollten dringend zu einer Paartherapie gehen, lehnte sie (vielmehr ihr Vater) ab. Ihre Eltern bestimmten ihr Leben, sie regelten alles für sie, und jede Woche wurden längere Telefongespräche geführt, die mit dreiseitigen Mitschriften endeten. Schließlich sagte ich ihr, wir müssen uns dann trennen, zieh bitte aus meinem Haus aus. Was dann folgte, war fürchterlich: Rumfuchteln mit dem Messer am Unterarm Schau, was du angerichtet hast!, Selbstmordandrohungen und -versuche, Notarzt und Polizei im Haus usw.. Ich hatte fürchterliche Angst, dass sie sich wirklich etwas antuen könnte, und war auch mehrmals in einer Beratung für Selbstmordgefährdete und deren Angehörige.
So konnte es nicht mehr weiter gehen. Ich rief dann ihren Vater an, erzählte ihm alles. Daraufhin meinte er auch, dass es so nicht weiter gehen könne. Er werde dafür sorgen, dass sie sich eine eigene Wohnung nimmt und auszieht. So kam es dann auch. Sie zog aus und ich half ihr dabei. Das war vor vier Jahren. Wir sind in dieser Zeit noch zusammen in Urlaub gefahren und haben auch im Wochenende noch einiges zusammen gemacht. Wir waren sozusagen also noch ein Paar. Das Wichtigste aber für mich war, dass sich mein Leben und auch das meiner Tochter stabilisiert. Das ist uns auch ganz gut gelungen. Mittlerweile sind die Eltern meiner Frau gestorben und sie ist in therapeutischer Behandlung. Ich habe aber in dieser Beziehung immer weniger Zukunft gesehen und mich auch nach anderen Frauen umgeschaut. Ich war verunsichert, weil mir so oft eingehämmert wurde, dass Frauen emotional sind und deswegen jede richtige Frau auch rumschreit. Das wollte ich dann doch nicht so glauben!
Vor einem Jahr habe ich dann nach einem Konzert eine ganz tolle Frau kennen gelernt: Warmherzig, weich, natürlich, zärtlich, optimistisch. Sie hat eine eigene Meinung und kann sie auch vertreten. Ruhig und trotzdem überzeugend. Mit uns wurde es aber erst mal nicht, da sie in der Arbeit einige Probleme hatte und auch sich aus einer früheren Beziehung noch nicht so richtig gelöst hatte. Dann dachte ich, vielleicht sollte ich es mit meiner Frau noch mal versuchen, und wir haben dann einen Neuanfang ausgemacht. Dann habe ich mich aber mit der anderen Frau wieder getroffen; es wurde schön und schöner. Zwischenzeitlich war es eine Affäre, ich wollte mich auch ganz für sie entscheiden. Aber ich konnte es nicht. Leider! Warum, so frage ich mich. Ist es ein Helfersyndrom? Braucht meine Frau mich so (sie hat wenige eigene Freunde und Familie), dass ich meine, sie nicht alleine lassen zu können?
Dazu kam, dass meine Frau irgendwann die Existenz der Anderen erfahren hat. Jetzt hätte ich gedacht, sie schreit und tobt. Nein, sie ist verständnisvoll. Sie bemüht sich momentan in einer ganz besonderen Weise um mich, bemüht sich auch um ein gutes Verhältnis zu meiner Tochter. Sie sagt, sie liebt mich über alles. Sie will mich nicht verlieren. Sie sagt, sie hätte sich verändert, sie versteht selbst nicht, was mit ihr früher los war, warum sie so drauf war. Sie glaubt an unsere gemeinsame Zukunft.
Jetzt frage ich mich, ist so etwas wirklich anzunehmen. Oder wirft sie jetzt aus Angst, mich zu verlieren, alles in die Waagschale, bietet alles auf, was sie hat. Außerdem merke ich, dass ich sie zur Zeit nicht so liebe, wie sie mich. Kann das nach dem, was ich mit ihr erlebt habe, jemals wieder werden? Kann ich sie so lieben, wie das vor 13 Jahren mal der Fall war? Sympathie ist wohl da, ich fühle mich auch wohl, wenn wir etwas zusammen unternehmen, aber reicht das auf Dauer? Aus Selbstschutz hatte ich eine Mauer um mein Herz gebaut. Deswegen war ich auch sehr verwundert, dass ich Gefühle zu der anderen Frau aufbringen konnte, von denen ich nicht wusste, dass ich dazu fähig bin. Und trotzdem auch mit therapeutischer Begleitung konnte ich nicht dazu stehen. Hänge ich noch an meiner Frau? Kann ich mich nicht von ihr lösen? Kann sich ein Mensch so ändern, dass an ein friedliches und freudvolles Zusammenleben wieder zu denken ist?
Sorry, diese Abhandlung ist etwas länger geworden! Vielen Dank für das Lesen und für eine Antwort.
Liebe Grüße
Unentschlossener