Hallo,
ich bin 27 Jahre und bin mit meinem Freund seit 5 Jahren zusammen. Unser gemeinsames Kind ist 5 Jahre. Kennen tue ich ihn schon seit dem späten Sandkastenalter. In der Pubertät waren wir desöfteren zusammen, aber mehr als Händchenhalten war nicht.
Als ich dann 21 war, trafen wir uns durch Zufall wieder und es knallte heftig zwischen uns. Ich, gerade frisch getrennt, zog gleich bei ihm ein und es dauerte nicht lange und ich wurde schwanger.
Kurz und gut, das Kind kam und alles schien perfekt. Die ersten zwei Jahre nach der Geburt verbrachten wir in getrennte Wohnungen, weil er kurzzeitig in eine andere Stadt zog. Ansich war das kein Problem, wir sahen uns dann immer am Wochenende.
Im Sommer 2004 dann zogen wir endlich in unsere erste gemeinsame Wohnung. Es war schön. Es war so, wie ich es mir immer in meinen Träumen vorgestellt hatte. Glückliche, kleine Familie.
Nur mit der Zeit fingen auch kleine Probleme an. Ich hatte plötzlich keine Lust mehr, mit ihm zu schlafen. Ich kann bis heute nicht erklären, woran es liegt, denn ich finde ihn nachwievor sehr attraktiv.
Ich bin lustlos geworden, in sämtlichen Lebenslagen. Mein Studium nervt mich, meine Arbeit, die ich nebenbei tätige nervt mich, der Haushalt geht mir auf den Sack, selbst mit meiner Tochter zu spielen überfordert mich dermaßen. Er, auch berufstätig, lebt sein Leben irgendwie locker weiter. Sicherlich er kümmert sich auch ums das Kind und auch um mich, aber wenn es um Entscheidungen geht, muss ich sie immer treffen.
Hinzu kommt, dass er mich ständig bedrängt. Morgens, ich habe kaum die Augen auf, drängt er mich zum Sex. Jedesmal sage ich ihm, ich möchte nicht, er solle es akzeptieren, er solle mich bitte nicht bedrängen, schon gar nicht, mich auf meinen Körper reduzieren, denn das tut er mittlerweile. Mein Busen scheint ihn förmlich anzuziehen, was mich aber auch nur noch nervt.
Wenn wir mal mit Freunden abends etwas trinken gehen, sitzen wir dem Pärchen gegenüber wie Geschwister. Während unsere Freunde sich ab und zu mal einen Kuss geben oder unter Tisch den Schenkel des anderen streicheln, bleiben wir getrennt sitzen.
Sicherlich, ich darf mich nicht beschweren, denn ich lasse ihn ja auch nicht an mich ran, aber ich lasse ihn nicht ran, weil er gleich mehr will. Man reicht ihm den kleinen Finger und er will einem den ganzen Rumpf abreißen.
Es ist schon über ein Jahr her, dass er mir mal gesagt hat, er liebe mich. Ich sage es ihm schon, wenn mir danach zumute ist.
Er meckert ständig über meine Unordnung, denn das stimmt, ich bin unordentlich, aber nicht unsauber. Die Bude ist immer im perfekten Zustand, wen kümmert's dann, dass mal 'ne Hose rumliegt? IHN.
Wir streiten mittlerweile auch gar nicht mehr, im Prinzip tut jeder das, worauf er Lust hat. Ein typischer Abend bei uns sieht folgendermaßen aus. Ich bringe das Kind zwischen 7 und 8 ins Bett. Er geht an den PC oder guckt TV, ich lese im Bett.
Wir ignorieren uns und wenn wir dann doch mal sprechen, dann kommen von ihm und auch von mir eigentlich nur spitze Bemerkungen. Wir haben jeglichen Respekt voreinander verloren, was ich sehr traurig finde, denn ich liebe ihn wirklich.
Ich habe schon mehrmals mit ihm Tacheles geredet und dabei darauf geachtet, ihm keine Vorwürfe zu machen, aber er zieht alles ins Lächerliche oder nimmt mich nicht Ernst.
Wenn ich ihm heute sage, was mich bewegt oder was mich traurig macht, hat er es morgen schon wieder vergessen.
Ich frage mich immer öfter, ob es bei uns überhaupt noch eine richtige Beziehung ist, woran macht man so etwas fest? Dramatisiere ich alles über?
Habt ihr auch schon solche Erfahrungen machen müssen?
Meine Mutter sagt immer, Beziehung ist Arbeit. Schön und gut, aber was ist denn, wenn beide einfach nicht mehr wissen, was sie daran bearbeiten sollen?