Ich könnte mir auch noch ...
...einen anderen Grund vorstellen, weshalb sie das sagt. Nämlich, dass sie ihn wegschiebt, damit also eine Distanz ihrerseits herstellt, damit er die entsprechende Nähe zu ihr wieder aufbaut.
Ihr ist wohl klar, dass sie ihn nicht zwingen kann, sich für sie zu entscheiden. Er hat zu viele Gewissensbisse, ein zu schlechtes Gewissen Dir und auch Eurem Sohn gegenüber. Also kann sie nichts verlieren, wenn sie sagt: "Bleib bei Deiner Familie."
Vielen Männern geht es so, dass sie das, was sie haben können, nicht haben wollen (das wärest in dem Falle Du) und lieber das haben wollen, was für sie nicht erreichbar scheint (das wäre in diesem Falle sie).
Ich stelle diese Behauptung auf, weil es bei mir und meinem zukünftigen Exmann genau so gelaufen ist. Er hatte ein Verhältnis, konnte sich aber nicht wirklich entscheiden. Bei seiner Freundin handelte es sich auch noch um eine sehr enge Freundin meinerseits, sie kannte also mich und auch die Kinder persönlich und wusste, wie sehr wir litten.
Sie war nicht blöd... Nie hat sie auch nur ein schlechtes Wort über mich verloren, er hätte sich sofort schützend vor mich gestellt und wäre sauer auf sie gewesen, denn eigentlich hatte ich ihm gar nichts getan. Also hat sie ihm dadurch, dass sie immer wieder sagte, wie nett seine Familie doch eigentlich sei, Raum für seine Trennung gegeben.
Was ich sagen will, ist folgendes:
Hätte sie gesagt "Trenn Dich doch, bei mir hast Du 's viel besser" hätte er erst mal darüber nachdenken müssen, ob das wirklich so ist. Da sie aber (für ihn) feststellte, dass seine Frau (also ich) eigentlich ganz nett sei, gab es für ihn diesbezüglich keine Baustelle. Er hat ihr zugestimmt und hatte so den emotionalen Freiraum zu sagen "Ich trenne mich ja auch nicht, weil meine Frau blöd ist, sondern einfach, weil ich sie nicht mehr liebe."
Zu Beginn der Trennung habe ich extrem gelitten, es ging mir so schlecht wie noch nie in meinem Leben. Nach ca zwei Wochen konnte ich mich mit Hilfe von Antidepressiva ziemlich gut berappeln, so dass ich meinem Mann, wenn er die Kinder besuchen kam, vorkam, als wenn alles ok wäre. Ich war fröhlich und ausgelassen und strotze nur so vor Energie und Tatendrang.
Wir redeten oft und hatten lange Telefonate. Ein einziges Mal konnte ich nicht an mich halten und habe meiner Wut über sie freien Lauf gelassen. Oh, das hätte ich nicht tun sollen, sofort stand er wie Siegfried mit dem Schwert verbal vor mir...
Ok, ich habe dann den Spiess umgedreht und, wenn es auf das Thema kam, nett oder eben gar nicht über sie geredet. So musste er sie nicht ständig in Gesprächen beschützen, sondern konnte sich einfach nur auf das Gefühl, welches er für mich in dem Telefonat hatte, einlassen. Ich machte ihn nicht wütend auf mich. Und siehe da... Nach zwei Monaten stand er vor meiner Tür, heulte Rotz und Wasser und zog wieder ein.
Dass wir uns letztlich dann doch trennten, ist eine andere Geschichte.
Wir waren 3 1/2 Monate wieder zusammen, da lernte ich jemanden kennen. Ich habe nach einer Woche mit offenen Karten gespielt, mein Mann hätte meinen Freund am liebsten in der Luft zerrissen. Und mit jedem schlechten Wort über diesen Mann trieb er mich weiter zu ihm hin bzw. weiter von sich weg, weil ich nach und nach eine richtige Wut auf ihn entwickelte und immer nur dachte "Der andere kann doch gar nichts dafür, dass ich mich in ihn verliebt habe" und fing an, ihn zu schützen...
Ich hoffe, das alles ist nicht ein zu großes Durcheinander für Dich und Du kannst verstehen, was ich sagen will.
Im übrigen ist das, was bei uns passier ist, nicht selten: Er ging, ich wollte ihn zurück, er kam, ich wollte ihn nicht mehr.
Wenn Du noch Fragen hast, melde Dich!
LG,
LaCajita