suse_11896124Hallo Sonnenstern,
auch mein Mann hat mich in der Schwangerschaft (und in der ersten Zeit mit den Zwillingen) betrogen, auch nicht zum ersten Mal. Er war auch total verzweifelt, als ich alles rausbekam, sofort mit der Geliebten den Kontakt abgebrochen und von einem riesigen Fehler gesprochen. Hat alles abgewiegelt. Also ähnlich wie bei dir.
Ich habe die Geliebte kontaktiert, um mir ein Bild von den wahren Geschehnissen machen zu können, da ich ihm nichts mehr glauben kann, sie war auch sehr kooperativ, wurde von ihm auch total belogen. Bei der ersten Betrugsgeschichte habe ich ja noch ans Aufarbeiten geglaubt, ans Zueinanderfinden, dass er einfach einen Fehler gemacht hat und nur aus der Situation raus gelogen hat. Hatte das Gefühl, wir haben danach einen großen Schritt nach vorn in unserer Beziehung gemacht. Ich denke auch immer noch, dass jeder einen Fehler machen kann und eine zweite Chance verdient hat.
Aber mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass die Fortsetzung dieser Beziehung nur dann einen Sinn macht, wenn sich der Betrüger aktiv dafür einsetzt, sich zu ändern. Dazu reichen Reuebekundigungen leider nicht. Das ist nur ein Mittel, um wieder zum alten Leben zurückkehren zu können. Auch emotionale Treueschwüre oder tränenreiche Gespräche reichen nicht. Egal wie überzeugend das jetzt alles wirkt, sobald der Alltag wieder eingekehrt ist, sobald es wieder Probleme gibt oder schwierige Zeiten oder eine günstige Gelegenheit, kannst du dich nicht auf ihn verlassen. Das hast du ja auch schon erlebt. Wenn er nicht jeden Tag wirklich Einsatz zeigt, selbst Impulse gibt, reflektiert, sich unangenehmen Wahrheiten stellt, wird sich alles wiederholen.
Ich persönlich habe mich getrennt, für mich ist dieser Vertrauensverlust irreparabel. Mein Mann macht zwar eine Therapie, bemüht sich auch um mich, aber mittlerweile bin ich ja schon so misstrauisch, dass ich sogar denke, dass er auch die Therapie nur als Mittel zum Zweck benutzt, um mir irgendetwas zu beweisen, aber nicht, weil er selbst Antworten sucht.
Ob es ein richtig oder falsch gibt, kann niemand sagen. Was ist für dich ertragbar? Mit welchem Grad an Misstrauen kannst du leben? Wie wichtig ist es dir, deinen Kindern eine "Familie" zu geben? Auch für mich war es schrecklich zu denken, dass die Kinder nicht in einer Familie aufwachsen werden. Allerdings fand ich noch schrecklicher die Vorstellung, dass die Kinder alle paar Jahre so ein Drama miterleben, dass die Kinder aufwachsen und miterleben, dass ein Mann sich so benimmt und die Frau alles mitmacht, immer wieder verzeiht. Finde ich persönlich schlimmer als sie allein aufzuziehen.
Und vor allem darfst du dir nicht einreden, dass du auch Schuld an dem Betrug hast. Ja, ihr hattet eine schwere Zeit. Du warst vielleicht nicht einfühlsam genug oder hattest nicht genug Zeit für ihn. Aber all das hätte er dir sagen können. Über solche Dinge kann man reden. Wenn er dich schon einmal betrogen hat, dann muss er wissen, dass ein Betrug kein Ausweg aus Problemen ist, dass er dich damit unendlich verletzt. Wenn du ihm das zugestehst, dass du mit Schuld trägst, dann wird es immer irgendeinen Grund geben, aus dem er dich betrügen kann. Keine langjährige Beziehung läuft ohne Höhen und Tiefen ab.