Ich bin eine Frau von 53 Jahren und bin 30 Jahre verheiratet. Mein Mann ist 10 Jahre älter. Wir haben mehrere erwachsene Kinder. Sie sind alle außerhäusig und stehen auf eigenen Füßen. Wir leben in einer landschaftlich reizvollen Gegend auf einem schönen Anwesen, was sich auch zum Mehrgenerationenwohnen eignet. Wir beide sind uns einig, dass wir hier wohnen bleiben möchten. Es ist uns auch wichtig, dass wir unseren Kindern und Enkeln zukünftig als Elternpaar gemeinsam begegnen möchten.
Wie in all diesen alten Ehen, ist der Schwung aber heraus. Wir leben ziemlich wohngemeinschaftsmäßig miteinander. Die meisten Versuche meines Mannes einmal außerhalb zu grasen, habe ich durch sanfte oder auch massivere Drohungen unterbinden können. Die bestanden hauptsächlich darin, die Wohnstätte hier ggf. zu verlassen, was auch für ihn das Ende dieses Wohnplatzes bedeutet hätte. Seine Bindung an Haus und Hof ist wohl noch stärker als meine.
Dennoch hatte mein Mann vor 8 Jahren eine heftige, 2-jährige Affäre mit einer attraktiven Psychologin. Das Ereignis war für ihn, wegen der Ängste, mich dadurch zur Trennung zu treiben, auch voller depressiver Abschnitte. Problematik einer nichtgeduldeten Dreierbeziehung. Für mich brach damals die heile Welt zusammen. Es war eine schlimme Zeit. Während dieser Krise bin ich auch einmal sehr kurz fremd gegangen. So eine Art Rache, denke ich.
Heute weiß ich, dass es nur noch eine Scheinwelt war. Das ist aber die Sicht meines Verstandes. Mein Gefühl wünscht sich im Stillen aber immer noch die alte Zeit zurück.
Inzwischen habe ich mich mit Hilfe der vielfältigen, modernen Beratungsliteratur schlaugemacht und darüber wie sich Beziehungen bilden und wie sie sich auflösen. Dabei scheint mehr Biologie im Spiel zu sein, als uns das lieb ist. Ein Faktor, der uns allen bekannt ist, sind die gesellschaftlichen Zwänge. Aber die sind ja emanzipativ verdunstet. Ein biopsychologischer Grund u.a. für gegenseitige Anziehung ist z.B.
Fremdheit. Was bekannt ist langweilt schnell, zieht wenig an und macht nicht neugierig.
Diesen Gedanken fand ich ganz plausibel. So frage ich mich heute: Sollte ich die Zügel in meiner Beziehung lockern, die Überwachung verringern und bisher tabuisierte Beziehungseben zulassen. Über die Grenzen müsste ich mich ggf. mit meinem Mann verständigen. Würde unsere Beziehung dann eventuell wieder etwas spannender werden, gar Anziehung spürbar werden? Neue Seiten des anderen sichtbar? Oder ist das alles ein gefährliches Spiel mit dem Feuer? Aber weitere 20 bis 30 Jahre so nebeneinander her zu trotten, ist ja auch keine verlockende Zukunftsaussicht, oder?
Was haltet ihr von solchen Gedanken? Wie geht ihr mit Fremdflirtereien in euren Beziehungen um? Die Frage richtet sich nur an alte, ermüdete Ehe-/Beziehungstrotter. Wer noch frisch verliebt ist oder im ablaufenden Ebbstrom einer Verliebtheit dahindümpelt (bis 5 Jahre), die/der ist hier nicht gefragt.