Meine Mutter ist damals fremdgegangen. Mehrfach, immer wieder. Mein Vater war ein schwieriger Mensch, sehr passiv, konservativ, mit Gewalt aufgewachsen. Er hatte immer schlechte Laune, war gefühlskalt, brüllte uns Kinder an, verdrosch meinen Bruder immer wieder, wenn er Mist anstelle. Ich habe mir immer einen anderen Papa gewünscht, hatte zu meinem Vater wenig Bindung. Meine Mutter trennte sich lange nicht, weil sie nie "eine geschiedene Frau" sein wollte und meinte, dass sie diese Gefühlskälte meines Vaters schon irgendwie aushalte. Das ging auch lange gut, insgesamt 16 Jahre.
Als Kind wusste ich nicht, dass meine Mutter fremd ging. Das erfuhr ich erst, als ich fast volljährig war. Meine Mutter trennte sich irgendwann von meinem Vater und zog aus. Ich war extrem froh darüber, weil dann endlich diese Eiszeit zwischen meinen Eltern ein Ende hatte. Wir Kinder blieben erst beim Vater, irgendwann ertrug ich meinen Vater aber auch nicht mehr und zog dann zu meiner Mutter. Da war ich 16.
Da meine Mutter fast immer zu Hause war und sich um uns Kinder kümmerte, bemerkte ich ihre Fremdgeherei auch nicht. Da sie mich nicht belog und auch stets und ständig Zeit für mich hatte, nahm ich ihr das Fremdgehen nachträglich auch nicht übel. Ich habe eine gute Bindung zu meiner Mutter. Allerdings verurteilte ich es, weil ich es generell falsch finde.
Letztendlich hat das Karma aber zurück geschlagen. Meine Mutter hat seit der Trennung von meinem Vater keine vernünftige Beziehung mehr auf die Reihe bekommen, schlug sich immer mit windigen Affären herum, obwohl sie sich von Herzen eine Partnerschaft wünscht. Mein Vater dagegen hat sich sehr zum Positiven verändert und hat seit mehr als einem Jahrzehnt wieder eine verlässliche Partnerschaft und ist seit geraumer Zeit auch glücklich mit dieser Frau verheiratet. Und ich gönne es ihm nach der Erfahrung mit meiner Mutter von Herzen!