rakesh_12535727Hallo Uwe...
ich habe mir Dein Schreiben durchgelesen und hätte dazu folgendes zu sagen.
Der Vater meiner drei Kinder und ich waren beinahe 17 Jahre lang miteinander glücklich und zufrieden gewesen. Wir schätzten uns sehr, hielten fest zusammen und hatten uns furchtbar lieb. Wir fühlten uns wohl miteinander.
Bis auf diese eine Sache! Die körperliche Liebe funktionierte nicht bei uns beiden. Ich glaube ich empfand in all den Jahren sehr viel Freundschaft ihm gegenüber. Ob das Liebe war weiß ich nicht genau zu sagen. Um nichts in der Welt würde ich diese Erfahrung und das Leben mit ihm in ein anderes umtauschen wollen und trotzdem kann ich Dir nicht genau sagen woran es lag. Wir hatten auch unterschiedliche Bedürfnisse was unser Sexualleben anbelangte.
Es ist leicht seinem Partner zu sagen "du bist schuld". Das klingt schon fast ein bißchen nach Resignation und unfair ist es obendrein.
Ich erfand viele Ausreden und glaubte zeitweilig sogar selbst daran.
Weißt Du, es gibt viele Wege die man beschreiten kann, bevor es zur Trennung kommt. In meiner Beziehung lief es am Ende ähnlich wie bei Euch. Unzufriedenheit machte sich breit und das auf beiden Seiten.
Tat einer von uns einen Schritt nach vorne, blockte der andere ab und wartete was noch kommen mochte. Dies rief dann Verletztheit hervor und man machte dicht.
Es war eine verfahrene Situation.
Schlussendlich machten wir uns stark, für uns und die Kinder und so trennten wir uns im Guten. Die Liebe hatte sich gewandelt und es war Zeit für Veränderung.
Wir sind die besten Freunde geblieben und schätzen und nach wie vor. Jeder von uns beiden führt unterdessen ein neues Leben mit neuen Partnern und es fühlt sich gut an. Wir beide haben eigentlich nur gewonnen.
Veränderungen tun weh, aber wir waren uns beide darüber im klaren das wir so nicht weiter leben wollten.
Auch Du brichst in gewisser Weise aus Deiner Beziehung aus, nur fehlt Dir der Mut sie ganz und gar zu beenden.
Dein Liebesleben scheint Dir sehr wichtig zu sein. Du hast Deine Bedürfnisse jahrelang in den Hintergrund gestellt. Du siehst das positive Eurer Beziehung um weiterhin stark sein zu können.
Ich halte das für eine Art Selbstmanipulation. Nach und nach verschleiert sich der Blick für die Realität. Man schraubt seine eigenen Bedürfnisse auf ein Minimum herunter, um sich weiterhin gut fühlen zu können.
Es ist keine Schande sich zu fragen ob man seinen Partner liebt oder nicht. Vielleicht lautet die Frage die Du Dir stellst eher "was will ich?"
Du bist mit einer anderen Frau zusammen gewesen und hast in diesem Moment die Konsequenzen die daraus entstehen konnten billigend in den Kauf genommen. Deine Ehrlichkeit gegenüber Deiner Frau ist großartig.
Aber was hast Du damit bezweckt?
Wolltest Du sie wach rütteln?
Du warst in der Lage, Dich anderweitig verliebt zu haben. Meinst Du, dass Du unterbewußt nicht doch die Flucht nach vorne suchst?
Du schreibst, Du bist beruflich sehr eingebunden. Für mich weist das darauf hin, dass Du ein sehr verantwortungsvoller Mensch sein könntest.
Du scheinst mir hin und her gerissen zu sein. Als tätest Du es Dir verbieten auch nur an Trennung zu denken. Es macht Dir Angst, einerseits fühlst Du Dich wohl, anderseits vermißt Du etwas ganz grundlegendes. Gibt es da einen Ausweg?
Dieses Chat ist in erster Linie ein Erfahrungsaustausch, jeder sollte das für sich daraus ziehen, was ihn weiter helfen könnte.
Niemand hier kann einem anderen raten wie er sich am besten verhalten sollte, denn das was geschrieben steht ist nur ein Bruchteil dessen was in einem Leben, einer Beziehung vor sich geht.
Ich kann Dir nur sagen, seit meiner Trennung blühe ich wieder auf, es macht Spaß zu wachsen und nicht mehr stehen zu bleiben.
Mein Kopf ist viel freier als zuvor und ich möchte sagen, ich fühle mich nach Überwindung der Trennungsschmerzen sehr viel stärker und gefestigter. Es hätte sich niemals etwas an unserem Sexualleben geändert. Mit oder ohne Therapeut nicht. Nicht dauerhaft!
Ich möchte damit nicht sagen, dass ihr Euch trennen sollt. Aber vielleicht solltest Du Dir die Frage stellen, was Dir und natürlich auch Deiner Frau Eure Beziehung zueinander tatsächlich noch wert ist.
Es ist etwas vorgefallen, was Deine Frau sehr verletzt hat. Das Sie keine Liebe mit Dir praktizieren kann oder möchte hat seinen Grund.
Werde Dir darüber bewußt wie Du weiterleben möchtest. Kannst Du es dauerhaft in Kauf nehmen mehr oder weniger abstinent zu leben oder suchst Du doch nach Veränderung?
Ihr müß reden! Am besten mit einer dritten und neutralen Person, um Eure Bedürfnisse auf den Punkt zu bringen und eine Entscheidung zu treffen.
Was hindert Deine Frau daran diesen Schritt zu gehen? Sucht sie vielleicht den Abstand zu Dir? Kam ihr Dein Fehltritt vielleicht sogar gelegen um Dir den schwarzen Peter in die Schuhe schieben zu können, um es sich selbst ein wenig leichter zu machen?
Ich will das was Du getan hast nicht verschönigen, aus meiner Sicht gesehen war es nicht OK.
Aber es gibt immer zwei Seiten der Medaillie, Du hattest Gründe diesen Schritt zu tun und jeder für sich tut gut daran zu erkennen, dass jeder Einzelne eine Mitschuld trägt, erst dann ist eine Veränderung überhaupt möglich, wenn denn gewollt. Es ist selbst nach solch einem gravierenden Ereignis wichtig, sich gegenseitig verletzlich zu machen um verzeihen und ggf. neu anfangen zu können.
Vielleicht solltest Du Dir über eins aber wirklich bewußt werden, einige Dinge im Leben lassen sich nicht dauerhaft verändern.
Wenn Dir der Sex sehr wichtig ist, wird dies vermutlich immer ein Streßfaktor zwischen Euch bleiben und vermutlich immer wieder zu "Fehltritten" führen. Dauerhaft werdet ihr Euch damit so sehr verletzen, dass bald keine Einigung mehr möglich sein wird, deshalb solltet ihr bald einen Entschluß fassen.Die Trennung oder der Kampf.
Im übrigen könnte ich mir vorstellen, dass Dein Fremdgehen eine so starke Verletzung für Deine Frau darstellt, dass sie nicht mehr gewillt ist Dir entgegenzutreten. Ein Treuebruch ist oft etwas ganz furchtbares. Du sagst sie sei ein etwas dominanterer Charakter, demnach hält sie auch einiges von sich. Gekränkter stolz, gekrankte Eitelkeit hindern daran verzeihen zu können. Siehst Du wirklich noch eine reelle und dauerhafte Chance für Euch?
Du bist mit einer Frau fremd gegangen, die in unserer Gesellschaft nicht sehr gut angesehen wird. Deine Frau fühlt sich bestimmt sehr erniedrigt dadurch.
Ich bin mir sicher das auch sie Eure Sitation genau durchschaut, dass sie weiß was schief läuft, sich nach körperlicher Nähe sehnt und vielleicht sogar Schuldgefühle hegt, weil es nicht funktioniert.
Was mich stutzig macht ist, dass sie sich in die Opferrolle begibt und nicht mehr bereit dazu ist, Dir einen Schritt entgegen zu gehen, sie versucht nicht zu verstehen und mit anzupacken...
Vielleicht braucht das ganze Zeit, dennoch wäre es interessant zu erfahren was ihr beide in Euerem innersten fühlt. Sucht Deine Frau u.U. den Absprung und was willst Du?
Was bist Du bereit für diese Liebe zu investieren?
Wie man solch eine Situation allein ins Reine bringen kann weiß ich leider nicht zu beantworten, dazu gehören immer zwei.
Vielleicht wäre es in Eurer Situation sinnvoll ein kurzes Stück des Weges getrennt zu beschreiten um dann irgendwann vielleicht erneut zueinander zu finden.
So wie es derzeit ist wäre es möglich das ihr Euch früher oder später zerfleischen werdet.
Danke noch einmal das Du Dich für mich zu Wort gemeldet hast. Bei mir läuft es seit dem letzten Wochenende wieder etwas besser. Die Liebe ist ein Kampf, bei der man sich selbst nie vergessen darf.
Lieben Gruß
Triadalon