Hallo Pfiffikus,
um dir gezielt zu raten und deine lebensfreude stärken zu können, wäre es gut, wenn du ein paar nähere details erzählen könntest...
es gibt ganz verschiedene arten von depressionen, die verschiedene vorgehen benötigen. und davon abgesehen, sind wir menschen auch alle verschieden...
ok, du schreibst, dein partner will sich von dir distanzieren.. sowas kann uns schon völlig aus der bahn werfen. immerhin haben wir unserem partner eine menge raum und platz in uns gegeben, der jetzt regelrecht wegbricht und in uns eine grosse leere hinterlässt. - eine leere, einsamkeit und manchmal auch endlichkeit des eigenen lebens wird einem da bewußt.
es ist schwierig, einen lieben menschen gehen zu sehen und sich dabei ohnmächtig zu fühlen. ich kann nachvollziehen, wie traurig du bist und wie unglücklich du dich fühlst.
wenn du sehr traurig und sehr verzweifelt bist, sehnst du dich verständlich nach hilfe und möchtest dich verständlicherweise aus dieser situation befreien. - oft sind es aber die ganz, ganz kleinen schritte, die nur ganz langsam gegangen, wirklich hilfe bringen.
- indem du diese entstandene leere nach und nach mit neuen, schönen dinge auffüllst..
ausserdem empfehle ich dir, dich viel in der natur aufzuhalten, du musst nicht unbedingt sport machen, einfach ein paar spaziergänge jeden tag, wären schon ok... viel sonnenlicht, tief atmen. muskatellersalbei hilft bei verstimmung jeglicher art und bei mir hilft super wildes abzappeln auf ohrenbetäubend lauter mukke. aber, wie gesagt, was ist es g e n a u, was dich letztlich so sehr bedrückt? und zu deiner frage... wie finde ich zu mir selbst, kannst du dir nur selbst beantworten.. wer ist es, der sich selbst finden will?
vielleicht möchtest du ja mal etwas davon erzählen...
bis dahin wünsche ich dir viel kraft, hoffnung und heilung.
cosmic.
.. und jetzt noch ein märchen...
Das Märchen von der Traurigkeit
Es war einmal eine kleine Gestalt, die an einem Wegesrand hockte. Da kam eine kleine Frau den staubigen Feldweg entlang. Sie war wohl schon recht alt, doch ihr Gang war leicht, und ihr Lächeln hatte den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens.
Bei einer zusammengekauerten Gestalt blieb sie stehen und sah hinunter. Sie konnte nicht viel erkennen. Das Wesen, das da im Staub des Weges saß, schien körperlos zu sein. Es erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen.
Die kleine Frau bückte sich ein wenig und fragte: "Wer bist du?"
Zwei leblose Augen blickten müde auf.
"Ich? Ich bin die Traurigkeit", flüsterte die Gestalt so leise, dass es kaum zu hören war.
"Ach, die Traurigkeit!", rief die kleine Frau erfreut aus, als würde sie eine alte Bekannte begrüßen.
"Du kennst mich?", fragte die Traurigkeit die lächelnde Frau ungläubig. "Natürlich kenne ich dich! Immer wieder einmal hast du mich auf meinen Wegen ein Stück begleitet."
"Ja, aber...", wunderte sich die Traurigkeit, "warum fliehst du dann nicht vor mir? Hast du denn keine Angst?"
"Warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe? Du weißt doch selbst nur zu gut, dass du jeden einholst. Aber sag mir, warum siehst du so mutlos aus?" "Ich... ich bin traurig", antwortete die Traurigkeit mit brüchiger Stimme.
Die kleine alte Frau setzte sich neben die Traurigkeit an den Wegesrand.
"Traurig bist du also", sagte sie dann und nickte verständnisvoll mit dem Kopf. "Erzähl mir, was dich so bedrückt." Die Traurigkeit seufzte tief. Sollte ihr wirklich jemand zuhören wollen? Wie oft hatte sie sich das schon gewünscht.
"Ach, weißt du", begann sie zögernd, "es ist so, dass mich einfach niemand mag. Ich wandle seit Ewigkeiten unter den Menschen und immer, wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten und meiden mich wie die Pest." Die Traurigkeit schluckte schwer. "Sie haben Sätze erfunden, mit denen sie mich bannen wollen. Sie sagen: Papperlapapp, das Leben ist heiter. Und ihr falsches Lachen führt zu Magenkrämpfen und Atemnot. Sie sagen: Gelobt sei, was hart macht. Und dann bekommen sie Herzschmerzen. Sie sagen: Man muß sich nur zusammenreissen. Und sie spüren das Reissen in den Schultern und im Rücken. Sie sagen: Nur Schwächlinge weinen. Und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe."
"Oh ja", murmelte die alte Frau, "solche Menschen sind mir schon oft begegnet."
Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen. "Dabei will ich den Menschen doch nur helfen! Wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen, ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist, hat eine besonders dünne Haut. Manches Leid bricht wieder auf wie eine schlecht verheilte Wunde, und das tut sehr weh. Aber nur, wer mich wirken lässt und alle Tränen weint, kann seine Wunden wirklich heilen. Doch die Menschen wollen gar nicht, dass ich ihnen dabei helfe. Statt dessen schminken sie sich ein grelles Lachen über ihre Narben oder legen sich einen dicken Panzer aus Bitterkeit zu." Die Traurigkeit schwieg verzweifelt und schließlich begann sie, leise zu schluchzen.
Da nahm die kleine alte Frau die Traurigkeit tröstend in ihre Arme. 'Wie weich und sanft sie sich anfühlt', dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel. "Weine nur, Traurigkeit", flüsterte sie liebevoll, "und ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst nicht mehr alleine wandern. Ich werde dich fortan begleiten."
Schon hörte die Traurigkeit auf zu weinen, richtete sich auf und betrachtete erstaunt ihre neue Gefährtin. "Aber... aber - wer bist eigentlich du?" "Ich?", sagte die kleine alte Frau schmunzelnd, und dann lächelte sie wieder so unbekümmert wie ein kleines Mädchen. "Ich bin die Hoffnung."
- Inge Wuthe -