Da ich in diesem Forum schon viele hilfreiche Antworten finden konnte, werde ich nun, so kurz wie möglich, meine eigene Geschichte schreiben...
Ich studiere in einem Land auf der anderen Seite der Welt. Schon seit mehr als 2 Jahren lebe ich nun hier und es werden noch einige mehr werden, ich plane sogar, ganz hierzubleiben.
Seit etwas mehr als einem Jahr lebe ich mit meinem Partner zusammen (solange sind wir auch ungefähr zusammen). Wir wohnen auf weniger als zehn Quadratmeter, sehen uns aber eigentlich nur morgens und abends (und über nacht), da wir tagsüber an der Uni sind und ich am Wochenende arbeite. Mein Partner ist Einheimischer, wir sprechen in seiner Sprache (in der ich auch studiere, also kommunikationsfähig bin), er kann kein Deutsch und nur sehr wenig Englisch. Meiner Meinung nach hatten wir eine sehr harmonische Beziehung, bis auf normale Alltagsstreitigkeiten und gelegentlichen kulturellen Differenzen. Wir haben unsere Familien gegenseitig getroffen, ich verstehe mich besonders mit seiner Mutter sehr gut. Wie viele hier geschrieben haben, vielleicht war es "zu perfekt"...
Im Frühling diesen Jahres haben wir uns häufiger als sonst gestritten. Und danach verhielt er sich von Tag zu Tag seltsamer, immer nur ein bisschen, ich wollte es nicht wahrhaben. Wir hatten immer weniger Sex, besonders von ihm aus. Es wurde aber wieder besser, sein Verhalten, unsere Streitigkeiten, aber trotzdem habe ich irgendwann im Sommer ganz plötzlich "gewusst", dass da etwas ist, was ich nicht weiß. Mit ein bisschen Suchen, ein bisschen Geschick und sehr viel Glück habe ich nach und nach alles herausgefunden. Allerdings zu einem Zeitpunkt, wo es schon vorbei war.
Von März bis Juli hat er mich mit einer Frau betrogen, ebenfalls Austauschstudentin, genauso blond und blauäugig (in zweierlei Hinsicht) wie ich (was hier sehr auffällig ist) wie ich und mir überhaupt recht ähnlich sieht. Er hat es, typischerweise wie ich hier lesen musste, bis zum Schluss abgestritten. Obwohl ich es wusste, obwohl ich ihn direkt darauf angesprochen habe, er hat mir ins Gesicht gelogen. Hatte seltsame Ausreden. Ich habe ihren Namen genannt, er hat getan, als ob er sie nicht kennt, dann meinte er, sie wäre "nur eine Freundin", als er es nicht mehr leugnen konnte, dass er sie nicht kennt. Ich war verzweifelt, weil er mich so dreist anlog, also ging ich einen etwas ungewöhnlichen Weg, denn ich kenne SIE: Ich ging zu ihr und stellte sie zur Rede. Ohne Vorwürfe, ohne Eskapaden, ich bat sie einfach, mir die Wahrheit zu sagen, und sie tat es, sichtlich erleichtert, da nun die ganzen Lügen ein Ende hatten.
Hervor kam eine typische Dreiecksbeziehung während dieser 3 Monate. Mir erzählte er nichts von ihrer Existenz, ihr erzählte er, das mit "uns" wäre sowieso schon quasi vorbei, wir würden uns nur streiten und er würde nur nicht ausziehen, weil das umständlich sei, seine ganzen Sachen aus der Wohnung zu bekommen. Auf die Frage, ob er mich noch liebt, wollte er nie antworten vor ihr. Ihr sagte er, dass er sie liebt, aber nur auf Englisch (was er später vor mir als Erklärung dafür benutzte, dass das auf Englisch für ihn keine Bedeutung hat) Was nun allerdings für Dinge ans Tageslicht kamen war für mich sehr schockierend. Ich schäme mich, das hier schreiben zu müssen, weil ich es irgendwie so nieder finde, aber seine Gründe, die er mir dann nannte (nachdem er es nicht mehr leugnen konnte, da ich von ihr die gesamte Wahrheit erfahren hatte, ich sprach mit ihm darüber übrigens mit ihrem Einverständnis):
- er war von Anfang an unglaublich eifersüchtig auf mich, zeigte dies aber nach gewisser Zeit nicht mehr, da es einfach zu viele Situationen gab ("Weiße" Frauen wollen hier viele v... um es mal ganz plump auszudrücken)
- es gab Situationen, das muss ich zugeben, da hätte er denken können (was er auch tat), dass ich ihn betrogen habe. was ich aber nicht habe. aber er ging davon aus, deshalb war das für ihn in aller erster Linie Rache, kurz gesagt "um wieder auf eine Ebene zu kommen", meinte er
- sie hat ihm gestanden, sich in ihn verliebt zu haben, er hat am Anfang noch abgeblockt und gesagt, er hat eine Freundin, da wir aber so viel gestritten haben und sie so nett zu ihm war, hat er irgendwann nicht mehr wiederstehen können
- sie kann seine Sprache ungefähr so wenig wie er Englisch spricht... er fand es sehr entspannend, wenn sie stritten, dass dann niemand den anderen mehr verstand und sie so Konflikte nicht ausdiskutieren mussten
- sie nimmt die Pille und er fand das "die Gelegenheit", endlich mal ohne Gummi... seine Freunde würden ihn unter Druck setzen, weil alle schon ohne... (mir klappte die Kinnlade runter, ich kam mir vor wie zwischen pubertierenden Jungs) er hat sie sehr gedrängt, "ohne" zu machen.
- sie hat ihn immer wieder vor die Entscheidung gestellt, er drückte sich jedesmal. Er sagte ihr, dass er nun "auf Probe" für 3 Monate auch mit ihr zusammen sei, damit sie Ruhe gibt. er ging davon aus, dass sie im Sommer zurück in ihr Land geht, auf die andere Seite der Welt. Sie blieb aber, für ihn (!!!) da fingen für ihn die Probleme an, da er eigentlich damit gerechnet hat, dass die ganze Sache mit ihrer Rückkehr elegant aus der Welt geschafft würde. Sie sagte ihm nicht, dass sie für ihn länger bleibt, sondern um die Sprache zu lernen. Er reagierte sehr geschockt.
Dies ist seine Version. Ihre Version stimmt von den Fakten her mit seiner überein, allerdings war die ganze Sache natürlich nicht so gefühlslos, wie er mich das ganze hat glauben machen wollen. Das ist mir, auch wenn es verdammt weh tut, sehr wohl bewusst. Ich bin davon überzeugt, auch wenn er das nicht zugeben will, dass es Zeiten gab in diesen 3 Monaten, wo er wirklich überlegt hat, wo er Gefühle für uns beide oder nur für sie hatte. Letztendlich hat er sich dann aber für mich entschieden, und zwar schon bevor ich die ganze Sache rausgefunden habe. Danach haben sich die beiden nicht mehr getroffen, er hat sich einfach nicht mehr bei ihr gemeldet und sie hat sehr gelitten, wegen der Unklarheit. Nach dem Gespräch mit ihr (und in vielen weiteren auch) lagen wir uns am Ende weinend in den Armen, geschockt von all den Lügen und wie wir behandelt wurden von dem Mann, den wir beide so sehr liebten. Wir fanden, dass das wirklich eine absurde Situation war irgendwie, dass ausgerechnet wir so viel darüber reden konnten und uns so zueinander hingezogen fühlten.
Er meinte, er lässt mir Zeit zum Entscheiden, er würde sich nie trennen, er wird es nie wieder tun (und all diese Sachen, die man danach eben sagt, wenn man den Partner nicht verlieren will). Ich war zerissen, in vielerlei Hinsicht, habe mich aber entschieden, es noch einmal mit ihm zu versuchen. Er hat mir von sich aus gesagt, dass ich mit seiner Familie darüber reden kann, wenn es mir hilft. Ich habe mit seiner Mutter geredet (die mit seinem Vater ähnliche Erfahrungen gemacht hat), was mir einerseits sehr geholfen hat aber andererseits mich auch beängstigt hat, denn wenn er so ein Verhalten von seinem Vater von kindesbeinen an mitbekommen hat....
Meine Entscheidung ist erst eine knappe Woche her und noch sehr wackelig. Ich habe so gut wie kein Vertrauen mehr, er weiß das und bemüht sich, alles was er tut so transparent wie möglich zu machen. Ich darf seine Freunde befragen (obwohl ich das nicht mache) und er ist sehr geduldig, wenn ich ausraste, weine, ihn beschimpfe und was sonst noch alles. Aber ich merke, dass er schon auch damit zu kämpfen hat, wenn ich wegen einer Kleinigkeit ausraste. Ich hoffe, das wird besser, ich weiß es nicht.
Ich habe mir so oft gedacht, wir sind nicht verheiratet, haben keine Kinder, sind noch jung, ich könnte ohne Probleme gehen. Aber er ist ansonsten ein sehr lieber Mensch und ist einfach kein A..., wenn er das wäre, wäre es wahrscheinlich sehr viel einfacher zu gehen...
Mein Leben, das ich so sicher und so perfekt wähnte, liegt auf einmal in einem Scherbenhaufen vor mir. Alle leiden nun, sie leidet weil sie ihn verloren hat, ich leide, weil er mir das angetan hat und er leidet, weil er so viel kaputt gemacht hat. Warum müssen Menschen sich sowas gegenseitig antun...