Hallo,
ich stehe gerade irgendwie vor einem tiefen Loch und weiß nicht, ob ich einfach reinspringen soll, in der Hoffnung auf der anderen Seite das Licht zu finden, oder ob ich lieber einen Schritt zurück gehen und mich an die Dinge erinnern sollte, die mein Leben einst lebenswert gemacht haben.
Folgendes Problem:
Ich bin jetzt 30 und mit meiner Freundin fast 7 Jahre zusammen. Alles lief eigentlich ziemlich super, wir haben uns immer gut verstanden, nie (oder selten) gestritten und hatten unser Leben einfach im Griff. Die Beziehung basierte auf absoulter Treue und Vertrauen und wir waren uns in diesem Punkt auch immer einig (in der Theorie ist das ja immer einfach).
Nun gab es aber nach ein paar Jahren doch immer wieder 2 Punkte, in denen wir uns überhaupt nicht einig werden können: sie wollte möglichst schnell Kinder (sie ist 24 und damit wäre also eigentlich noch etwas Zeit) und am Liebsten würde sie natürlich auch heiraten (wie wohl fast alle Frauen). Beides Punkte, zu denen ich ein etwas gespaltenes Verhältnis habe. Kinder wären nicht das Problem (bin eh am Ende der Karriere und finanziell mehr als abgesichert, genau wie sie), aber der Zeitpunkt war mir eigentlich noch zu früh weil ich mich irgendwie noch nicht wirklich reif für die Vaterrolle fühle. Das Thema Heirat steht bei mir überhaupt nicht zur Disposition (meine Mutter ist 3 Mal geschieden worden und ich bin da wohl etwas vorbelastet).
Sie meinte dann immer, sie würde sich damit abfinden können (als nicht Heirat), nur der Kinderwunsch ist bei ihr so extrem, dass die letzten Monate eigentlich nicht mehr so harmonisch waren, wie die letzten Jahre davor (das Thema kam ständig hoch und Sex gabs auch nur noch selten, weil ich das dann einfach abgeblockt habe - das war am Schluß fast nur noch eine WG Beziehung, wobei ein schöner Urlaub dazwischen lag, wo es eigentlich wunderbar war).
Dann kam die Hochzeit ihrer besten Freunden, zu der ich leider aus beruflichen Gründen nicht mit konnte (750 km liegen da dazwischen) und ich habe sie, auch wenn ich ein ungutes Gefühl dabei hatte, alleine dahin gelassen, ohne vorher noch einmal ein klärendes Gespräch geführt zu haben - ich finde es immer nicht schön, wenn man Probleme hat, den Partner für 3 Tage nicht sehen zu können, genauso, wie Probleme vom Tag über die Nacht in den nächsten Tag mitzunehmen (haben wir auch nie gemacht).
Was soll ich sagen, mein siebenter Sinn hatte wohl irgendwo recht, denn als sie dann wiederkam, bin ich dann schon etwas mißtrauische gewesen. Sie hat sich zwar bemüht es zu überspielen, aber ich bin in dieser Richtung sehr sensibel und merke sofort, wenn irgendetwas nicht stimmt.
Gesagt hat sie aber nichts, war für meine Begriffe nur sehr darauf bedacht das Handy nicht offen liegen zu lassen und außerdem kamen ständig SMS an - angeblich von ihrer Freundin (naiv bin ich leider auch nicht ;-) ).
Tja, und dann habe ich das gemacht, was ich vorher nie gemacht hätte: ich habe mir früh (sie hat noch geschlafen) das Handy geschnappt und bin die SMSs durchgegangen und mußte leider einige sehr deutliche Nachrichten von einem anderen Typen lesen, von wegen, sie solle sich richtig entscheiden (ein paar Tage vorher war von Familienplanung und Eigenheim die Rede und jetzt steht sie plötzlich vor einer Entscheidung, ich oder er *kopfschüttel* ?? ) und er würde ihr zeigen, was wahre Liebe wäre, blablabla... Das typische Gelaber eines balzenden Herren Ende 20 halt.
Im ersten Moment habe ich überlegt, ob ich ihr das Handy vor den Kopf knallen und sie zur Rede stellen sollte, aber ich neige eher nicht zu emotionalen Wutausbrüchen und daher habe ich erstmal nichts gesagt und den Tag so wie immer angehen lassen (war beim Bäcker usw ). Beim Frühstück ist mir dann aber doch der Appetit vergangen und ich habe sie ganz demonstrativ gefragt, ob sie mir etwas zu sagen hätte. Die Verwunderung hätte größer nicht sein können, aber das schlechte Gewissen stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben.
Na ja, und nach und nach habe ich dann die Wahrheit aus ihr herausbekommen, sie hätte wohl auf der Hochzeit mit einem Typen geknutscht und er durfte wohl auch ein wenig fummeln, aber sie versichert mir, nicht mit ihm geschlafen zu haben (die Fummelei wäre auch einseitig gewesen) und das er halt jetzt mehr wolle (der wohnt aber 250 km von uns weg). Und weil wir gerade beim Aussprechen war, hat sie mir noch gebeichtet, dass sie die Pille schon viel früher abgesetzt hatte, als sie mir erzählt hat (das hätte ich ihr auch nicht zugetraut, aber das machen wohl viele Frauen so - damit kann ich glaube ich umgehen).
Wir haben dann einen langen Spaziergang gemacht und sie meinte dann, ihr fehle einfach das Gefühl begehrt zu werden und genau das konnte ihr der Typ wohl in dem Moment geben. Auf die Frage, ob sie ihn liebe, kam nur das typische, was man aus den Seifenopern her kennt: ich weiß nicht was ich fühle. Das Problem ist auch einfach meine Verweigerung ihrem Kinderwunsch gegenüber und dass ich ihre Wünsche in dieser Hinsicht nicht genug respektieren würde.
Tja und nun ist die große Frage: was soll ich mit ihr machen. Wenn sie mit ihm geschlafen hätte, wäre der Fall für mich klar - würde mir zwar auch weh tun, aber das könnte ich nicht tollerieren. Nach allem was und wie sie es gesagt hat, glaube ich ihr sogar, dass sie nicht mit ihm geschlafen hat, denn da für uns eigentlich knutschen schon fremd gehen heißt, hätte das dann auch keinen Unterschied gemacht -so oder so, hätte das nach unseren Grundsätzen die Trennung bedeutet (sie hätte es also ebenso zugeben können).
Leider sind Grundsätze schön und gut, aber in der Realität nur sehr schmerzlich umzusetzen. Im Moment quält sie ganz offensichtlich das schlechte Gewissen und ich bin ziemlich verletzt, weil sie mich bewußt angelogen hat (ich habe sie gefragt, ob da was war und sie hat es geleugnet). Wenn sie wieder bei Sinnen ist, wird sie sicher erkennen, dass eine Fernbeziehung über 250km mit einem Typen, den sie ein paar Stunden kennt sicher nicht in ihrem Interesse sein wird (sie ist eigentlich auch ein eher rationaler Mensch), nur kann sich nach so einem Vorfall je wieder vollkommenes Vertrauen aufbauen, was wir vorher hatten ?
Ist es einfach Bequemlichkeit, wenn ich ihr den "Ausrutscher" verzeihe und mehr auf ihre Bedürfnisse eingehe (quasi an den Ursachen arbeite) und damit ganz zwangsläufig von meinen Vorstellungen abweiche, oder sollte ich fast 7 Jahre einfach vergessen und mir eine andere Partnerin suchen ? Die Trennung wäre meiner Meinung nach die einfachste Möglichkeit einem harten Weg auszuweichen - gibts hier jemanden der etwas ähnliches erlebt und es am Ende geschafft hat, das zu kitten, was einen Knacks hat ?