Schönes Thema
In Bezug auf das Internet-Dating spielt die Masse eine wichtige Rolle. Man weiß genau: "Wenn es mit dem nicht klappt, gibt es noch tausende andere Männer (oder eben Frauen) in meinem Umkreis, egal." Daher sortiert man sehr viel oberflächlicher aus als man es in natura vielleicht tun würde, schließlich kommt über das Internet keine Ausstrahlung (oder nur selten auf Fotos) und kein Charisma rüber. Das könnte alles gespielt sein und viele spielen da auch so einiges vor.
Das Internet verhindert auch, dass gerade die jüngeren Menschen Kommunizieren lernen; das Interagieren mit echten Personen. Viele sind auf einem Selbstfindungstrip (ich kann da wirklich nur von der Mittzwanziger-Generation reden) und vergessen ihr Umfeld dabei. Und dann sind sie "fertig" mit "Selbstfinden" und stellen fest: "SOOOO, und jetzt mal bitte eine solide Partnerschaft, mit der ich mir etwas aufbauen kann!" Und dann merken sie: Hoppla, das kann ich nicht ganz allein bewerkstelligen. Sie kommen in Kontakt zu Gleichaltrigen und irgendwie passt da gar nichts recht zusammen. Es geht nur noch um das Darstellen der eigenen Person, was mit dem eigentlichen Werben um einen Partner, wie es vielleicht früher (?) eher noch der Fall war, gar nichts mehr zu tun hat.
Man muss "da sein", man muss erreichbar sein, man muss gute Miene machen. Tiefgründe Beziehungen aufzubauen erschweren die modernen Kommunikationsmittel ganz massiv, finde ich. Und wer will sich schon den Luxus leisten und sich wirklich Zeit für einen Menschen nehmen, wenn man es doch einfach in 1 min per Whatsapp oder Facebook schreiben kann?
Da bleibt einfach so viel auf der Strecke!
Wenn man potentielle Partner in natura kennenlernt, sortiert man auch aus. Das, denke ich, ist ganz normal und auch gut so. Das Idealbild, was man von seinem Traumpartner hat, kommt nicht von ungefähr. Das mag utopisch wirken, und alle könnten sagen: "Deine Anforderungen sind überzogen, so wird das nie etwas!", aber wenn dann Mr./Mrs. Right vor einem steht und man vor Schmetterlingen kaum noch etwas mitbekommt, dann fallen ganz automatisch gewisse "Makel", die der unbewussten Checkliste widersprechen, erstmal nicht auf. Die rosarote Brille grüßt. Ob der Partner sich dann bewährt, werden die nächsten Monate, maximal 2 Jahre, zeigen.
Selbst wenn man als Paar diese Zeit übersteht, ist man nicht davor gefeit, den Fokus auf die eigene Partnerschaft und damit auf den eigenen Partner, den man ja schließlich als tollen Menschen kennen und lieben gelernt hat (sonst wäre man nicht mehr zusammen), zu verlieren. Die Achtsamkeit und das Bewusstsein für uns selber, unsere Mitmenschen und unsere Umwelt wird durch diese allgemeine Verfügbarkeit von alles und jedem zerstört. Und es ist ein ganzes Stück Arbeit, sich diese Achtsamkeit und das Bewusstsein zu bewahren und gegen diese ganze Schnelllebigkeit anzukämpfen.
Verliert man dann irgendwann aus den Augen, was diesen Menschen so besonders macht, schweift man gedanklich und emotional ab und dann kann die Beziehung in die Brüche gehen, weil man "plötzlich" Gefallen an einer anderen Person entwickelt.
Wenn man sich immer wieder klarmacht, was man an der anderen Person liebt und man sich jeden Tag aufs Neue bewusst (!) für diese Person entscheidet, dann kann die Beziehung Bestand haben und man kann als Paar weiter zusammen wachsen.
Ich denke, es ist einfach die Fähigkeit zur Konzentration/Fokussierung/Achtsamkeit, die den Menschen immer mehr abhandenkommt und weswegen so viele Singles keinen Partner finden können.