Lieber ...,
danke für das Gespräch gestern.
Mir sind noch tausend Gedanken durch den Kopf geschossen und einiges ist mir auch klar geworden.
Ich war nicht ganz ehrlich zu dir und zu mir.
Du bist mir immernoch so verdammt nah und doch Lichtjahre von mir entfernt.
Dich anzusehen, deine Stimme zu hören und dich im Arm zu halten, hat mich sehr berührt. Leider habe ich noch sehr oft mal das Bedürfnis, dich in den Arm zu nehmen.
Wie ich gestern schon gesagt habe, war das nicht von Anfang an so. Wenn ich an den ersten Tag im Zoo zurück denke kann ich direkt sagen, dass ich so gar nicht begeistert oder überzeugt war. Und genau hier liegt der Punkt.
Was ich jetzt sage, darfst du bitte nicht falsch verstehen, gell ?
Wenn du einfach nur jemand wärst, der mich rein körperlich angezogen hätte und mit dem ich gern einfach nur Sex hatte, dann wäre die ganze Sache total klar.
Aber so war es nicht. Das Interesse an dir wuchs erst ganz langsam, dann aber stetig von Tag zu Tag. Es war der Mensch ..., der mich begeistert hat. Die Art wie du gelacht hast, wie du morgens vorm Spiegel gestanden hast, wie du einen angesehen hast, wie du einem zugehört hast......alles Dinge, die mich nach und nach mehr überzeugt haben.
Das ist doch das Problem. Menschen, die einen nicht durch ihre Oberflächlichkeit sondern viel mehr dadurch, dass sie sind was sie sind, überzeugen, lässt man leider nur schwer los.
Bei dir ging es mir nie um eine Bettgeschichte. Die zwischenmenschliche Nähe stand im Vordergrund und ich habe mich immer sehr wohl in deiner Nähe gefühlt.
Und, ja verdammt, obwohl du ein riesiges ... bist, verlogen und durchtrieben, habe ich immer etwas für dich empfunden.
Tut mir leid, kann man sich aber auch nicht immer aussuchen.
Wie das Ganze jetzt aussieht, kann ich gar nicht sagen. Bis gestern Abend war ich mir, dachte ich, sicher.
Aber das ist mein Problem und du kannst das nicht lösen.
Ich möchte gerne für mich entscheiden wo dies Alles hinführen soll. Denn nicht zu wissen um was es geht und was dahinter steckt, macht mir Angst. Du machst mir Angst.
Du hast gefragt ob ich dir verzeihen kann.
Ja, ich denke, dass ich das kann. Nein, bestimmt nicht weil du so ein toller Mann bist aber weil ich glaube, dass man im Leben nicht jeden Tag einen Menschen trifft, der einen, nach allem was vorgefallen ist, noch immer bewegt.
Wenn man sich das mal überlegt, geht es doch allen irgendwie so.
So ziemlich jeder trifft so einen Menschen doch mal. Und irgendwann passiert etwas, der eine tut etwas oder sagt etwas, das dem anderen weh tut. Dieser ist nun verletzt und enttäuscht und muss das irgendwie ausdrücken.
Also distanziert er sich, meidet den anderen und tut alles, um sich nicht mit ihm auseinander setzen zu müssen. Eine Zeit lang funktioniert das auch großartig aber irgendwann fängt die Fassade an, zu bröckeln. Und dann wirds erst richtig schlimm weil man so eigentlich nicht weitermachen möchte, sich selbst aber verbietet, zu verzeihen. Man kann ja nur den "hassen", den man eigentlich "liebt".
Ich möchte dieses Theater nicht mehr spielen.
Fast ist Weihnachten und man kann sich etwas wünschen.
Ich wünsche mir nur eines: Ich wünsche mir einen ... als "Freund", der so ist wie du, mir aber nur so nah geht, dass ich ihm vielleicht irgendwann auch eine gute "Freundin" sein kann.
Sollte sich dieser Wunsch nicht erfüllen, musst du dir überlegen ob du dann immernoch eine Freundschaft möchtest. Mein kleines Gefühlschaos gibts gratis dazu. ;-)
Und wenn du das akzeptieren kannst, kannst du dich ja vielleicht einmal melden.
Hab ein paar schöne Weihnachtstage und komm gut ins neue Jahr.
Liebe Grüße,
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