an0N_1191448099z@lindi
Es ist richtig, in Deutschland gibt es das Recht auf freie Religionsausübung. In Deutschland ist Religion aber auch Privatsache. PRIVATsache. Religion und Staat sind getrennt. So finde ich es persönlich auch richtig, dass in staatlichen Schulen kein Kreuz an der Wand hängt - schließlich gehen in staatliche Schulen auch Kinder, die NICHT katholisch sind. Und ein Kreuz an der Wand ist eben ein religiöses Statement - genauso wie das Tragen eines Kopftuches als solches gesehen wird.
Du sagst, dass Du nach dem beurteilt werden willst, was Du IM Kopf hast und nicht nach dem, was Du AUF dem Kopf trägst. Dann stellt sich die Frage, warum Du überhaupt ein Kopftuch trägst, wenn Du damit gar nichts aussagen willst - wozu brauchst Du es dann? Es wird nun mal als religiöses Statement wahrgenommen. Und in meinen Augen ist es so, dass ich mich bei einer Ärztin mit Kopftuch frage, ob sie nicht zu sehr mit ihrer Religion beschäftigt ist als mit ihrem Beruf, wenn sie es nötig hat, ihre religiösen Ansichten in Form eines Kopftuchs mit in das Berufsleben zu nehmen. Da ist mir jemand, der sich neutral anzieht, lieber. Durch dieses Nach-Außen-Tragen von Religiosität entsteht Distanz zu den anderen Menschen - weil eben in Deutschland Religion Privatsache ist, wie oben bereits geschrieben.
Wahrer Glaube steckt im Herzen und nicht in einem Stück Tuch, das habe ich weiter unten schon geschrieben. Braucht jemand unbedingt ein Stück Stoff oder etwas anderes, um sich seiner eigenen Gläubigkeit zu versichern, dann ist das für mich ein Zeichen, dass derjenige nicht wirklich stark im Glauben ist und sich zu sehr mit Äußerlichkeiten beschäftigt. Ein Mensch, der wahrhaft glaubt, muss seinen Glauben nicht durch das demonstrative Tragen religiöser Zeichen nach außen zeigen. Es genügt, wenn er in ihm Herzen hat. Wahrhaft glaubende Menschen macht allein das zufrieden - das Wissen, dass ihr Glaube fest im Herzen verankert ist. Mehr braucht es nicht.
So betrachtet, stehen sich die Muslimas, die meinen, sie müssten an ihren Kopftüchern festhalten und die dann lieber auf eine gute Arbeitstelle verzichten, selbst im Weg. Damit tun sie ihrem Glauben und sich selbst keinen Gefallen. Im Gegenteil: Sie tragen damit nach außen, dass sie a) nicht bereit sind, die Tatsache, dass Religion Privatsache ist, anzuerkennen, und b) zeigen sie deutlich, wie schwach ihr Glaube ist, dass er offensichtlich verloren gehen kann, wenn sie auf ein Stück Tuch verzichten. Sowas muss man nicht unterstützen, indem man beispeilsweise dafür plädiert, dass auch Lehrerinnen an staatlichen Schulen ihr Kopftuch weiterhin tragen dürfen - ich persönlich würde nicht wollen, dass mein Kind von jemandem erzogen wird, der so schwach in seinem Glauben ist, dass er nicht auf ein Stück Stoff verzichten kann. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass ich persönlich das Kopftuch nicht wirklich für ein Glaubensstatement halte, sondern - wie weiter unten schon geschrieben - dazu dient, Frauen von der wirklichen Welt fernzuhalten, Distanz zu erzeugen, Unantastbarkeit zu signalisieren - aufgrund althergekommener patriarchalischer Strukturen, die Frauen immer noch als "Eigentum" des Mannes sehen. Das natürlich nicht offensichtlich, sondern mit angeblich religiösem Hintergrund...
LG