Schönen guten Tag,
ich wollte von einem Mann erzählen, mit dem ich jetzt seit einem halben Jahr zusammen bin. Wir lernten uns auf einem Fest kennen und er hob mich anfangs in den Himmel, sprach schnell von Heirat, Traumfrau und großer Liebe. Ich fand das toll, obgleich ich es ein bisschen überstürzt fand. Doch nach kurzer Zeit zeigte sich, dass er hohe und aus meiner Sicht unerfüllbare Anforderungen an mich stellte. Als ich mir - aus seiner Sicht gesehen - die ersten Fehler erlaubte, begann sein gutes Bild von mir anscheinend zu bröckeln und er fing an mich zu beleidigen. Wenn ich mich nicht von selbst so verhielt, wie er es erwartet (ich sollte das quasi immer von selbst wissen, wenn nicht dann sagte er: "Jede andere Frau wäre von selbst darauf gekommen, nur dir muss man alles erklären!") dann fing er an mich zu beleidigen. Es handelte sich hierbei allerdings nicht um "harmlose" Beleidigungen, wie "du kannst mich mal", sondern er redete mich wirklich massiv herunter, sodass ich mich schlecht fühlte. Es kamen wirklich schlimme Ausdrücke wie "Schla*pe" (und alles was es sonst noch für Schimpfwörter in diese Richtung gibt), gezielte Abwertungen, wie dass ich zu dumm sei, um eine Beziehung zu führen und keinen Respekt vor ihm hätte, dass mir jegliches Empathiegefühl fehle. Es ging meistens nur um das, was ihn beschäftigte und wenn ich etwas für mich machen wollte, wie mit einer Freundin ausgehen sagte er, das entspräche einfach nicht seinem Idealbild von Frau. Seine ideale Partnerin solle warten bis er anruft und sich dann dafür interessieren, wie sein Tag war. Allerdings war ich immer diejenige, die auf IHN warten musste und seine Wünsche (am besten ohne dass er sie mitteilt) erfüllen sollte. Ich hatte zu warten, bis er sich meldet und nicht andersherum. Selber konnte er auch nie einen Fehler zugeben, ich habe mich oft bei ihm entschuldigt, wenn ich wieder etwas falsch gemacht hatte, er hingegen so gut wie nie. Er sagte dann, bei mir sei es etwas anderes, weil ich seine Beleidigungen mit seinem Verhalten provoziert hätte und ich mich nicht wundern brauche, weil "wie man in den Wald hineinschreit so schallt es zurück". Ich will damit nicht sagen, dass ich niemals Fehler gemacht habe. Darum geht es mir aberauch gar nicht, sondern darum, dass ich ständig Fehler zugebe und an mir arbeite, während er hingegen vollkommen davon überzeugt ist, dass er alles richtig macht und ich "der ewige Patient" wäre. Sobald ich mal Kritik an ihm äußere, wird er pampig und droht mit Schlussmachen. Deshalb sage ich mittlerweile nur noch sehr selten was. Ich habe kein großes Selbstwertgefühl und habe ihm vieles von dem geglaubt, was er gesagt hat. Im Gegenzug hab ich das Gefühl, dass es ihm gefällt, wenn er mich demütigen kann und ich dann am Telefon weine. Ich habe leider wirklich das Gefühl, dass ihm das Macht gibt und diese nutzt er leider gnadenlos aus. Wenn es sein muss, verwendet er auch Dinge gegen mich, die ich ihm im Vertrauen erzählt hatte und macht mich damit fertig: ein Beispiel ist, dass ich ihm erzählt habe, dass ich in meiner Jugend mehrere Sexualpartner hatte (er wollte das aber auch von sich aus wissen, ich hätte es nicht erzählt), woraufhin er mir dann öfter an den Kopf warf, dass ich ein leichtes Mädchen sei und diese Männer bewusst keine Beziehung mit mir eingegangen wäre, weil ich so schrecklich bin (das ist jetzt noch blumig ausgedrückt). Ich habe manchmal das Gefühl, dass er leicht größenwahnsinnig ist, weil immer alle anderen Menschen Fehler machen und er nicht sagen kann, dass jemand anders etwas besser gemacht hat. Arbeitskolleginnen haben nie so viel drauf wie er - aus seiner Sicht - auch wenn sie schon mehr erreicht haben. Ich habe das Gefühl, dass sein ganzes Leben von der Vorstellung geleitet wird, dass er der Beste ist und ihm keiner das Wasser reichen kann. Das zeigte sich auch in einer SMS die er mir im Streit schrieb, darin stand: "Aber mein Trost ist, wenn ich dich verlasse kann ich da weitermachen, wo ich war, die Welt liegt mir zu Füßen und dich wird es in meiner Vergangenheit nicht mehr geben". Ich habe mich oft gefragt, ob er eine narzisstische Veranlagung hat, obwohl er das oft mir vorgeworfen hat. Ich habe zwar auch ein schlechtes Selbstbewusstsein, was ja auch bei Narzissten oft gegeben ist, allerdings gehe ich vollkommen anders darum um, weil es mir persönlich keinerlei Bestäigung gibt, einen anderen schlecht zu reden, um mich selbst besser zu fühlen. Ich suche die Schuld immer bei mir, während er sie immer bei anderen zu suchen scheint. Was meint ihr zu dieser Geschichte?
Es fällt mir nach wie vor sehr schwer, mich von ihm zu lösen, weil bei ihm ständig hohe Gefühle für mich und dann wieder abgrundtiefe Abneigung sich abwechseln. Immer wenn die Beziehung vor dem Aus steht, rede ich mir ein, dass er doch eigentlich nicht so ist. Aber das liest man so oft von Frauen, dass es einem mittlerweile schon zu den Ohren rausquillt. Na ja, was kann ich in meiner Lage jetzt tun? Ich weiß, dass er mir und meinem Selbstwert nicht gut tut und mein Leben hat sich seitdem zum Negativen verändert, weil ich mich noch mehr hasse, als zuvor...