Ich sitze gerade voller Traurigkeit und Sehnsucht zuhause und spüre mal wieder eine endlose Leere in mir- ausgelöst durch eine Absage für ein Treffen mit einem Mann, der mir wohl etwas bedeutet. Vielmehr noch ist es die Enttäuschung darüber, dass die Geschichte nun wohl den Stempel Affäre aufgedrückt bekommt und vielleicht sogar das Ende bedeutet. Ich muss mir das einfach von der Seele schreiben sonst drehe ich durch.
Die Geschichte mit diesem Mann begann Ende März. Wir trafen uns beim Onlinedating ohne jegliche Erwartungen. Keiner von uns beiden war festgelegt auf eine Beziehung oder Affäre. Bei unseren Treffen wurde klar, dass wir uns mögen und eine Anziehung bestand. Irgendwann nach dem 4. Treffen landeten wir im Bett miteinander. Zahlreiche Treffen folgten und jedes Mal endete es darin, dass ich bei ihm übernachtete, wir wunderbaren Sex hatten und es auch sehr innig war. Er gab sich immer sehr viel Mühe, wenn wir uns sahen und auch beim Sex war er absolut nicht egoistisch. Zudem hatten wir immer wahnsinnig tolle und sehr emotionale Gespräche, da uns ähnliche Schicksalsschläge verbinden. Oft spürte ich bei unseren Treffen eine totale Nähe und dann gab es auch wieder die Distanz zwischen uns. Ich kann mich schwer fallen lassen, wenn ich nicht genau weiß, was wir miteinander haben. Das heißt, ich lasse Gefühle nicht zu und bin unnahbar, obwohl es in mir drin ganz anders aussieht.
Ja, wir haben tatsächlich nie darüber gesprochen, was es ist zwischen uns. Anfänglich und auch lange Zeit noch danach hatte ich das Gefühl, dass es mehr als eine Affäre wäre. Mittlerweile oder genau seit gestern denke ich nun, ich habe mir die ganze Zeit schön geredet, dass das was besonderes wäre, was uns verbindet.
Ich fahre ab morgen für fast zwei Wochen weg und hatte ihm mitgeteilt, dass ich es schön fände, wenn wir uns nochmal sehen. Ein Treffen war für gestern Abend geplant, was er letztendlich morgens absagte, weil er sich krank und schlapp fühlte. Zudem hat er gerade viel zu tun. Er ist Musiker und spielt am Wochenende zwei Konzerte in verschiedenen Städten. Wir schrieben über den Tag verteilt noch Nachrichten und auch einen Krankenbesuch von mir wollte er nicht.
Zurück bleibe ich nun mit diesem blöden Gefühl, dass es ihm nicht wichtig genug war mich nochmal zu sehen und einer Unklarheit. Leichter wäre wohl eine Aussprache vor meiner Abreise gewesen, aber nun muss es wohl warten und hoffen, dass sich die Gelegenheit dazu ergibt, wenn ich zurück bin. Ob ich überhaupt noch was von ihm höre bevor ich dann im Ausland ohne Internet bin, ist ebenso fraglich.
Dazu muss ich noch sagen, dass er leider ein Suchtmensch ist und sich gerade wieder sehr dem Alkohol und Drogen widmet. Zu Beginn unseres Kennenlernens war er clean und betonte immer wie gut es ihm gerade geht. Im Moment muss er anscheinend seine Probleme wieder betäuben, denn zudem spricht er nicht so offen über die Dinge, die ihn beschäftigen.
Ich kann mir vorstellen, wie sich die Geschichte liest und sicher viele denken, dass die Sache ganz klar ist, aber irgendwie mag ich den Glauben daran nicht verlieren, dass es etwas besonderes zwischen uns ist.
Vielleicht hat jemand einen Rat wie ich mich nun verhalten soll. Soll ich abwarten bis was von ihm kommt oder mich von ihm per SMS verabschieden bevor ich fahre und so tun als wäre nichts oder ihn gleich zur Sau machen? Ich meine, er ahnt ja auch nicht wirklich wie es mir geht, da er genauso wenig weiß, was ich eigentlich möchte. Zumindest denke ich das.