Der, der ohne Schuld ist, möge den ersten Stein werfen
Geholfen haben mir eure Beiträge nicht wirklich.
Für jemanden, der eine so kurze Geschichte liest, erschließt sich natürlich nicht die Komplexität meines Lebens. Es war vermutlich ein Fehler, mich an ein Forum zu wenden - aber ich wollte mich einfach mal anonym mitteilen. Ich bin ja froh, dass ich inzwischen so weit bin, zumindest in einem solchen Rahmen endlich frei "reden" zu können.
Ich bin kein schlechter Mensch, und lügen tue ich auch nicht.
Aber ich habe meine Bedürfnisse, und ich musste feststellen, dass Sex eines dieser Bedürfnisse ist, die ich nicht abstellen kann. Trotz katholischer, verklemmter Erziehung gebe ich zu, dass außerehelicher Geschlechtsverkehr eine Sünde ist und ich diese Sünde begehe - meiner Meinung nach eine Fehlentscheidung von der katholischen Kirche. Man schaue sich nur die vielen katholischen Priester an, deren Kinder keinen Vater haben, oder die vielen Babyleichenüberreste, die man in alten Nonnenklöstern immer wieder findet.
Auch das mit der Verhütung ist eine zwiespältige Angelegenheit, und darüberhinaus bin ich in diesen Dingen nicht sehr erfahren und auch nicht sehr selbstbewusst. Sobald es zum Sex kommt (und das kam in den letzten Jahren selten genug vor), schalte ich meinen Verstand aus.
Ich habe auch schon von Frauen gelesen, die bereits ein oder mehrere Abtreibungen hinter sich haben. Ist das moralisch vertretbarer, als einem Mann ein Kind unterzujubeln? Für mich ist und bleibt Abtreibung Mord.
Und, bin ich die einzige auf dieser Welt, die ihrem Lebenspartner/Mann ein Kind unterschiebt???? Bin ich deswegen schlecht, weil ich hier offen drüber rede?
Ich bin hier niemanden Rechenschaft schuldig, aber dennoch möchte ich mich mitteilen, weil ich hier keine Freunde habe und mein Leben nicht optimal gelaufen ist, und mir sonst niemand zuhört.
Ich bin in einem kleinen italienischen Nest wohlbehütet aufgewachsen, meine Mutter war Deutsche. Ich bin sehr streng erzogen worden, und meine Mutter redete mir ein, dass Männer bis zum Hochzeitstag eine böse Sache wären.
Hinzu kam, dass ich schon immer ein bisschen kräftiger war - ich fühlte mich hässlich und nicht begehrt. Während meine Klassenkameradinnen schon fleißig mit Jungs rummachten, und im Auto dann heimlich Sex mit irgendwelchen Jungs hatten (worum ich die Mädels immer heimlich bewunderte und beneidete), interessierte sich kein Junge für mich. Im Gegenteil, ich wurde gehänselt.
Als ich 18 Jahre alt war, musste ich da raus. Ich suchte mir eigenständig eine Aupair-Stelle in Deutschland und landete bei einer Familie in einem kleinen Nest bei Frankfurt. Das war eine ganz neue Welt für mich, und ich wollte einen Neuanfang.
Meine Eltern waren total dagegen, weil sie befürchteten, dass ich auf die schiefe Bahn komme, aber ich habe mich durchgesetzt. Darauf war ich mächtig stolz.
Und dann kam es, wie es kommen musste. Auf meiner Suche nach Liebe geriet ich an den Familienvater meiner Aupair-Familie. Er war es, der mich entjungferte. Ich war völlig unerfahren im Leben und ich war der Meinung, dass Liebe und Sex dasselbe seien.
Von diesem Familienvater wurde ich dann auch schwanger.
Er sagte mir von Anfang an, dass er seine Familie niemals verlassen würde. Ich gaukelte ihm damals vor, dass das in Ordnung für mich sei, ich schon einige Jungs hatte und ich auch die Pille nahm. Ich habe alles dafür getan, um ein bisschen Zuneigung (sprich Sex) zu bekommen, und zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich auch begehrt und attraktiv.
Wenn die Männer meine Brüste leckten, dann fühlte sich meine Seele gestreichelt. Heute weiß ich, dass meine Brüste nicht meine Seele sind.
Als ich die Aupair-Familie verließ, ahnte ich schon, dass ich schwanger war, aber es war noch so früh, dass es niemand bemerkte.
Wo sollte ich hin? Ich hatte und habe keine Ausbildung, und in das Dorf meiner Eltern konnte ich mit einem dicken Bauch nicht zurückkommen. So hatte ich das Glück, und kam bei einem Freund von diesem Familienvater unter. Dieser Freund hatte schon immer ein Auge auf mich geworfen, und es kam sogar schon einmal zum Sex, als ich noch bei der Aupair-Familie wohnte (natürlich mit coitus interruptus).
Dazu sei gesagt, dass mein Freund mit seinen 33 Jahren (ich bin 22) sehr unerfahren ist, was Frauen betrifft. Wir beide sind sehr verklemmt und reden so gut wie nie über unseren Sex. Er sieht nicht gerade aus wie Brad Pitt, und einen Bauch hat er auch. Ich glaube, er war froh, endlich eine willige, genügsame Frau an seiner Seite zu haben, die auch bei ihm bleibt. Ja, ich gebe zu, es ist und war eine Zweckgemeinschaft, die aber voller gegenseitigen Respekt und Achtung ist.
Ich habe ihm niemals gesagt, dass ich von ihm schwanger sei, oder dass das Kind von ihm sei, aber ich habe ihn jedoch immer im Glauben gelassen und er hat mir nie das Gefühl gegeben, dass er glaubt, er sei nicht der Vater.
Vielleicht ahnt er ja sogar, dass das Kind von seinem Freund ist, aber darüber hat er nie mit mir gesprochen. (Er weiß, dass ich damals Sex mit ihm hatte.)
Ich weiß auch, dass er tierische Angst davor hatte, dass er Vater wird, daher auch immer diese Vorsicht auf seiner Seite (coitus interruptus). Er wollte nichts dem Zufall überlassen.
Als er dann erfahren hatte, dass ich schwanger war, da plötzlich war bei ihm so etwas wie ein Knoten geplatzt - endlich konnte er hemmungslosen Sex haben, und ohne Gedanken in mir abspritzen, weil schwanger konnte ich ja nicht mehr werden. Ich hatte das Gefühl, er wolle diese Zeit ausnutzen, solange es möglich ist. Je dicker ich wurde, desto häufiger wollte er Sex - als ob er Angst hätte, dass ich jeden Moment entbinden könnte, und diese hemmungslose Zeit dann vorbei wäre.
Und dann nach der Geburt hatte er sicherlich wieder diese Angst, dass ich erneut schwanger werden könnte und rührte mich danach kaum mehr an.
Trotz unserer Sexentfremdung denken wir beide nicht daran, einander zu verlassen. Wir sind immer füreinander da, und kümmern uns, auch ohne viel Worte. Und zu meinem Sohn ist er sehr liebevoll, als ob er der eigene Vater ist.
Er arbeitet in einer Kanzlei, und ist dort sehr eingespannt.
Ich bin ausschließlich zu Hause, und die Kinderbetreuung und Hausarbeit alleine füllt mich nicht aus. Ich bin nach wie vor auf seine Fürsorge angewiesen.
Dass ich den Freund meines Freundes nach all den Jahren eigenständig kontaktierte, geschah mehr aus Verzweiflung und vielleicht auch aus Langeweile. Mit diesem Mann hatte ich damals eigentlich ganz guten Sex. Der schaffte es auch hin und wieder, mich zum Orgasmus zu bringen. Mein Freund hat es noch nie geschafft :-(, wenngleich es auch mit meinem Freund okay war.
Natürlich war es leichtsinnig von mir, nicht zu verhüten, aber er hätte ja auch was tun können. Ich bin da einfach noch zu verklemmt, als dass ich das Thema in einer solchen Situation offen anspreche. Bevor ich was sage, werde ich offensichtlich lieber schwanger... aber ich kann halt auch nicht aus meiner Haut raus.
Ich habe hier in Deutschland nicht wirklich Freunde gefunden, und meine Eltern haben vor lauter Scham über mein Leben den Kontakt weitgehend abgebrochen.
Dass ich aber ein normales Mädchen mit ganz normalen Bedürfnissen bin, das ist doch logisch. Aber deshalb bin ich doch nicht böse.
Auch wenn ich weiß, dass hier anscheinend keiner Verständnis für mich hat, so hat es mir doch gut getan, mal alles von der Seele zu reden. Und um ganz ehrlich zu sein, ich habe hier im Forum schon Beiträge und Ratschläge gelesen, die ich moralisch um einiges verwerflicher finde, als mein eigenes Verhalten.
Und ich füge noch hinzu, dass ich es gestern Abend doch tatsächlich geschafft habe, meinen Freund zu verführen. Zwar wieder mit coitus interruptus, aber da diese Methode ja bekanntlich sowieso nicht hundertprozentig sicher ist, kann ich ja trotzdem von diesem einen Mal schwanger geworden sein. Es macht die Dinge leichter.
Und ich finde es jetzt nicht soooo dramatisch, dass ich wieder Sex mit meinem Ex habe. Immerhin bin ich nicht verheiratet, und ob ich nun außerehelichen Verkehr mit meinem Freund oder mit diesem Mann habe, macht für mich nicht so den großen Unterschied, zumal sich mein Freund in den letzten Jahren sehr zurückgehalten hatte. Außerdem war es mit meinem Freund für mich sowieso nicht so erfüllend.
Was soll ich also tun? Soll ich deswegen meinen Freund verlassen? Ist es nicht so, dass ich mir meine körperlichen Bedürfnisse anderweitig abholen kann, wenn ich sie von ihm nicht bekomme? Wen schade ich damit, solange die Ehefrau des Mannes und mein Freund nichts erfahren und dadurch auch nicht verletzt werden können? Wir beide haben keinerlei Bedürfnisse, eine richtige Beziehung einzugehen. Es ist eine reine Bettgeschichte.
Inzwischen sehe ich die Sache wirklich getrennt: Sex mit dem Ex, und Liebe und Verbundenheit mit meinem derzeitigen Freund. Das wird mir heute mal wieder sehr bewusst, dass ich beides von einer Person offensichtlich nicht bekommen kann. Geht es anderen Frauen nicht ähnlich, aber die kommen aus diesem Dilemma aus eigener Kraft nie heraus und schieben lieber Frust?
Ich weiß noch immer nicht, ob ich mich gut oder schlecht fühlen soll. Da bin ich noch auf der Suche.
Und ob das Kind die Gene von dem einem oder dem anderen hat, spielt doch nur eine untergeordnete Rolle. Wichtig sind doch die Charaktere, nicht die Gene.