Dann wollen wir mal.
Dein Geschlecht?
- Männlich.
Alter?
- 25 Jahre
Alter Deines Partners / Deiner Partnerin
- 31 Jahre
Wie lange seid ihr schon zusammen?
- 7 1/4 Jahre
Lebt ihr zusammen?
- Den Göttern sei Dank ja, waren durch mein Studium lange Zeit über in einer "Wochenendbeziehung" gefangen.
Wie waren Deine Gefühle zu Beginn der Beziehung?
- Ich erinnere mich gerne an meine Heimfahrt nach dem ersten Date. Klischeehaft ohne Ende waren wir Eis essen und ich habe sie nach Hause gebracht. Als ich dann zum Haus meiner Eltern zurückgefahren bin habe ich nur an sie gedacht. Durchgängig, als würde ich ein Bild von ihrem Gesicht vor meinem inneren Auge mit mir tragen. Konnte mich gar nicht konzentrieren und beruhigen. Sie hat mich von Anfang an quasi verzaubert. Das schafft sie auch nach wie vor.
Wie sind sie jetzt? Liebst Du Deinen Partner genauso wie am Anfang? Mehr? Weniger? Anders?
- Es stimmt, was hier schon mehrfach geschrieben wird, es ist von der anfänglichen Verliebtheit zu einer tiefen Vertrautheit geworden, tatsächlicher Liebe. Die Schmetterlinge im Bauch sind einer Zufriedenheit, einer Zuneigung, einem Vertrauen und einem sich aufeinander verlassen gewichen, welches ich nicht missen will. Also möchte ich tatsächlich behaupten, dass das, was ich jetzt empfinde, nicht mehr die anfängliche "Verknalltheit" ist sondern etwas tiefer gehendes. Und das ist stärker, als die Schmetterlinge im Bauch am Anfang.
Was hat sich in Sachen Zärtlichkeiten und Sex verändert? Mehr/ weniger? Anders?
- Durch den wechselnden Arbeitsalltag über die Jahre hat sich das stetig geändert. Mal hatten wir Zeiten, wo wochenlang nix lief, das war aber okay für uns. Ich war einfach so im Eimer zwecks Ausbildung und meine Frau kommt auch ganz gut ohne Sex aus, so dass das irgendwie in Ordnung war. Aber es ist nicht signifikant mehr oder weniger als am Anfang, mehr von der Tagesform abhängig.
Sprecht ihr (regelmäßig) über eure Beziehung/Gefühle?
- Ja. Unsere Beziehung ist selbstredend ein großer Bestandteil unserer beider Leben und darüber spricht man nun einmal. Wünsche, Träume, verruchte Ideen, was auch immer. Darüber wird gesprochen. Und über Gefühle sowieso, da meine Frau und ich beide recht emotionale Menschen sind.
Hast Du schonmal über eine Trennung nachgedacht, geredet/wart ihr mal getrennt? Wenn ja, warum?
- Wir waren nie getrennt, da wir beide der Meinung sind, dass eine Trennung immer das Aus für eine Beziehung bedeutet. Auch, wenn beide Parteien einen neuen Versuch starten wollen, unserer Meinung nach ist dann ein Knacks drin, der sich irgendwann vertieft und letzten Endes wieder zur Trennung führt.
Über eine Trennung nachgedacht... richtig intensiv nachgedacht oder es mir vorgestellt habe ich das nie, aber wir hatten einen Moment in unserer Beziehung, wo ich meinen Kopf verloren habe. Ich hatte ein Mädel aus Litauen in einem Chatfenster einer Simpsons-Streamingseite kennengelernt, als meine Frau mal für eine Woche weg war. Sie hat mir so von dem Land vorgeschwärmt und mir ging es in der Zeit körperlich nicht gut. Irgendwie hat mich da der Verstand verlassen und ich wollte nach Litauen. Ohne meine Frau.
Da hat meine Kopflosigkeit fast die Beziehung über die Klinge gehen lassen, aber wir haben uns wieder gefangen und seitdem ist so etwas auch nie wieder vorgekommen.
Rückblickend ist es mir unglaublich unangenehm und peinlich, was ich damals angestellt habe und ich könnte mich ohrfeigen dafür, dass ich so leichtsinnig eine so großartige Sache wie unsere Beziehung aufs Spiel gesetzt habe.
Verbring ihr die meiste Zeit zusammen, oder ist es eher so, dass jeder sein eigenes Leben lebt und man eben immerwieder Zeit zusammen verbringt?
- Wir verbringen fast unsere gesamte freie Zeit zusammen, außer einer von uns beiden braucht mal ein bisschen Ruhe oder Zeit für sich. Dann sagt man das dem Partner, der akzeptiert das und gut ist. Ich spiele auch hin und wieder über Skype Pen&Paper-Rollenspiele mit Freunden aus Hannover (wohne nicht mehr dort) und das ist okay.
Habt ihr viele gemeinsame Freunde?
- Ja. Viele, aber nicht alle. Meine Frau kommt mit allen meinen Freunden klar, so ist es nicht. Aber es gibt halt einfach Leute, die sie bisher zu selten gesehen hat, als dass sie diese Leute Freunde nennen könnte. Manchmal klinkt sie sich auch aus, wenn ich mich mit meinem besten Freund aus Schulzeiten treffe, weil wir eine sehr eigenwillige Eigendynamik haben was unseren Humor angeht. Das wird ihr manchmal doch rasch zu viel und da trinkt sie lieber zu Hause eine Tasse Tee und macht sich einen schönen Abend mit einem Buch.
Gemeinsame Hobbies?
- Fast alle. Die einzigen Hobbies, die ich nicht mit meiner Frau teile sind das Zocken und das Musizieren. Sie kann musizieren, tut es aber zwecks Zeitmangel nur noch recht selten. Ich habe auch eine Vorliebe dafür Kräuter im Wald zu sammeln und zu trocknen. Da macht sie zwar nicht mit, aber es interessiert sie zumindest, weil sie auch mit Botanik zu tun hatte in ihrem Werdegang.
Ansonsten haben wir beide je ein Pferd und einen gemeinsamen Hund, die viel unserer Zeit in Anspruch nehmen - wenigstens ist das dann immer gemeinsame Zeit (außer im Falle oben genannter Ausnahmefälle).
Habt ihr das Gefühl, ständig an der Beziehung "arbeiten" zu müssen?
- Jain. Ich würde es nicht wirklich Arbeit nennen, aber ich glaube nicht, dass eine Beziehung funktioniert, wenn beide Partner sich irgendwann gegenseitig als selbstverständlich betrachten. Da bin ich vielleicht etwas altbacken, aber ich finde, eine Frau will umgarnt sein - egal, wie lange man schon zusammen ist. Ich koche schön für sie, überrasche sie mit Blumen oder kleinen Überraschungen, nehme ihr Arbeit im Haushalt ab und so weiter.
Meine Frau backt sehr oft für mich, hilft mir mit meinem Studium, baut mich auf, wenn ich einen Schub habe (bin fest überzeugt, dass ich manisch depressiv bin, auch wenn es nie diagnostisch bewiesen wurde, weil ich nie beim Kopfdoktor war) und unterstützt mich in meinen kreativen Phasen, wo sie kann.
Wir beide geben uns gegenseitig sehr viel, aber das ist alles keine wirkliche Arbeit. Zumindest nehmen wir das beide nicht als solche wahr.
Streitet ihr heute weniger als zu Beginn der Beziehung oder mehr? Über andere Dinge?
- Gleich vorweg - richtig heftigen Streit hatten wir in der Beziehung vielleicht ein oder zwei mal. Was ich im Folgenden beschreibe ist mehr so dieses "sich in der Wolle haben". Also nichts richtig heftiges. Ganz am Anfang passiert das seltener, glaube ich, aber nach ein paar Jahren hat man sich schon manchmal gezofft und es kommt hin und wieder zu Missverständnissen, die für etwas dicke Luft sorgen. Allerdings nichts, was man nicht mit einem Gespräch aus der Welt schaffen könnte. Gibt bei mir ein paar Sachen, die potenzieller Zündstoff sind und gibt bei ihr ein paar Sachen, aber man lernt damit umzugehen und die Sachen gelassener zu sehen, so dass es deswegen nicht gleich zu einem ausgewachsenen Streit kommen muss.
Wurden Überraschungen, Geschenke, Lob, Komplimente im Laufe mehr oder weniger?
- Keine ernsthafte Schwankung erkennbar... ist immer noch genau so viel wie am Anfang, würde ich behaupten.
Machst Du Dich (noch) für deinen Partner hübsch?
- Kommt auf den Anlass an. Wenn wir essen gehen oder so sehr gerne, aber zu Hause laufen sowohl sie als auch ich gerne mal rum wie die letzten Penner. Ich fand meine Frau schon immer hübscher, wenn sie ungeschminkt ist und das weiß sie, aber wenn wir zu besonderen Anlässen ausgehen, dann freuen wir uns auch, wenn wir uns rausputzen können.
Findest Du Deinen Partner gutaussehend?
- Aber hallo.
Denkst Du, dass man sich und den Partner auch nach langjähriger Beziehung neuentdecken kann?
- Nein und ich glaube auch nicht, dass das besonders gut ist. Man sollte nicht ungefestigt in eine Beziehung gehen, sich selbst also schon gut kennen und einschätzen können. Und den Partner sollte man auch nicht nur mit der rosaroten Brille sehen. Stärken und Schwächen liegen oft schon schnell auf der Hand und davor sollte man nicht die Augen verschließen.
Man kann vielleicht in Teilbereichen mal eine neue Seite an sich erproben, aber sich selbst oder den Partner komplett neu entdecken - nein, das wäre ungut. Das würde ja bedeuten, dass man sich vorher nicht richtig kannte.
Freust Du Dich (immernoch) darauf, Zeit mit Deinem Partner zu verbringen (Vorfreude, Bauchkribbeln)?
- Kommt drauf an. Wenn ich sie studiumsbedingt länger nicht gesehen hatte war es immer so, dass ich die Vorfreude regelrecht greifen konnte. Im Alltag ist es dann eher so die Freude drauf, dass sie nach Hause kommt oder wenn man zusammen essen geht oder sowas.
Ja, Bauchkribbeln und Vorfreude sind noch da. Definitiv.
Wer hat bei euch die "Hosen" an?
- Wir teilen uns eine. Gibt Bereiche, in denen ich das Ruder übernehme und welche, in denen meine Frau eher das Ruder übernimmt. Das ist aber okay, hängt halt oft damit zusammen, wer auf dem entsprechenden Bereich die größere Erfahrung hat.
Ein generelles "die Hosen anhaben" gibt es aber nicht wirklich, wir sind gleichberechtigt.
Wie verstehst Du Dich mit Familie/Freunden Deines Partners und umgekehrt?
- Mit der Familie meiner Frau komme ich sehr gut zurecht, vor allem mit ihren Großeltern. Die mochten mich schon immer sehr gerne und dann habe ich noch den Familiennamen meiner Frau angenommen, da war ich quasi der Adoptivenkel. Mei, was haben die sich gefreut.
Aber ja, generell sehr gut.
Gab es besonders schwere Phasen in eurer Beziehung? Wenn ja welche? Wie habt ihr sie gemeistert?
- Oben beschrieben und reden, reden, reden. Ganz ehrlich, keine Geheimnisse, kein "das sage ich jetzt lieber nicht", kein Blatt vor den Mund. Wenn Dich was drückt, dann raus damit. Aber ganz wichtig - immer vernünftig und ruhig. Schreien oder übertriebene Emotionalität bringen einen in solchen Situationen nicht weiter. Ein kühler Kopf sollte da die Devise sein. Kommunikation rettet Leben und Beziehungen.
Denkst du manchmal darüber nach, dass es vllt noch irgendwo einen "besseren" Partner für Dich gibt, mit dem Du glücklicher wärst?
- Nein... nein, das denke ich nicht. Wenn ich solche Gedanken hätte, dann müsste ich mir wohl gleich auch Gedanken darüber machen, ob die Beziehung noch eine Zukunft hat. Es gibt zwar Menschen, die ich auf meinem Lebensweg getroffen habe, mit denen ich vielleicht etwas angefangen hätte, wenn ich nicht bereits vergeben gewesen wäre. Aber ich glaube nicht, dass ich es hätte besser treffen können als mit meiner Frau. Sonst hätte ich sie nicht zu heiraten brauchen.
Bist Du Glücklich in Deiner Beziehung?
- Unendlich glücklich. Ich denke mir regelmäßig, dass ich beziehungstechnisch nichts anders machen würde, wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte - ich würde meine Frau immer und immer wieder heiraten.
Was ist Deiner Meinung nach das beste Rezept für eine glückliche und lange Partnerschaft?
- Gibt ein paar Zutaten - ob es ein Patentrezept gibt, das weiß ich nicht.
Respekt ist unheimlich wichtig. Ohne Respekt geht nichts.
Vertrauen ist auch ein Pfeiler, den man nicht ansägen darf. Auf keinen Fall.
Ehrlichkeit ist ein Muss.
Gesprächsbereitschaft sollte auch vorhanden sein, wie gesagt empfinde ich Kommunikation als eine der wichtigen Sachen in einer Beziehung.
Toleranz - ganz wichtig. Wenn meine Frau mit meiner Zockerei nicht so tolerant wäre, dann hätte sie mich wohl schon lange abgeschrieben.
Gemeinsame Wünsche und Ziele. Sehe ich bei meinem Bruder immer und immer wieder. Er gerät oft an Frauen, die seine Wünsche für eine gemeinsame Zukunft nicht teilen (er will Kinder haben, seine bisherigen Freundinnen eher selten)... das sorgt schnell für Frust und Zweifel.
Ganz zum Schluss will ich Dir aber noch etwas zu Deinem Eingangspost sagen.
Du hast am Anfang geschrieben:
"Es lief von Anfang an alles anders, als ich es mir vorgestellt habe (ich konnte mich nicht öffnen, hatte Angst, meine Eltern mochten ihn nicht, er wurde arbeitslos usw). Das hat sich bis heute durchgezogen. Ich war eigentlich in der Beziehung nie an dem Punkt, an dem man einfach stolz ist, diesen Menschen als Partnern zu haben und einfach überglücklich verliebt und unbeschwert ist, weil ständig irgendwas kompliziert war. Bin manchmal traurig, weil ich das so vllt nie mehr haben werde."
Dazu kann ich nur anmerken, dass man nicht umsonst sagt "Es kommt 1. immer anders und 2. als man denkt."
Es wird immer wieder schwere Phasen geben in einer Beziehung. Die Auslöser dafür können vielfältig sein, das sollte aber niemals Grund dafür sein an der Beziehung als solches zu zweifeln. Schwere äußere Umstände muss man gemeinsam durchstehen. Wenn man das schafft, dann wächst man noch enger zusammen. Wer immer alles leicht hatte im Leben, der lernt erst sehr spät mit Rückschlägen umzugehen - denn die kommen in jedem Leben mal. Und je eher man lernt schwere Zeiten gemeinsam durchzustehen, umso besser. Besser so, als wenn man dann nach Jahren der Unbesorgtheit an einer Krise zerbricht.
Und das war es auch schon.
Hoffe, ich konnte weiterhelfen.