Manch ein Leser hat meinen galoppierenden "Wahn" bezüglich eines Treffens mit einem anderen Mann in naher Zukunft nachvollzogen. Oder nicht nachvollzogen, sondern zumindest amüsiert gelesen
Wer sich fragt, warum ich mit 30 nochmal 13 bin oder mich zumindest so fühle, dem will ich die Hintergründe erklären. Ich brauche dringend Rat. Im Grunde ist das alles nicht amüsant, sondern verzweifelt!
Seit Jahren bin ich in einer Beziehung, in der zwar prinzipiell vieles stimmt (Lebenshintergrund, Interessen, Werte, Alltagsverträglichkeit), die aber von Anfang an sexuell absolut unerfüllend war. Ich erinnere mich mit Grauen daran, wie schockiert ich zu Beginn war, als ich feststellte, dass dieser Mann nicht küssen kann - und an mein tiefes Befremden darüber, dass er es auch nicht LERNTE. Mittlerweile kenne ich sein Dilemma. Er scheint vollkommen lernunfähig zu sein, d.h. unfähig, sein eingespieltes und ausgesprochen reduziertes Verhaltensrepertoire zu ändern. Er hatte vor mir auch nur zwei Sexualpartnerinnen (mit 27), ich hatte durchaus mehrere Sexualpartner und würde mich durchaus als "erfahrener" bezeichnen, auch freier vom Denken her. Dies müsste jedoch meiner Meinung nach überhaupt kein Problem sein, da man ja gegenseitig voneinander profitieren kann. Jedoch: unser Austausch in jeglicher Hinsicht ist von seiner Seite aus völlig blockiert. Mich erregt sein Standardprogramm fast gar nicht. Darüber sprechen bringt nichts, er fühlt sich dann nur in seinem männlichen Ego verletzt und wird sarkastisch. Wenn ich selbst die Initiative ergreife, nimmt er das genüsslich aber faul hin und denkt nicht daran, seinerseits aktiv zu werden. Seine Ungeschicklichkeiten, die durch nicht korrigiert werden - weder durch mein direktes noch indirektes Handeln oder Sprechen - lassen mich zutiefst erkalten.
Es ist Krampf, keine Lust.
Wer nun meint, es gäbe keine Verschlechtereung einer solchen Situation, dem sei gesagt: es gibt sie, der Zahn der Zeit nagt auch an erotisch unbedeutsamen Verbindungen und macht sie noch unbedeutsamer, langweiliger und frustrierender. Momentan sind wir am Endpunkt angelangt, oder genauergesagt schon seit Monaten. Anfang des Jahres, im Januar, habe ich vor lauter Verzweiflung und Wut einen Weinkrampf gehabt und ihm mitgeteilt, dass ich so allmählich meine Lebensqualität verliere, weil ich keinerlei sexuelle Freude und Lust mehr empfinde. Dabei bin ich ein lustvoller und auch sinnlicher Mensch und habe früher mit anderen Partnern eine schöne, lebendige Sexualität erlebt (das kommt mir jetzt schon vor wie ein ferner Traum). Mir kommt es so vor, als sei ein elementarer Teil meines Ichs im Gefängnis, wenn ich mit ihm zusammen bin und mich in keiner Hinsicht sexuell ausleben oder fühlen kann. Das habe ich ihm verständlich gemacht. Er ist nur sarkastisch und vorwurfsvoll geworden.
Inzwischen komme ich mir vor wie eine Prostituierte. Ja wirklich, wie eine Prostituierte - nicht, dass wir so oft Sex hätten, im Gegenteil, aber ich habe bemerkt, dass ich ihn nicht mehr küssen kann und seine ungeschickten, für mich völlig ernüchternden Küsse abwehre, zum Teil vehement, weil ansonsten meine Lust unter den Gefrierpunkt fiele und gar nichts mehr wie ein Liebesspiel zustande kommen könnte. Stattdessen mache ich den Standardfehler untreuer Männer: ich denke beim Sex an jemand anderen (toller Exfreund). Das habe ich früher nicht gemacht, aber ich kann jetzt nicht mehr OHNE Fantasien von jemand anderen.
Ich bin wütend und traurig. Für eine Frau in meinem Alter sollte erfüllender Sex keine Vision oder Erinnerung aus grauer Vorzeit sein...natürlich bekomme ich nie einen Orgasmus bei ihm, aber auch das gesamte Feld des Spielens, Experimentierens und sich einfach aneinander freuen existiert bei ihm nicht. Mir ist das unbegreiflich und ich frage mich manchmal, wer von uns beiden eigentlich den grösseren Webfehler hat. Ich meine, dem durchschnittlichen Mann macht es doch Spass, seine Frau zu verwöhnen und ihr Lust zu bereiten? Es ist doch abnorm, wenn ein Mann ein solcher "Klotz" ist? Dieser Mensch jedoch betrachtet Sex als hygienischen Akt bzw. als Selbstbefriedigung zu zweit und erweist sich als unbelehrbar. Es wird zunehmend unerträglicher für mich, Monat für Monat. Es wird existentiell. Mein Leben geht dahin, Tag für Tag, ohne dass auch nur ein Bruchteil meiner Wünsche - die im übrigen wohl gar nicht so aussergewöhnlich sind, sondern ganz normal - realisiert wird. Es geht nicht nur um Sex; es ist JAHRE her, dass ich den letzten sinnlichen, erregenden Kuss bekam (er kann es ja nicht und lernt es nicht)...Ein Mensch hat kein Recht, einen anderen "festzuhalten", wenn er ihm die Befriedigung versagt...Ich will nicht mehr jeden Abend nur träumen...
Was meint ihr? Einfach Schluss machen wegen sexueller Disharmonie kommt mir so "billig" vor, wir sind ja keine Teenager mehr...andererseits will ich mein Leben nicht verpassen...ich würde gern dem Mann aus meiner Vergangenheit, oder einem anderen, eine CHance geben, denn so kann es nicht weitergehen...