Ist doch gut so
Also ich würde Dir raten, lass es so wie es ist. Ich halte auch nicht viel vom Zusammenziehen nur aus egoistischen und wirtschaftlichen Gründen. Ein Zusammenleben braucht eine gemeinsame Grundlage wie eine Ehe mit einem klaren, gemeinsamen Blick auf die Zukunft. Ich habe meinen Mann auch schon ein paar Jahre davor gekannt, aber wir haben bei den Eltern gewohnt. Eine "Ehe auf Probe" ist einfach etwas anderes als in einer Ehe zusammen zu wohnen. Man probiert einfach etwas ganz anderes aus, weil die Grundlagen andere sind. Ich glaube, dass man mit so einem Zusammenwohnen vor der Ehe auch sehr viel verderben kann.
Nutzt lieber die Zeit, um genau und ungebunden abzuklären, wie ihr euch euer gemeinsames Eheleben vorstellt und welche Ziele ihr gemeinsam verfolgen wollt. Das ist doch viel reizvoller und gibt dem anderen auch Zeit, sich auf so etwas einzustellen. Das merkt man dann ja, ob man sich aufeinander zubewegt oder ob sich unüberwindliche Hindernisse auftun. In letzterem Fall ist es besser, man geht auseinander, bevor man mehr mitsammen angefangen hat. Das aufeinander Zugehen darf aber auch nicht erzwungen werden, z.B. indem man schon zu einem Zeitpunkt zusammenzieht, wo man geistig noch nicht dafür reif ist, weil einfach viele Details, die einem persönlich wichtig sind, noch nicht ausgesprochen und geklärt wurden.
Ich rate Euch, führt jetzt kein eheähnliches Leben, sondern klärt, was Eure gemeinsamen Ziele in der Ehe sein sollen und wie Ihr Euch das Eheleben vorstellt. Nehmt Euch dafür seeeeeeeeehr viel Zeit. Wenn dann alle Grundlagen gegeben sind und Ihr das Vertrauen habt, dann heiratet und zieht zusammen, so wie ihr es besprochen habt. Ich glaube, dass in jahrhundertealten Gesellschaftsformen schon auch große Erfahrungen und Weisheiten enthalten sind, die heute leider allzu oft lächerlich gemacht werden. Hat man früher vielleicht so manches sinnlos übertrieben, so ist man heute so weit, auch den guten Kern dieser Überlieferungen aufzugeben und zu glauben, etwas wäre schon allein deshalb besser, weil es neu sei. Ich sehe nicht, was die neuen "Formen des Zusammenlebens" wirklich verbessert haben: Die Enttäuschungen bei den vielen Ehescheidungen? Die Kinder, die dann darunter sehr leiden und aus Egoismus kaum gehört werden? Die Unfähigkeit, Vertrauen aufzubauen? Der ganze wirtschaftliche Schaden bei den Ehescheidungen? Beim "Bauen" am gemeinsamen Lebensziel immer in den Fundamenten stecken bleiben, weil man in einer "Halbehe" sich immer noch so benimmt, wie wenn man ständig auf Brautschau wäre? Man fangt immer von Neuem an, statt stetig mitsammen zu reifen. Wenn ich in meine eigene Verwandschaft und Bekanntschaft schaue, Onkel und Tanten: ich sehe niemanden, der sich durch eine Ehescheidung das Leben verbessert hat. Meistens scheitern die Ehen an den eigenen Betonköpfen. Die neuen Formen des Zusammenlebens haben keine Vorteile gebracht.