myf_11895328Ich habe darüber durchaus nachgedacht.
Eine Vergewaltung könnte ich einordnen, da kommt ein Aggressor von außen, der ist böse und tut mir was Böses an. Das ist schrecklich, aber das kriege ich mit etwas psychologischer Hilfe sicher schnell hin. Das würde mein Weltbild wohl nicht erschüttern, es wäre natürlich eine traumatische Erfahrung, aber bei weitem nicht so traumatisch, wie feststellen zu müssen, dass der Mann, dem ich mehr als jedem anderen vertraut habe, mich so übel betrogen hat. Das aber hat mein Leben so ins Wanken gebracht, dass ich danach jemand vollkommen anderes geworden bin.
Dass der Aggressor nicht von außen gekommen ist, sondern in meinem eigenen Bett gehockt ist, dass er mich angeblinzelt hat und mir alles mögliche erzählt hat und hintenrum etwas ganz anderes lief, das ist für mich eine derartige Katastrophe, dass ich kaum Worte dafür finde.
Und um es noch mal zu betonen, die Katastrophe war nicht, dass er sich vielleicht in jemand anderen verliebt hat oder dass er sich in unserer Beziehung nicht wohl gefühlt hat, sondern dass er nichts davon gesagt hat. Er hat ungeschützten Verkehr mit seiner Geliebten gehabt, und riskiert, mich in der Schwangerschaft anzustecken, er hat mich im Krankenhaus im Kindbett gelassen und ist nachts zu ihr gegangen, er hat zugesehen, wie ich mich mit zwei schreienden Säuglingen abplage und hat alle meine Versuche, mit ihm zu reden, abprallen lassen und sich immer rausgeredet. Das ist für mich eine so unglaubliche Aggression, und zwar von genau dem Menschen, auf den man sich eigentlich verlassen hat.
Ich wollte das hier auch noch einmal ganz drastisch so schildern, weil für viele Leute Betrug ja eine Art Kavaliersdelikt ist, und kann nicht ermessbar, welche traumatische Erfahrung man dem anderen zufügt.