Liebe Community,
Bevor ich meine Frage stelle, möchte ich im Voraus betonen dass ich mir durchaus bewusst bin, einen Fehler gemacht zu haben und von meinem eigenen Verhalten durchaus schockiert bin; daher bitte ich darum, auf Antworten à la "du A..loch" zu verzichten, ich fühle mich nämlich bereits so. Ich hoffe, Beantworter zu finden, die in einer ähnlichen Situation waren und berichten können, wie sie damals entschieden haben und ob es die richtige Entscheidung war.
Meine Frage lautet, ob ich meine 2jährige Partnerschaft beenden soll, weil ich mich in eine andere Frau verliebt habe.
Dazu folgendes: Meine Beziehung zu meiner Freundin ist relativ belastet, ich habe schon seit einiger Zeit nicht mehr das Vertrauen und die Geborgenheit, die ich mir wünschen würde, was allerdings auch meine Schuld sein kann/ ist. Ich habe Fehler gemacht, meine Freundin auch, jedenfalls habe ich seit mind. zu Beginn diesen Jahres das Gefühl dass wir nur nochzusammen sind weil wir keinen Schlussstrich ziehen können. Ich finde dass wir kaum gemeinesame Gesprächsthemen haben und dass unsere Beziehung sehr oberflächlich ist, dass wir uns zwar gegenseitig helfen - z.B. in letzter Zeit hat besonders sie mir finanziell über eine Durststrecke geholfen, letztes Jahr was es umgekehrt - aber als Menschen viel zu verschieden sind. Ich habe das Gefühl dass wir zusammen sind weil wir beide davon profitieren. Was mich besonders stört ist die Tatsache dass kein gegenseitiger Respekt besteht und viele Dinge voneinander unverstanden bleiben. Ich finde sie ist zu oberflächlich, sie findet ich bin zu emotional und ein Weichei. Es gab regelmäßigen und schlimmen Streit, der bei mir dazu geführt hat, dass meine Gefühle stufenweise erkaltet sind. Das einzige was bei uns sehr gut funktioniert ist der XXX, aber ich habe das Gefühl dass selbst der inzwischen oberflächlich ist und irgendwie zu sehr auf körperliche Befriedigung abzielt, anstatt auf die Vereinigung zweier sich liebender Partner. Streit wurde nie analysiert, sondern von ihrer Seite einfach in die Schublade "es ist gar nichts passiert" geschoben, sie sagt ich wolle zu viel reden, ich sage sie ist nicht in der Lage eine Auseinandersetzung mit dem Ziel einer dauerhaften Verbesserung von Toleranz oder Verständnis zu führen. Keine Ahnung ob ich das Problem bin. Ihre Familie kenne ich noch nicht, denn die sitzt auf der anderen Seite der Erde und spricht keine meiner Sprachen.
Die guten Seiten möchte ich jedoch auch betonen. Wir kennen uns gegenseitig ziemlich gut. Sie kennt z.B. meine Neigung zu Stress und Überproblematisierung, ich kenne ihre Schwächen. Wir beide wollen irgendwann Kinder haben. Meine Familie mag meine Freundin, jeder mag sie. Viel mehr fällt mir momentan nicht ein es gibt aber sicher mehr. Oder auch nicht.
In den letzten Monaten hat es sehr gekriselt in dieser Beziehung, so sehr dass ich glaubte unsere Beziehung wäre sehr bald vorbei. Ich bin allerdings nicht in der Lage gewesen selbst Schluss zu machen weil ich einfach nicht genug Erfahrung habe um beurteilen zu können ob unsere Probleme wirklich eklatant sind oder eben diese Probleme, die in jeder Beziehung nach einiger Zeit vorkommen. Ich habe mir viele Fragen gestellt, z.B. die ob es überhaupt dauerhaftes Glück gibt. Ich habe es noch nie erlebt und würde es gerne. Die Entscheidung habe ich jedoch, mea culpa, immer ihr überlassen, weil ich nicht in der Lage war den Schlussstrich zu ziehen, was ja eigentlich nicht ehrlich ist. Ich hatte irgendwie die Hoffnung dass sich vielleicht etwas verbessert, aber es war z.B. nicht mehr so wie früher wenn ich Blumen gekauft habe, irgendwie kam es mir oberflächlich vor. Meiner Freundin habe ich nicht gesagt dass ich mich fremdverliebt habe, sondern ich habe mich auf die Probleme in unserer Beziehung beschränkt, die sie allerdings nicht als solche empfindet oder empfinden will.
Vor kurzem habe ich mich in eine Frau verliebt, die schon mich lange (länger als 2 Jahre) umgarnt und die ich zwar immer interessant fand, jedoch allein wegen meiner Beziehung nicht als potenziellen Partner sondern als Freundin wahrgenommen habe; bzw. war ich bisher gut darin, meine Gefühle ab dem Punkt, der freundschaftliches Interesse überschreitet, zu bändigen. Sie ist die Tochter meines ehem. Professors und Mentor, zu dem ich eine sehr besondere Beziehung habe und der inzwischen wie ein Vater für mich ist, was die Sache nicht gerade erleichtert. Vielleicht war seine Tochter auch gerade deswegen für mich immer tabu.
Nun merke ich immer mehr wie gut wir uns verstehen, obwohl sie 6 Jahre jünger ist als ich ist sie sehr erwachsen. Sie wird demnächst Medizin studieren. Meins ist bereits hinter mir (nicht Medizin). Sie ist schon lange in mich verliebt und ich bin es nun auch. Ihre Familie liebt mich, ich liebe ihre Familie, es sind so viele Dinge die zu perfekt erscheinen. Natürlich kann alles schief gehen wenn sie in Honululu studieren will, aber soweit sind wir ja noch nicht. Ich habe ihr gesagt dass ich es langsam angehen möchte, dass ich eine große Verantwortung für sie aufnehme weil sie erst 20 ist und dass sie mir sehr wichtig ist. Ich habe ihr aber auch erzählt dass ich Zeit brauche um mein Leben zu ordnen, dass ich extreme Gefühle zu ihr habe aber niemandem wehtun möchte, was ich aber muss. Ich muss aber nun eine Entscheidung treffen, die radikal ist, denn länger halte ich das nicht aus, und es ist ja auch falsch.
Vorgestern haben wir uns geküsst, es war der romantischste Moment in meinem Leben aber auch der Moment der mich zum A..loch gemacht hat, zum Betrüger.
Wie soll ich also jetzt vorgehen, mit möglichst wenig Verletzten? Wo hört Moral auf und wo muss man an seine Zukunft denken? Ist es naiv von mir zu glauben dass ich jetzt die Frau meines Lebens gesehen habe die ich immer wollte? Habe ich nur die rosarote Brille auf?
Danke fürs Lesen!
A.