Das Treffen damals... kann jetzt erst antworten
Ich sollte gegen 22.00 Uhr am Freitag Abend in Stuttgart ankommen. Aber da war niemand am Bahnsteig, der mich abholte. Ich rief ihn an, und er meinte, er stehe neben irgendeinem Coffee-Shop. Ich war natürlich fürchterlich aufgeregt... ich hatte mich doch so sehr in seine wunderschöne Stimme verliebt.
Als ich ihn dann wirklich "sitzen" sah, schlief mir etwas das Gesicht ein. 1000de von Gedanken jagten mir durch den Kopf. Es war zwar das Gesicht, das ich vom Bild her kannte, aber er war eben nicht schön. Sein Gesicht strahlte nicht, die Mundwinkel hingen ständig nach unten, auch wenn er lachte, war das noch immer so. Das ich schockiert war, war aber meine eigene naive Vorstellung. Ich wusste, dass er nur 1,58 m groß ist, trotzdem hatte ich mir ihn körperlich nur etwas kleiner, aber eben wohl proportioniert vorgestellt. Aber er hatte eben diese kurzen, leicht verstümmelten Beine und einen längeren Oberkörper. Was mich am meisten beschäftigte, waren seine "Haarausfälle" am Kopf... da gab es größere kahle Stellen, wo man jegliche frühere Operation erkennen konnte. Wieso muss er da eigentlich das Haar so "raspelkurz" tragen?
Naja, gut...nun war ich einmal da...ich lächelte und sagte nett "Hallo, da bin ich". Ich gab ihm ein Begrüßungsküsschen auf die Wange und wir gingen aus dem Bahnhof hinaus... so, wie er es sich immer gewünscht hatte: Hand in Hand. Er war in diesem Moment unglaublich stolz und ich konnte meine Hand nicht wegziehen, ich konnte ihm das einfach nicht antun.
Zum Glück waren wir fast am Auto, mir war auf einmal alles etwas unangenehm. Ich dachte, warum fahre ich zu ihm? Wir hätten uns auch tagsüber nur auf einen Kaffee treffen können, aber er wohnt eben 600 km von mir entfernt. Da wir aber vereinbart hatten, wenn es nicht "funkt", wollten wir uns so ein schönes WE machen, freute ich mich auch gleich wieder. Ich sah zu, wie er alles und sich ins Auto verstaute und dann stieg ich ein.
Unterwegs wurde es etwas entspannter für mich. Hier konnte ich mit ihm plaudern, ohne dass ich Bedenken habe musste, dass er mich wieder anfasst. Und die Stimme war jetzt auch die vom Telefon. Wenn ich ihn nicht ansah, sondern nur durch die Scheibe ins Dunkel schaute, war alles wieder wie sonst am Telefon: seine warme Stimme, sein Humor, sein Lachen. Ich fühlte mich wieder wohl. Doch ein Blick zur Seite ließ mich wieder "ernüchtern". Wir fuhren so eine Stunde durch die Nacht und meine Empfindungen wechselten ständig.
Als wir im Hotel ankamen, erklärte er mir, wie ich seinen Rollstuhl zusammenbauen muss und ich verlor meine Scheu, damit umzugehen. Meine Tasche stellte ich auf seinen Schoß und wir "fuhren" ins Zimmer. Ich hatte für 2 Nächte ein Doppelzimmer gebucht (verrückter geht es eigentlich gar nicht... aber da er derzeit auch kein Geld hatte, konnte er mir auch nicht streckenmäßig entgegenkommen).
Im Zimmer angekommen, setzte ich mich auf einen Sessel, war ja doch etwas erschöpft von der langen Reise. Er kam zu mir, sah mich an und sagte: "Ich liebe dich". Und ich - ich schwieg. Ich konnte es förmlich "fühlen", wie mein Schweigen sein Herz zusammendrückte. Er wollte mich berühren am Bauch, wollte mich küssen...doch ich drehte mich weg. Das Einzige, was ich ihm geben konnte, war meine Hand. Und wie er sie zu sich zog, wie liebevoll er sie küsste... ja, er liebte mich wirklich sehr.
Ich begann, ihn in irgendein Gespräch zu verwickeln. Ich hatte eine Flasche Sekt mitgebracht, die wir dann auch leerten und so saßen wir so noch 1 Stunde gemütlich am Tisch und plauderten über Gott und die Welt. Er war halt so ein liebenswerter, feinfühliger Mensch... warum war er nur so unschön? Für sein Gesicht brauchte ich Überwindung, für seinen leicht entstellten Körper nicht.
Um das nun abzukürzen, irgendwann gingen wir schlafen.... legten uns jeder ins "eigene Bett"... doch er bat um meine Hand, nur zum Einschlafen, die ich ihm auch gern gab. Natürlich hielt er nicht lange still, er begann, sie zärtlich zu streicheln, dann auch hinauf an meinem Arm, aber eben so schön, dass ich Gänsehaut bekam. Ich konnte mich seiner Streicheleinheiten nicht erwehren, hatte ich doch so lange auch keine mehr gespürt und bei ihm wirkte es für mich so ehrlich, so besonders liebevoll. Er sagte mir vielleicht 20 mal, dass er mich liebt, und seine Hände wanderten in mein Gesicht, streichelten mich so lieb, dass ich fast geweint hätte. Es dauert nicht lange und seine Hände wanderten über meinen ganzen Körper, der sich natürlich auch erregte und so ließ ich mich fallen und von seinen Zauberhänden verwöhnen... überall! Als sich mein Körper wieder beruhigte, rückte er so zu mir heran, dass er seinen Kopf auf meine Schulter legen konnte. Und ich ließ ihm das, er wirkte jetzt so allein, wirkte so klein und hilflos, wie ein Kind, dass nur den Schutz der Mutter sucht.
Am nächsten Morgen standen wir halb 10 auf und mussten uns beeilen, dass wir noch rechtzeitig das Frühstück schafften. Er saß mir am Tisch gegenüber und himmelte mich an. Meine Reaktion war wieder sehr "nüchtern". Wir schmiedeten Pläne für den Tag. Wenn wir nicht direkt "über uns" sprachen war ich sehr gelöst und konnte richtig mit ihm rumalbern. Wir beschlossen, in die Stadt zu fahren und eine weitere Flasche Sekt für den Abend zu kaufen. Gesagt, getan, wir gingen nach oben und als ich mich im Bad schminkte und mich für die Stadt zurechtmachte, kam er hinter mich gefahren und streichelte meine Hüften, meinen Rücken. Er hatte wirklich Traumhände... muss ich zugeben. Er zog mich zu sich, nahm meine Hand und geleitete mich zum Bett. Er verwöhnte mich wieder mit 1000den von Streicheleinheiten und - ich ließ es geschehen, ja - ich genoß es sogar. Er streichelte nicht nur meinen Körper, irgendwie auch meine Seele - er wirkte so ehrlich, so rein. Teilweise fühlte ich mich aber auch schlecht, ich konnte ihn nicht so berühren, wie er mich! Maximal an seinem Arm und auf seiner Brust konnte ich ihn kraulen, mehr ging einfach nicht.
Als ich meinte, wenn wir uns nicht beeilen, hat noch der Lebensmittelladen zu, begann er zu kichern und wir düsten los. Mir machte es unterdessen nix aus, mit einem Rollstuhl umzugehen. Ich fuhr ihn, ließ mir bei Absätzen teilweise Anweisungen geben, in welche Richtung ich den Rolli zu kippen hatte und ich baute ihn auseinander und zusammen. Ging Ruck-Zuck!
Der Laden in dem wir waren, schien auch wieder voller Bekannter seinerseits zu sein, denn er setzte wieder sein stolzes Gesicht auf und wollte sich gar nicht schnell durch den Laden bewegen... ich glaube, er wollte gesehen werden. Irgendwo tat er mir leid, da er sehr intelligent war und sein Schicksal ja live mitbekam...
Dann lud er mich zum Mittagessen ein. Wir fuhren in eine Stadt, in der es einen berühmten Italiener gab. Das gehörte nämlich dem Vater von Giovanni, einem Sänger von Brosis. Das Lokal war halbvoll und ich staunte, wie galant der Wirt mit Jörg umging. Kaum hatte er ihn und seinen Rolli entdeckt, räumte er flugs 2 Stühle beiseite, damit er richtig an den Tisch herankonnte. Ich selbst hatte da früher eher Berührungsängste, wohl aber nur aus Unerfahrenheit. In der Beziehung machte er es mir sehr leicht, alles, wirklich alles durfte ich ihn fragen und er gab hilfreiche Antworten, so dass ich alle Scheu verlor.
Das Essen war hier richtig ein Erlebnis. Es waren zwei 13-jährige wbl. Fans da, die die bekannten Lieder auf und ab sangen, und das konnten sie wirklich sehr gut. Als Papa Giovanni die CD einlegte, waren sie richtig glücklich, auch wenn ihr geliebter Giovanni nicht vor Ort war. Wir aßen unsere Pasta und freuten uns für die jungen Mädchen mit. Ich steuerte nach dem Essen wieder mit Jörg nach draußen... kippte ihn dabei fast aus seinem Rollstuhl, weil ich einmal das "Gefährt" in die falsche Richtung neigte. Aber da zum Glück noch alles gut ging, konnten wir bald darüber lachen. Beim Essen erwähnte ich übrigens mal kurz, dass ich mit ihm reden müsse... aber eben nicht hier. Ihm schlief dabei etwas das Gesicht ein... er ahnte da wohl schon was.
Jedenfalls fuhren wir dann ins Hotel, um den Sekt kalt zu stellen, ich zog mir meinen Bikini an und wir fuhren in den Wald...es war wunderschönes Wetter. Wir waren an einer Lichtung, an der es auch ein "Kneippsches Tretbad" gab. Huhhh. das war fürchterlich kalt. Er sah mir zu, wie ich mich bis auf den Bikini entkleidete, ich legte eine Decke auf die Wiese. Wir hatten die Autotüren weit geöffnet und ließen aus dem Auto romantische Musik erklingen. Ich legte mich auf die Decke und reckte meinen Körper der Sonne entgegen. Er kam mit seinem Rolli an den Deckenrand und saß dann nur da, um meine Hand zu halten. Es war für mich wunderschön... ich rutschte ganz nach außen und wir genossen die Musik und die Wärme. Jetzt tat er mir wieder unendlich leid. Er saß am Deckenrand wie ein treuer Hund, der ergebens auf den nächsten Befehl seines Herrchens wartet. Er war bereit, alles zu geben...wirklich alles. Als er sich entschloss, zu mir auf die Decke zu kommen, bekamen wir leider Besuch. Ein weiteres Pärchen gesellte sich zu uns, um "Wasser zu treten". Sie hatten auch einen lebensechten Hund mit, der sich freute, wild herumzutollen. Sie waren sehr symphatisch, unterhielten sich mit uns, was wir zwar einerseits genossen, aber wir hatten uns das Sonnen halt etwas intimer vorgestellt... auch ich!
Nach einiger Zeit bekamen wir durch die Hitze Riesendurst und hatten aber nix mit, so dass er vorschlug, wir fahren zu ihm nach Hause und holen uns dort Sprudel. Als wir vor seiner Haustür vorfuhren, kam seine Mama heraus und bot an, dass wir Kaffe trinken können. Gut, ich hatte nichts dagegen, sie wirkte sehr offen und schaute wirklich nett. So kam es, dass wir zu dritt in der Stube saßen, Kaffe tranken, uns nett unterhielten. Im Fernsehen lief eine spannende Sendung, so dass ich bis zum Ende dieser bleiben wollte. Es war so gemütlich da, dass ich ein Stück Kuchen und ein Tasse Kaffee nach der anderen verschlang. Ich wirkte, als hätte ich 14 Tage nichts gegessen.
Doch dann bekam ich Panik und wollte wieder losfahren, wir wollten uns ja sonnen. Er kam sofort mit. Als wir am "Tretbad" ankamen, waren eine Unmenge Leute da, vielleicht 20. Ich baute sein "Auto" zusammen, ich nannte seinen Rollstuhl liebevoll so, und wir begaben uns wieder in ursprüngliche Position: ich auf der Decke und er im Rollstuhl am Deckenrand. Wir fühlten uns unwohl, beide... irgendwie beobachtet. Und eine schöne Romantik konnte ja bei dem Anblick der vielen ausgelassenen Leute nicht aufkommen. Nach einer halben Stunde brachen sie dann doch auf, etwas später ging auch das Pärchen mit dem Hund. Sie verabschiedeten sich sehr lieb von uns. Ich weiß jetzt nicht mehr warum, aber wir brachen auch auf... die Sonne war weg. Mir lag immer noch im Magen, dass ich eigentlich mit ihm richtig reden wollte.
Und so fuhren wir an eine andere Stelle im Wald, auch auf eine Lichtung. aber hier waren wir wenigstens ungestört. Gewitterwolken zogen auf... ach ja, deswegen waren wir wohl losgefahren... und ich sagte zu ihm: Ich muss mit dir reden! Er meinte... Nur zu! (obwohl er wusste, dass ich nichts Schönes sagen würde). Aber es belastete mich, wie sehr er mich liebte. Ich wollte reinen Tisch machen. Also begann ich mit meinem Plädoyer, und versuchte mich so auszudrücken, dass es ihn nicht so sehr verletzte. Ich begann: "Ich merke, wie sehr du mich liebst, dass du mir alles geben würdest. Alles! Aber ich kann dir das nicht zurückgeben...was du für mich empfindest, ich mag dich sehr, würde sogar sagen 'ich hab dich lieb' als Mensch, aber ich liebe dich nicht als Mann". Ich sprach diese Worte sehr langsam, es fiel mir schwer. Aber noch schwerer wäre es mir gefallen, nicht darüber zu sprechen. Es herrschte eine Weile eisiges Schweigen, so als wenn die Zeit stehenbleibt. Er entgegnete nach einer Weile: "Ich habe es schon gemerkt. Ich musste ja mit allem rechnen, es ist halt nicht zu ändern!" Wie stark er sich gab, obwohl er innerlich lieber gestorben wäre. Seine äußere Tapferkeit rührte mich. Ich begann zu weinen. Er war so ein lieber Mensch, ich wollte ihm eigentlich nicht wehtun. Aber noch unfairer hätte ich es gefunden, ihn zu belügen. Er nahm mich auch nicht in den Arm, warum auch! Er hätte jetzt selbst jemand gebraucht, der das mit ihm tut. Ich erklärte weiter: "Nie, niemals würde ich die Ruhe finden, angekommen zu sein. Immer würde ich nach DEM Gefühl suchen, dass ich vermisse.. dass auch ICH liebe! Und eines Tages würde ich dich betrügen und das möchte ich nicht. DU hast es einfach nicht verdient!" Ich hatte mich so weit beruhigt, dass ich nicht wieder weinen musste und er schaltete jetzt auf stur und meinte: "Es ist alles gesagt! Fahren wir wieder ins Hotel!"
Bis ins Hotel redeten wir kein Wort. Er kaute an der Antwort, die er schon erwartet hatte und ich an dem, was ich zu ihm gesagt hatte. Und dennoch fand ich es für richtig, es war wenigstens ehrlich! Im Hotel angekommen, fand er seine Unbekümmertheit wieder und ich somit auch. Wir beschlossen, zu duschen, erst er mich... dann ich ihn! Ich stieg unter die Dusche... Er kam mit seinem Rolli ins Bad und ich stellte mich fast außerhalb der Dusche, damit er mich einseifen konnte. Ich drehte mich in alle Richtungen und er genoss es, mich überall zu berühren... und ich, ich genoss es auch! Er hatte goldene Hände.
Als das Wort nun auf ihn kam, hatte er plötzlich keine Lust mehr zum Duschen. Ich glaube, er schämte sich. Das verstand ich gar nicht. Ich hatte seinen Körper doch nun schon völlig entblößt gesehen. Ich schlug vor, ihn auf einen Plastestuhl, der auf dem Balkon stand, zu setzen. Doch er wollte einfach nicht mehr. Das fand ich für mich traurig... diese "Dusch-Berührungen" wollte ich ihm gern geben... so gern. Ich weiß nicht warum, aber jetzt machte mich seine Abneigung dafür traurig. Aber ich akzeptierte das, so wie er meine nicht vorhandenen Gefühle für bzw. gegen ihn.
Als ich meine Haare fönte, kam er hinter mich gefahren und streichelte meine Hüften, meinen Rücken. Er behandelte mich wie eine Göttin. Ich genoss es und fühlte mich gleichzeitig schlecht dabei. Doch nicht mehr so schlecht, wie letzte Nacht, denn ich hatte ihm alles gesagt; wenn er es jetzt tat, war es sein Bier.
Als ich fertig war, gingen wir hinunter zum Abendessen. Viele kannten ihn hier. Es waren außer Urlaubgästen noch ein größere Runde am Stammtisch vorhanden, wahrscheinlich Sangesbrüder... ab und zu trällerten sie einmal. Alle schauten mich bewundernd an und nickten mir freundlich zu. Das hasste ich! Ich war nicht so zu ihm, wie sie glaubten. Überhaupt wollte ich nicht bewundert werden... was tat ich denn schon? Für ihn nichts! Doch er betrachtete es anders, als ich einmal sagte, ich gebe dir nichts, entgegnete er, du gibst so viel...merkst es nur nicht!
Wir bemühten uns, die Essensportion zu schaffen, aber es gelang uns nicht. Es war einfach zuviel. Vor und nach dem Essen griff er immer wieder nach meiner Hand, die ich ihm auch gern gab. Er himmelte mich an, und ich lächelte zurück...aber mehr als Freund, nicht so mit diesem tiefen Gefühl, was er für mich empfand.
Nach dem Abendessen gingen wir wieder auf unser Zimmer und die Nacht endete so, wie die Letzte! Es war aber wunderschön für mich. Ich genoss ihn, konnte ihm aber nicht das von mir geben. Wir schliefen trotzdem wohlig ein.
Am nächsten früh standen wir zeitig auf: 7.00 Uhr, damit ich meinen Zug noch schaffte. Wir gingen hinunter zum Frühstück. Was heißt, wir gingen! ich lief und schob ihn durch "die Kante". An sein "Auto" hatte ich mich so sehr gewöhnt... es waren unterdessen alle Berührungsängste weg. Ich mochte es, mich um ihn zu kümmern, ihm Hilfestellung zu leisten. Ich holte wie am Morgen zuvor alles notwendige für uns beide am Buffett zusammen, doch irgendetwas war an diesem Tag anders. Wir frühstückten nicht, wir würgten beide die Bissen hinunter. Es war wie eine Henkersmahlzeit! Er wusste, dass er mich als "Frau" nie wiedersehen wird und ich wusste, dass ich ihn auch als Freund verlieren werde! Irgendwie war es schon sehr traurig.
Ich holte meine Reisetasche und er fuhr mich 1 h zum Bahnhof. Er gab sich alle Mühe, eine lockere Unterhaltung zu führen, aber ich merkte, wie gequält er klang und so waren auch meine Antworten. So zogen wir es vor, lieber zu schweigen, das war wenigstens ehrlich! Wir waren 1 h zu zeitig am Bahnhof, war mir aber für die vorherige Autobahnstrecke recht, man weiß ja nie. So saßen wir vorm Bahnhof noch in seinem Auto und redeten. Als er sagte, er wird alles so akzeptieren, wie ich es gesagt habe, begann ich wieder zu weinen. Doch warum weinte ich ständig? Er war sooo lieb und wünschte sich nichts anderes, wie andere "normale" Männer auch... eine Frau zum Lieben und Begehren. Ich glaube, er war so sehr meiner Seele nah... irgendetwas von ihm tat mir so gut und ich wusste in diesem Moment, dass ich es verlor. Wir gingen 10 min vor Abfahrt des Zuges in den Bahnhof. Er brachte mich bis zur Tür (bzw. ich ihn). Ich drückte ihn sehr herzlich, stieg ein und er winkte mir noch einmal und sagte, dass er jetzt gehe! Wir wünschten uns gegenseitig Glück und alles Liebe auf der Welt. Und nun "rollte" er davon. Jörg wollte sicher nicht warten, bis der Zug anfuhr, doch ich vermisste das.
Als er weg war, ohne nochmaliges Winken; er war einfach aus meinem Sichtfeld verschwunden, rollte der Zug an, und ich war unfähig... von der Tür wegzugehen. Je mehr der Zug sich aus dem Bahnhof bewegte, um so mehr verlor ich ihn. Ich konnte es förmlich spüren... aber die Vernunft sagte mir auch, dass es besser so ist! Trotzdem kamen mir die Tränen. Ich begab mich nicht auf meinen Platz, sondern ging zum Speisewagen und bestellte mir ein Glas Bier, die Tränen wollten einfach nicht versiegen. Eine ganze Stunde starrte ich so ziemlich zerknautscht zum Fenster hinaus und die Tränen hörten nicht auf. Dann gab ich mir einen Ruck und setzte mich dahin, wo mir meine Platzkarte einen Platz zuwies. Dann waren die Tränen endlich vorbei.
Während der Fahrt simsten wir noch ein paar mal hin und her. Ich bedankte mich für das wunderschöne Wochenende und er schrieb, wie sehr er mich liebt!
Ziemlich spät kam ich zu Hause an und fiel völlig erschöpft in mein Bett. Am Montag telefonierten wir noch einmal miteinander. Er gab sich ziemlich "locker". Am Telefon genoss ich ihn wieder: er war weit weg und ich hatte seine, wunderschöne Stimme im Ohr... es war für mich wieder, wie vor dem Date! Als ich ihn fragte, wie es ihm denn geht, da schwieg er. Und ich schwieg mit. Nach ca. 1 Minute sagte er ganz innig: "Ich vermisse Dich"! Und wieder rollten mir die Tränen. Irgendwo war er mir doch so nah und auch doch wieder nicht. Wenn er so etwas sagte, sprach er immer aus sooo tiefstem Herzen, dass es das eigene stark berührte, auch wenn man selbst nicht so empfand. Er ließ meine Tränen kullern und umarmte mich mit seinen Worten. Ja, das konnte er gut. Mich mit seiner Stimme führen! Nach einer halben Stunde war auch dieses Gespräch zu Ende... ich hätte es nicht weiter verkraftet, ER sicher auch nicht.
Und so ging etwas zu Ende, dass doch nie richtig angefangen hatte. Im Nachhinein suhle ich mich immer noch in der Wärme, die er mir gab, es war mehr als Liebe.... ich weiß nicht, was er bei mir "berührt" hatte.... er drang wohl zu meiner Seele vor.
Ich wünsche ihm jedenfalls von Herzen, dass sich sein Traum erfüllt. Er wünscht sich nichts anderes, als gleichberechtigt zu lieben, auch wenn er da einige Handicaps hat. Und ich kann ihn so sehr verstehen!
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Immer denke ich noch nach, was hier so anders war, als bei anderen Dates: Einen "laufenden" Mann hätte ich nach dem ersten "Nicht-Passen" schnell weggeschickt... warum bin ich hier geblieben? Warum? War es Mitleid? Oder einfach nur das Genießen der Liebe, die er mir gab? Sie war so rein! Er streichelte meine Seele... ja und das tat er sehr gut. Vielleicht war es das, warum ich blieb. Anders kann ich es mir nicht erklären. Und warum muss ich weinen, wenn ich daran denke, ihn ganz zu verlieren? Auch als Freund? Der Gedanke bricht mir das Herz. Irgendwie brauche ich ihn und dann doch auch wieder nicht. Ich weiß überhaupt nix mehr! :-( Bin nur noch verwirrt! Aber er bringt zuviel Negatives mit... zuviel!!! Außer, dass er starke gesundheitliche Probleme hat, hat er außerdem kein Geld, deswegen bin ICH ja zu IHM gefahren. Ich stehe das nicht durch...nur Probleme, auf der ganzen Linie! Dafür bin ich zu schwach. Und doch möchte ich ihn auch nicht missen... er ist so lieb, eben ein feiner Mensch. Doch kann ich verlangen, dass er mein Freund bleibt, wo ER mich doch als FRAU sieht?! Ich glaube nicht, dass wäre einfach zuviel verlangt!
Nie werde ich verstehen, wieso ich seine Berührungen "empfangen" konnte. Bisher war es immer so, wenn ich jemand nicht sympathisch genug fand, hätte er mich niemals berühren dürfen... bei ihm ließ ich es zu und genoss es sogar. Er sagte "Schatzi" zu mir und "Mausi"... es kam aus seinem tiefsten Herzen. Und wie ich diese Worte genoss. Ich fühlte mich irgendwie: zu Hause!
Wenn ich das jetzt alles so schreibe, rinnen mir wieder Tränen über meine Wangen, die Tränen sind heiß, aber warum? Nicht aus Liebe und nicht aus Mitleid! Aber warum dann? Ich kann mir das einfach nicht beantworten. Es ist auch egal, am besten ich antworte mit seinen Worten: "Es ist halt nicht zu ändern!" So einfach können Erklärungen sein....
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Jetzt, ein halbes Jahr später, denke ich noch sehr gern an ihn zurück. Nie wieder habe ich ihn im Chat gesehen, er wir wohl seinen Namen geändert haben. Er hatte einfach nicht die Kraft, "nur" mein Freund zu bleiben. Aber menschlich, war er das Tollste, was mir je begegnete.