Hallo ihr, das hier ist mein erster Beitrag und ich hoffe, dass ich mich nach dem Schreiben und vielleicht nach ein paar Antworten nicht mehr ganz so ratlos fühle. :/
Es geht um ihn und mich: er 29, ich 26, wir sind zusammen seit 4 einhalb Jahren, 2 Jahre davon in einer Fernbeziehung.
Der konkrete Vorfall: Gestern war ein schlechter Tag, ich hab mich körperlich sehr unwohl gefühlt (das monatliche Frauen-Übel) und fühle mich gerade sehr durch eine familiäre Situation belastet - ich mache mir Sorgen um meine Schwester und meine Mutter... Mein Freund hatte Spätschicht und kam erst um 0 Uhr von der Arbeit, ich hatte davor noch den Live-Ticker des Fußballspiels für ihn über Whatsapp gespielt. Dann hatte ich mich mit meiner Schwester gestritten und es fühlte sich alles einfach furchtbar an. Ich schrieb ihm, dass es mir nicht gut gehe und ich ihn brauche. Als von ihm nicht viel kam, konkretisierte ich es: Dass ich gerade am Heulen wäre und ich gerne mit ihm telefonieren würde. Seine Antwort war, dass er aber müde sei und sich erst was zu Essen machen würde. Das hat mich ziemlich verletzt. Natürlich verstehe ich, dass er nach der Arbeit erstmal seine Ruhe möchte, aber es hätte mir gereicht, kurz seine Stimme zu hören, dann hätte ich mich beruhigt und wir hätten ein längeres Gespräch verschieben können. Und es ist wirklich eine absolute Ausnahme, dass so etwas passiert - sein Verhalten in den letzten Monaten hat mich ehrlich gesagt dazu trainiert, mich mit Problemen an andere Menschen zu wenden.
Die Woche zuvor hatten wir ein ernstes Gespräch, wie es mit uns als Paar weitergehen würde, denn es läuft alles andere als optimal. Er blockiert alle Versuche meinerseits, meinen Verletzungen Ausdruck zu verleihen, wenn ich mit ihm reden möchte, ignoriert er mich. Wir sehen uns teilweise monatelang nicht, nach einem Streit kann es passieren, dass er wochenlang nicht anruft (Bsp.: Er verheimlicht mir, dass er besoffen mit Kumpels unterwegs ist und wenn ich ihn anrufe und sauer reagiere, lässt er mich stehen, ignoriert meine weiteren Anrufe und lässt danach 3 Wochen nichts von sich hören. Und nein, ich verbiete ihm nicht, wegzugehen, auch wenn er es sehr exzessiv betreibt. Aber ich würde es trotzdem gerne wissen, wenn er es tut, vor allem, weil wir normalerweise vor dem Schlafengehen noch einmal telefonieren). Er hat sich mir in den letzten Monaten komplett entbehrlich gemacht, weil er alle unsere Rituale, jede Verbindlichkeit, Sicherheit und Geborgenheit, die kleinsten Gesten der Aufmerksamkeit auf ein Minimum reduziert hat. Seine Begründung dafür ist Stress auf der Arbeit. Bei Streits wirft er mir vor, ich sei ja gegangen und solle mich jetzt nicht beschweren, wie es laufe... Ernsthaft: Ich halte mich total zurück mit Einengung, mit Anrufen, mit zuviel Nachrichten, mit Überfallsbesuchen, schon allein aus dem Grund, weil ich auch meinen Stolz habe und ihm nicht hinterherlaufe. Aber er trifft mich auf einer Ebene, die mich wirklich sprachlos macht. Er wirft mir vor, ich sei egoistisch, ich würde ihn mit Dingen belasten, die ihn nichts angehen (weil ich mich nach MONATEN der Distanz zum ersten Mal wieder bei ihm ausheulen möchte) und er versteht nicht, dass er mich gestern Nacht schon wieder komplett enttäuscht hat. Im Gespräch in der Woche zuvor versprach er nämlich, sich jetzt endlich zusammenzureißen, wieder aktiver zu werden, auch Dinge wiedergutzumachen. Weil er die Beziehung angeblich noch möchte.
Und nun das. Ich weiß wirklich nichts mehr... Ist es wirklich zu viel verlangt? Hätte ich mich zusammenreißen müssen, mich selbst beruhigen müssen und abwarten müssen, bis er Zeit für mich hat? Oder hätte er mir nicht auch (vor allem vor dem Hintergrund des gegebenen Versprechens) das Gefühl geben können, dass ich an erster Stelle komme, sich kurz Zeit nehmen können und so mein Vertrauen zurückgewinnen können?
Vielleicht kommt euch mein Verhalten ein bisschen hysterisch vor... Vielleicht ist es wirklich auch eine Kleinigkeit, aus der ich dann immer den berühmten Elefanten mache - aber seit Monaten habe ich das Gefühl, dass er mich in keiner Situation auffängt, mich immer alleine lässt mit meinen negativen Gefühlen (die er oft durch sein Verhalten evoziert) und es fällt mir wahnsinnig schwer, in solchen Momenten noch ruhig zu bleiben. Ich bekomme regelrecht Bauchschmerzen davon. Es ist nicht so, dass ich nicht ohne ihn leben kann, das kann ich sehr gut. Es ist das Hin und Her, das mich so zermürbt, die Auf und Abs, und ich möchte einfach nicht glauben, dass es mit uns vorbei sein soll... ich kann Menschen schwer loslassen, wenn ich sie erst mal an mich hab ranlassen kommen. Ich bin sehr treu und loyal. Er hat viele Probleme und ich hätte auch irgendwie das Gefühl, ihn im Stich zu lassen, wenn ich mich von ihm trenne. Aber er gibt mir langsam keinen Grund mehr, noch bei ihm zu bleiben. Ich hatte vorher noch nie derartige zwischenmenschliche Probleme. Ich hab wenige, aber sehr tiefe Freundschaften und bemühe mich sehr, wenn es um die Menschen geht, die ich mag. Er scheint das aber nicht schätzen zu können. Er behauptet, ich hätte ein Aufmerksamkeitsproblem - aber wenn wir uns alle 5,6 Wochen mal für 2 Tage sehen und ich dann kein Verständnis dafür habe, dass er ständig an seinem Handy rumtippt (es ist wirklich wie eine Sucht, er bekommt deswegen sogar Ärger mit seinem Chef), ist das dann wirklich so komisch? Manchmal hab ich das Gefühl, dass ich ihm die allerselbstverständlichsten Dinge in zwischenmenschlichen Beziehungen erkären muss.
Ganz ehrlich: Verlange ich zu viel?
Es tut mir so wahnsinnig leid, dass es so viel wurde... Hoffentlich macht sich trotzdem jemand die Mühe, es zu lesen. Danke. :)