Deine Therapeutin hat völlig Recht.
Während und auch kurz nach einer Therapie sind die Emotionen völlig umgekrempelt, alles ist im Fluß, man stellt das ganze Leben in Frage, will alles ganz, ganz anders machen. - Das ist auch gut und richtig und wichtig so, dafür macht man die Therapie ja.
Aber was davon weise ist und was Bestand haben wird, kann man in dieser Phase nicht einschätzen. Deswegen sollte man keine Entscheidungen treffen, deren Konsequenzen über den aktuellen Tag hinaus reichen. Man will (natürlich) so verzweifelt raus aus dem "alten" Leben, alles neu, schöner, besser... das man ganz leicht nicht merkt, wenn man Seifenblasen jagt.
Dein Freund gehört für Dich zu Deinem "alten" Leben, das "alte Leben" willst Du (natürlich) nicht mehr, Du sehnst Dich nach einem Neuanfang, wo alles schön und besser wird - klar und richtig.
Aber Du bist aus der Phase, wo Du nicht beurteilen kannst, ob Du das Porzellan, was Du gerade zerschlägst, nicht vielleicht doch noch brauchst, nicht hinaus.
Die Wahrscheinlichkeit, dass das, was Du an dem "neuen" Typen gerade alles so toll und fürchterlich passend findest, einfach nur eine Projektion Deiner im Moment sehr starken Wünsche, Hoffnungen, Träume ist, ist sehr, sehr groß.
Deswegen: Vorsicht mit Entscheidungen. Auch jetzt noch und noch mindestens 3 Monate. Sortiere erst einmal Dich selbst und lass in Deinem Inneren wieder Ruhe einkehren. Dann entscheide. Nicht eher.