Hallo,
seit einem Jahr suche ich hier immer wieder Trost. Eigentlich seit dem Tag, an dem mein Freund gestand, dass er mich betrogen hat. Leider hadere ich seitdem immer wieder mit mir und uns. Vielleicht, habt ihr einen guten Rat, wie ich das ganze verarbeiten kann. Hier meine (etwas längere) Geschichte:
Eigentlich schlich sich alles an uns heran. Mein Freund hatte damals Schwierigkeiten mit sich selbst, kam morgens kaum noch aus dem Bett, hing in einem depressiven Tief fest. Seit wir vor 6 Jahren zusammenkamen, war ich immer die Starke, hielt ihm die Stange, trug ihn mit Rat und Tat beinahe durchs Leben. Da er nun aber immer weniger Kraft hatte, ging auch mir bald die Puste aus. Ich konnte ihn nicht mehr tragen, sagte ihm das und suchte Adressen von Psychologen, Beratungsstellen etc. heraus.
Er suchte sich dann seine eigene Hilfe. Eine Arbeitskollegin von ihm mit Depressionen (aber einem Hoch, weil sie die Psychopharmaka absetzen konnte) und einem enormen Samariter-Bedürfnis. Anfänglich traf er sich ein-, zweimal die Woche mit ihr, was er mir gegenüber offen legte. Dann wurde es mehr, aber davon wusste ich nichts. Ich wusste nur, dass er länger arbeitete oder sonst was. Gegen die Treffen wehrte ich mich nicht, sah keinen Grund. Keine Spur von Eifersucht, weil ich ihm sehr vertraute und ich dachte, dass sie als 'Leidensgenossin' ihm vielleicht etwas besser zur Seite stehen kann als ich (Ich war Blind :roll: ). Als er dann gestand, sich mit ihr heimlich an meinem Geburtstag getroffen zu haben, wurde ich natürlich misstrauisch. Als sie ihn zudem schon wieder zu einem Treffen überreden wollte, las ich alle seine SMS (keine gute Idee, aber was soll's). Es fiel mir wie Schuppen von den Augen: Er betrog mich.
Er rückte gleich mit der ganzen hässlichen Geschichte raus: Sie hatte ihn verführt, er hatte sich an sie gehängt, dankend immer wieder ihre Dienste in Anspruch genommen, viele, viele Gespräche, in der sie als Hobbypsychologin fungierte und einige Male Sex gleich am Anfang (ungeschützt verdammt!!! Ich hatte mehrere Wochen Angst davor, AIDS oder Geschlechtskrankheiten zu haben und/oder dass sie schwanger sein könnte), was er dann aber unterband, weil er sich angeblich noch schlechter fühlte. Ich wollte alles wissen, einfach alles. Wo und wann sie Sex hatten und wann er mich belogen hat - Nicht empfehlenswert, zu viel Nahrung für's Kopfkino. Mein erster Impuls war: Auszuziehen! Doch ich widerstand erst einmal, um zu sehen, was ich wollte. Er unterstützte mich dabei: Brach auf Anhieb mit ihr, suchte sich professionelle Hilfe, stand mir monatelang zur Seite, hörte sich alles an, auch sehr schlimme und laute Dinge (nur Weniges, was ich ihm nicht an den Kopf geworfen habe). Gab Auskunft über Dinge, die ich zuvor schon mehrere Male gefragt hatte. Ich wollte etwas verstehen, was man eigentlich nicht verstehen kann.
Ein Jahr ist es nun her und ich kann noch immer nicht vergessen und irgendwie auch nicht verzeihen. Einerseits ihm, weil er mich verraten hat, meine Naivität ausgenützt, mich der Lächerlichkeit preisgegeben und mich, mein und unser Leben in den Dreck gezogen hat (wir leben seit fünf Jahren zusammen). Andererseits aber auch ihr, weil sie ihn noch kaputter gemacht hat mit viel Wein (in dieser Zeit kam er ständig betrunken nach Hause), Heilsversprechen etc. Ich gebe zu, ich hasse sie. Ganz doof, ich weiss, zumal das mir mehr schadet als ihr. Dass sie nicht die Verantwortung trägt, sondern er, ist mir klar. Mein Problem ist nur, dass sie gleich um die Ecke wohnt und ich mich davor fürchte, aber auch darauf warte, sie zu treffen. Ich will sie sehen (nicht sprechen), damit die Angst verschwindet, auf sie treffen zu müssen und ich das Monster in meinem Kopf endlich bezwingen kann.
Versteht mich nicht falsch, die letzten Monate waren wundervoll. Wir rappelten uns zusammen auf. Erlebten viele intensive Stunden, sprachen viel, fühlten uns sehr nahe. Ich liebe ihn noch immer, sonst hätte ich gleich meine Sachen gepackt. Er liebt mich auch, wie er mir immer wieder zeigt. Trotzdem wollen die Bilder nicht aus meinem Kopf. Wenn wir miteinander schlafen, frage ich mich, wie es wohl mit ihr war. Wenn ich über die Strasse gehe, suche ich nach ihrem Gesicht (hab sie ja vor langem kennen gelernt).
Ich habe noch keinen Weg gefunden, das Ganze restlos zu verarbeiten. Verlassen will ich ihn jetzt nicht, weil wir uns lieben und der Schmerz grenzenlos wäre. Was habt ihr getan/würdet ihr tun, um damit fertig zu werden (Tagebuch schreiben, Meditieren etc.).
Lieber Gruss
Lejila