Hallo, ihr Lieben!
Ich schreibe vor allem, um mal meine Gedanken zu sortieren - ich habe einfach das Gefühl, dass ich durcheinander bin...
Mein Freund und ich führen seit 9 Monaten eine Fernbeziehung (Köln - Luzern). Wir haben uns alle 2-4 Wochen gesehen, dann aber immer für mehrere Tage am Stück.
Wir haben uns über das Internet kennengelernt und ich habe ihn fast zwei Monate lang zappeln lassen bis ich mir sicher war, dass ich diese Beziehung will. Aber zu dem Zeitpunkt war ich hundertprozentig sicher! Ich war so glücklich und er hat mir mit allen möglichen Kleinigkeiten gezeigt, wie sehr er mich liebt... Er hätte mir am liebsten nach zwei Monaten Beziehung schon einen Heiratsantrag gemacht, aber ich habe ihm gesagt, dass mir das noch etwas zu früh ist... Er hat es eingesehen. Nun ja, ich bin leider durch diese Gespräche vollkommen auf den Trichter gekommen, dass ich auch gerne nächstes Jahr heiraten möchte. Er meinte zu mir, dass er mir nach einem halben Jahr Beziehung einen Antrag machen würde, auf jeden Fall im Sommer.
Das halbe Jahr verging, der Sommer war fast zu Ende und wir hatten einen riesigen Streit. Ich hatte das Gefühl, dass er sich doch gegen eine Hochzeit entschieden hatte, es mir aber nicht sagen wollte. Er meinte zu mir, dass er dachte, dass ein späterer Antrag für mehr Akzeptanz in meiner Familie und meinen Freunden führen würde. Nur leider, hatte er mir nichts davon erzählt, dass er doch nicht bis zum Ende des Sommer fragen würde. Stattdessen bin ich jedes mal zusammengezuckt, wenn er im Restaurant aufgestanden ist, ohne dass etwas geschehen ist...
Das war leider nicht der einzige große Streit. Vor vier Wochen war ich bei ihm, und meinte zu ihm, dass ich gerne eine Woche später schon wieder kommen würde, weil es zeitlich gepasst hätte. Erst zwei Tage später hatte er den Mut mir zu sagen, dass ihm das zu viel wird, da er gerade einen neuen Job angefangen hat, der ziemlich stressig ist. Ich habe mich natürlich ziemlich ungeliebt gefühlt, er wollte mich schließlich nicht sehen... Wir haben uns aber wieder vertragen, ich war letzte Woche wieder bei ihm und es war wunderschön. Der Abschied wat schrecklich für mich, ich habe viel geweint...
Kaum war ich wieder zu Hause habe ich erneut einen Streit vom Zaun gebrochen. Es ist schon auffällig, dass ich immer einen Streit provoziere, wenn wir gerade Abschied genommen haben. Kennt das jemand?
Jetzt mal allgemein: wir haben so viele Pläne, ich will nächstes Jahr zu ihm ziehen, wir wollen heiraten und am liebsten hätten wir in zwei Jahren unser erstes Kind. Eigentlich freue ich mich auf all das. Aber ich habe Angst. In letzter Zeit bekomme ich keine Kleinigkeiten mehr von ihm, die seine Liebe zeigen. Ich muss ihn schon mehr als deutlich darauf hinweisen, wenn mir etwas Liebe fehlt. Und wenn, dann höre ich nur: du weißt doch, dass ich dich liebe - Du weißt doch, dass ich möchte, dass du zu mir ziehst - Du weißt doch... Als wäre es nicht mehr notwendig sich anzustrengen, als wäre ich selbstverständlich.
Ich brauche viel Liebe und für mich ist es nicht selbstverständlich,dass der Partner einen immer liebt und zu seinen Plänen steht. Vor allem, weil er mich immer noch nicht gefragt hat. Ich habe anscheinend ein Problem damit, ihm zu vertrauen, oder eher seinen Gefühlen zu trauen. Natürlich wurde ich schon in der Vergangenheit verletzt. Ich frage mich nur, ob es wirklich nur die Vergangenheit der Grund dafür ist, dass ich Angst habe enttäuscht zu werden, oder ob ich Angst habe, dass er mir nicht geben kann, was ich brauche (du weißt doch, dass ich dich liebe - das habe ich mir irgendwie anders vorgestellt...).
Wenn ich mich beschwere, dann versucht er sich zu bessern, ruft öfter an etc. Aber irgendwie reicht mir das nicht... Kann er mich überhaupt glücklich machen? Wenn wir zusammen sind, sind wir so ein tolles Team und ich bin so glücklich - aber wenn wir getrennt sind, läuft es einfach nicht rund...
Auf den Antrag freue ich mich nicht mehr allzu sehr - die Warterei und die Streitereien haben viel von meiner Vorfreude genommen... Ich will ihn immer noch heiraten, versteht mich nicht falsch. Bei ihm kann ich sein, wie ich bin und wir können über alles reden! Er ist mein bester Freund und ich liebe ihn sehr. Hab ich einfach Angst vor einem solch großen Schritt? Die erste Verliebtheit ist verflogen und ich sehe, dass er eigentlich nicht so viele Gefühle zeigt, sondern eher sachlich ist und vieles für selbstverständlich ansieht... Ich bin gerade einfach nicht glücklich, obwohl das ja auch nicht stimmt. Bei ihm bin ich glücklich. Wird es also besser, wenn wir zusammenziehen? Soll ich diesen Schritt wagen, obwohl ich gerade Seiten an ihm kennenlerne, die ich nicht mag. Kann ich ihn so akzeptieren, wie er ist - sachlich, Ernst, ohne große Gefühlsduselei?
Herrje, es tut mir leid, das ist alles so durcheinander. Mein Herz schreit mir zu, dass ich es riskieren muss, um glücklich zu werden. Mein Unterbewusstsein sagt mir, dass er mir vielleicht so weh tun könnte, wie mein Exfreund vor drei Jahren und ich nicht bekomme, was ich brauche. Und mein Verstand sagt mir, dass dies eine Phase in der Beziehung ist, in der man sich an den anderen gewöhnen muss und die Bedürfnisse und Grenzen festlegen muss.
Ich kenne wohl die Antwort schon selbst... Würde ich mein Unterbewusstsein ausschalten, hätte ich keine großen Zweifel. Ich würde Seiten an ihm kennenlernen, die ich nicht mag und entscheiden, ob ich mit ihnen leben könnte.
Die Wahrheit ist: wäre ich nicht so verunsichert, weil er mich monatelang auf den Antrag hat warten lassen und ihn verschoben hat, ohne darüber zu reden und hätte ich nicht das Gefühl gehabt nicht mehr geliebt zu werden, weil er mich diese eine Woche nicht sehen wollte... Dann, ja dann, hätte ich kein Problem mit: du weißt doch, dass ich dich liebe.
Diese zwei Ereignisse haben mich nur so verunsichert, dass ich mehr bräuchte, ich müsste mit Liebe überschüttet werden, um diese Verunsicherungen hinter mir zu lassen. Das kann er aber anscheinend nicht. Ich muss mir selbst diese Verunsicherung nehmen, ich weiß nur nicht wie!
Ich will mich nicht andauernd streiten, weil er mir nicht geben kann, was ich nach diesen Enttäuschungen bräuchte... Ich will glücklich mit ihm sein, mit ihm alt werden! Könnte ich meine Gedanken doch einfach abstellen :/!
Tut mir leid, dass es so lang geworden ist. Schon durch das Niederschreiben ist mir einiges klargeworden. Ich möchte trotzdem gerne wissen, was ihr darüber denkt und mich freuen über Antworten, die mir helfen, in dieses Chaos etwas Ordnung zu bringen!