Ich brauche mal einen Rat von jemanden ausserhalb meines Bekanntenkreises. Ansich bin ich kein Freund davon, mein Privatleben irgendwo breit zu treten, aber ich brauche wohl ernsthaft mal Hilfe...
Als erstes erstmal die Kernfrage (danach die Geschichte): Ehe aufrecht erhalten oder lieber Scheiden lassen?
Zu meiner Person: Ich bin 30 Jahre alt, habe einen guten Job, habe dort meinen Mann kennen gelernt, dass war im Jahre 2000. 2005 bin ich bei ihm eingezogen, 2006 haben wir geheiratet.
Zu ihm: Er ist 12 Jahre älter als ich.
Reicht das? Ab 2000 haben sich unsere Lebensgeschichten ja überschnitten, was davor war, ist ja wohl eher uninteressant.
Momentan zweifele ich stark an unserer Beziehung. Seit Wochen schon. Zwischendurch gab es immer mal Phasen, wo ich am liebsten mein Säckel gepackt hätte und einfach abgehauen. Über Nacht habe ich mich schon mehrfach verkrümelt.
An meinem Mann stören mich einige Kleinigkeiten, die irgendwann zum üblen Eklat führen werden. Noch kann ich mich im Zaum halten, aber irgendwann klatscht es richtig. Aber keinen Beifall.
Punkt 1: Alkohol. Immer wenn mein Mann irgendwelche Probleme und Problemchen hatte, hat er sich erst die Birne vollgegossen, dann 3 Tage gekatert und dann ist erst das Problem angegangen. Das hat er ein paar Mal mit mir gemacht, jedesmal gab es einen üblen Streit. Mit Besoffenen streiten bringt nichts, also bin ich abgehauen. Danach habs dann jedesmal eine große Aussprache und alles wurde gut. Bis zum nächsten Problem. Das Problem mit der Sauerei hat sich fast eingependelt, ist seit... 2 Jahren? Denke ich mal... nicht mehr akut aufgetreten. Dafür belohnt er sich jeden Abend mit Bier. Er sagt, ist nur eines, aber er ist für ein Bier verdammt duselig. Ich bin nicht dämlich, was dass bedeutet, braucht man mir nicht sagen. Mit einem Säufer will ich nicht zusammen leben. Punktum. Vorgestern habe ich beim Aufräumen in einer Kiste mit Krempel eine Flasche Vodka leer gefunden. Diese Flasche habe ich ihm demonstrativ ins Bett gepackt. Die Flasche war plötzlich weg und er hat mir einen vorgeschauspielert. Als wenn nie was gewesen wäre.
Beim Durchlesen... Ich würd sagen, ich bin wohl Co-Alkoholiker. Allein das ist jetzt grade ein Grund dafür, meine Sachen zu packen, zu meinen Eltern zu flüchten und mich bei einer Selbsthilfegruppe anzumelden.. Das Zermürbt mich mehr als nur ein bisschen. Der Gedanke, einfach mit diesem beschissenen Leben aufzuhören wird immer attaktiver. Keine Panik, ich nehme keinen Strick und erschieße mich. Ich will nur fliehen.
In der ersten Zeit, als es mit seiner Sauferei so schlimm war, waren wir zusammen beim Arzt. Der hatte gesagt, mein Mann wäre wohl nicht körperlich abhängig sondern Fluchtsäufer.. Wenn er sich seinen Problemen gleich stellen würde, ohne zur Flasche zu greifen, dann würde er sich 3 ekelige Tage und Stress mit mir sparen. So sinngemäß. Ist ja nicht so, dass ich nicht versucht habe, meinen Mann zu Hilfe von Ausserhalb zu überreden.
Punkt 2 (der im Vergleich zu Punkt 1 quasi nichtig ist, mich aber trotzdem aufregt): Er ist dreckig. Jetzt nicht körperlich, er ist nur verdammt unordentlich und unhygienisch zu seiner Umgebung. Wenn er sich Essen macht, finde ich Speisereste in der Besteckschublade. Und auf dem Boden, auf dem auf der Spüle trocknenden Geschirr. Auf dem Boden vom Backofen, zwischen den Herdplatten. Leergefressene Wurst- und Käsepackungen im Kühlschrank usw. Wenn er das Bad benutzt, ist alles voller Haare, Bartstoppeln, Rotze (kein Witz!), das WC ist bekleckert. Herzlichen Dank aber auch. Ansich räume ich gerne auf, aber ich habe die Faxen dicke. Im Geiste wohne ich hier eh schon nicht mehr.. Mir doch egal, wies hier aussieht.
Punkt 3: Er ist allen zuverlässig gegenüber. Ausser mir. Seit locker 3 Jahren will er mein Moped repariert haben. Er bräuchte mir nur eine Liste zu machen mit Teilen, die online bestellt werden sollen. Tja... Wenn ich Ahnung hätte, würd ichs selbst machen. Wenn nen Kumpel anruft, irgendwo klemmts, ist er sofort da. Ist aber nicht so, dass er mich dann allein daheim lässt, er fragt jedesmal, ob ich denn mit möchte. Mal fahre ich mit, mal nicht. Die Situation ist mittlerweile so bescheiden, dass, wenns mal nicht sofort klappt, die Kumpels sauer auf meinen Mann sind. Zumindest habe ich so den Eindruck.
Punkt 4: Ich fühle mich um meine Zukunft betrogen. Gerne hätte ich ein Kind. Aber ehrlich gesagt, bin ich mittlerweile froh, keines mit ihm zu haben. Ich habe so ein Zitat von meinem Mann im Kopf... Er würde seinen Kindern nicht so gegenüber sein wollen, wie es sein Vater ihm gegenüber war... Tja, anhand der Erzählungen, die ich über seinen Vater (seit zig Jahren hat mein Mann keinen Kontakt und will ihn auch nicht), würde ich jetzt mal sagen... Macht er so weiter, ist er schlimmer als sein eigener Vater. Wir haben uns auch schon zig mal darüber unterhalten, ein Haus zu kaufen. Mittlerweile traue ich mich nicht mehr, diese finanzielle Verpflichtung mit ihm zusammen einzugehen...
Punkt 5: Sex. Die letzten 2 Monate hatte ich keinen. Davor nur 1 mal im Monat. Und wenn, dann immer gleich. Er mag es augenscheinlich nicht, wenn ich die Initiative ergreife, die ersten Momente lässt er mich, aber dann übernimmt er das Ruder und macht die übliche Null-Acht-Fuffzehn-Nummer draus... Wir haben uns schon zig mal über unsere Vorlieben unterhalten. Ich hatte die letzten 4 oder 5 Jahre 1 (!!!) mal Sex, wie ich ihn wirklich mag.
Butter bei die Fische.. Allein die Sauferei ist ein Grund für mich, abzuhauen. Oder sehe ich jetzt zu schwarz? Nein, oder?
Ich brauche Entscheidungshilfe...
Wie ist er zu mir momentan... Ich leide seit Wochen. Eigentlich eher seit Monaten. Erst habe ich versucht, ihm aus dem Weg zu gehen, bei Veranstaltungen wie Feten o.ä. hab ich mich mit fadenscheinigen Ausreden abgesetzt und bin Heim gefahren, damit ich nicht aus Versehen vor zig Leuten die Wahrheit sage.. Ich habe eigentlich bei jedem Gespräch Lust, ihn in die Pfanne zu hauen und mit Seitenhieben zu traktieren, bis er von selbst merkt, was Phase ist.. Wird nicht klappen.. Er ist Emotionallegastheniker und kriegt nur mit, was man sich auf die Stirn schreibt.
Ich fühle mich, als wenn ich schön in Richtung Depressionen schippere... Home-Zone-Depressionen. Auf der Arbeit oder bei Freunden wenn er nicht dabei ist bin ich wie früher. Nur, dass ich mir in einer Tour auf die Zunge beiße.
Er versucht rauszufinden, was mit mir los ist. Taktisch wertvoll: Du hasst mich. Entschuldigung, aber was soll ich dazu sagen. Jeder normale Mensch würde Lass uns reden sagen, wenn er wirklich interessiert ist. Meine Antwort auf diese hirnlose Frage ist übrigens ähnlich originell: Ja.. Das nimmt er teilweise für einen Scherz. Hut ab ich hätte bei einer solchen Antwort nicht lachen können.
Ich weiß, ich könnte eine solche ungeschickte Vorlage als Anknüpfpunkt für ein Gespräch nehmen. Aber ich bin sofort so pissig, dass ich eigentlich sofort böse auf ihn bin. Das ist keine Frage, das ist eine Provokation. Ich fühle mich aber noch nicht bereit, die letzte Schlacht mit ihm zu schlagen.
Hilfe! Brauche Meinungen...