ryusei_12863572Umfrage - komme in den Link nicht rein
Hallo treuesue,
in meinem Fall ist es nun 7einhalb Jahre her, dass ich in einem neuen Leben erwachen musste. So will ich das Trauma einmal nennen, dass manchen so tief treffen kann, wenn er vom Fremdgehen seines Ehepartners oder Partners erfährt.
Das alte Leben, all die Perspektiven die man über das Leben, sich Selbst und den Partner hatte, sterben in diesem Moment der Gewissheit, dass der Partner fremdgeht. Bei mir fühlte es sich so an, als würde ich in einer Welt erwachen, die mir fremd war, die ich nicht mehr deuten konnte, in der ich nicht mehr war die ich war und er sowieso nicht mehr der, für den ich ihn hielt, für den ich ihn all die Jahre (26) empfunden habe.
Manche beschreiben das mit "Welt zusammenbrechen". Den Boden unter den Füssen verlieren ....
das trifft dieses Lebensgefühl sehr gut. Absolut nichts ist mehr wie es war. Sei es der Glaube, an den man sich hielt, sei es irgendeine Wertschätzung irgendwas gegenüber, sei es irgendeine Leidenschaft, die man mit Freuden pflegte ...
das alte Ich stirbt, der Mensch dem man vertraute stirbt symbolisch auch. Es gibt ihn nicht mehr. Er ist nun ein anderer, den man so nicht kannte, den man so auch niemals wollte.
Und man selbst muss, um zu überleben (manche schaffen das leider nicht) neu gehen lernen. Schritt für Schritt die Welt und ihre Deutungen neu erfahren. Sich selbst kennt man ja auch nicht mehr, das alte Selbst ist mit gestorben und so ist das Bekanntwerden eines Ehebruchs wie ein Tod.
Bleischwer ist die Trauer, weil ja dieser Verlust wie etwas ist, wie jemand ist, der gestorben ist.
Das alles hat sich so angefühlt, wie die bleischwere und tiefe, tiefe Trauer, das Entsetzen und die Verzweiflung, die man beim Tode eines geliebten Menschen erfährt.
In mir wurde tief im Inneren der Seele der Deckel eines Behälters geöffnet, den ich nicht mehr verschliessen konnte, es rann unentwegt ...und das ganze sieben Jahre lang nur Trauer heraus.
In dieser Zeit versuchte ich vieles zu lesen, ja alles zu verschlingen was dieses Thema des Fremdgehens betraf und ich muss sagen, dass das sehr, sehr wichitg war, denn ich konnte somit neue Perspektiven auf das Leben entwickeln. Denn ich hatte ja keine mehr. Ich war wie ein leerer Sack, meine Seele war schlaff und müde, ausgehöhlt und misstrauisch, verletzt wie ein Reh, das sich tief, tief in den dunklen Wald zurückziehen möchte.
Ich machte zwei Therapien. Das war sehr, sehr gut. Es hat mir sehr geholfen.
Eine Reha über mehrere Wochen hat mir auch sehr gut geholfen.
Ich wurde ein neuer Mensch. Sammelte viele Sicht-und Denkweisen, die mich langsam wieder aufbauten und mir zur Stütze wurden. Sammelte auch viele Lebensgeschichten von Mitleidenden, von Gleichgesinnten, Betroffenen, war viel in diesem Forum hier.
Wir sind noch immer verheiratet, bald werden es 34 Jahre.
Wir haben eine grosse Familie, mehrere Kinder und Enkel. Ich habe oft gekämpft, ob ich gehen oder bleiben soll. Die Frage ist bis heute nicht entschieden. Es gibt viele Umstände die es mir auch nicht leicht machen, einfach so zu gehen, wenngleich ich es mir oft gewünscht hätte.
Es gab viele Aussprachen zwischen uns, wir lernten uns neu kennen.
Es kam raus, dass ich 26 Jahre lang überhaupt nicht bemerkt habe, dass er gleich zu Anfang unserer Ehe schon fremdging. Unzählige Techtelmechtel hatte und es auch heute wieder hat und immer haben wird. Er war so und ist so und wird auch immer so sein.
Ich wusste das nur nicht, habe es nicht bemerkt, weil ich blind vor Vertrauen war, vor Liebe, vor Verehrung, vor Hingabe, vor Glück so einen lieben Mann zu haben.
Und das war er ja immer, mit oder ohne Geliebte, mit aber noch viel mehr. Vielleicht genau deshalb?
Immer gut gelaunt, immer gut drauf, mir gegenüber immer lieb und aufmerksam, einfühlsam, ein super Vater, Grossvater, ein Erfolgsmensch. Hochdynamsich, fleissig und grosszügig. Sehr gut aussehend. Everybodies Darling.
Eine enge Freundin sagte mir mal: also diesen Mann, den kann doch keine halten, für sich allein, wie soll das gehen. Ich habe sie nicht verstanden.
Dieser Don Juan oder Cassanova ist nichts anderes als mein Mann, immer gewesen, er war nie anders. Ich hab ihn halt nie so gesehen. Wenn er ein Katerchen wäre, wär ich mächtig stolz auf ihn, würd schmunzeln über all seine Abenteuer um die Weibchen.
Die braucht er leider auch nicht mühsam suchen, die fliegen ihm von selbst zu. Macht der Beruf, das Outfit, manche Frauen werden bei gewissen Outfits schwach.
Ich hab mich gefragt was ich an ihm liebe und bis auf das Fremdgehen liebe ich alles an ihm und genau das hat sich ja nicht geändert bei ihm. Er ist immer noch er und ist wie er immer war. Nur meine eigenen Projektionen sind gestorben.
DAs war der Schock und das ganze Dilemma.
Nun stellt sich mir die Frage: Kann ich so einen Mann halten? Oder Aushalten?
Ja, ich kann! Während er andere immer wieder verlässt, ist er ja noch immer bei mir und das sehr gern. Wenn wer wider Affären hat und von Amors Flammenpfeil getroffen im siebten Himmel schwebt ist er genau das, was ich an ihm immer faszinierend fand. Ohne natürlich den Grund zu wissen. Diese Verzauberung, diese Dynamik hat mich mitgerissen, ich dachte sie galt mir, dem Leben, dem Glück, sich selbst.
Kann ich das nun aushalten, wo ich weis, woher die Dynamik kommt, wie sie in Gang gesetzt wird?
NIcht immer, aber immer besser. Es erstaunt mich mehr und mehr, wie scheissegal mir das alles so langsam wird, je älter ich werde.
Ich schreib das hier nicht als junge Frau, Damals hätte sich alles anders ergeben, vor 30, 40 Jahren so in den 20gern.
Ich kann somit jungen Frauen auch keinen Ratschlag geben, sie müssen sich da von ihren Gefühlen leiten lassen, das ist bei Frauen über 50 anders und um die 60 nochmals anders, wenn diese schon so lange verheiratet sind, grosses gemeinsam aufgebaut haben, viele Kinder und schon Enkel haben, das ist was ganz anderes.
Wer so weit mit einem Mann gekommen ist, spricht von einer Erfogsgeschichte. Da haben zwei in ihrem Leben gemeinsam etwas erfolgreiches geschaffen, weil sie sich geliebt haben und ein super Team waren.
Nach so einem Leben und vielen, vielen Ehejahren kann ich jungen Frauen die davon betroffen sind keinen Rat geben, ich bin auf einem anderen Level. Ich kann mir aber auch von jüngeren Frauen, die wütend auf mich sind, weil ich unverständlicherweise immer noch bei ihm bin, ausgerechnet bei so einem Mann, keinen Rat geben lassen, weil ich aus dieser Lebensphase und dem dazugehörigen Gefühl und der Wahrnehmung heraus bin.
Als junge Frau habe ich sehr wohl manch Typ nen Tritt in den Hintern gegeben, wenn er nicht passte. Oh ja. Aber bei diesem hier kann ich das nicht. NIcht mehr. Da ist ein inneres Band, das weder er noch ich lösen kann.
Ich fühl mich nun gut. Bin ein anderer Mensch geworden, ich wollte nie mehr der Mensch sein, der ich vor diesem Schock gewesen bin. Nie mehr. Ich fühle mich mit dem, was aus mir geworden ist wohler, besser, glücklicher.
Ich bin über die Brandung hinweg und auf der anderen Seite der Brandung ist ein weiter, stiller Ozean. Nur noch schön. Ok, das Leben hat so seine Anforderungen, das ist was anderes, das muss jede Seele meistern. Aber ich sehe alles anders als zuvor. Bin gelassener, hab mich selber ganz gern, bin meine beste Freundin geworden.
Und er ja, er ist mein bester Freund geworden, dieser Streuner,stattliches Kerlchen, dieser Glückskeks von Mann.
Wieso sollte ich den wegschmeissen? Wo find ich sowas nochmals? Vielleicht nen treuen dann, der schlecht gelaunt ist, bruddelig drauf, muffig, schnüffelig, sich überall einmischt, pedantisch ... was weis ich....diesen hier kenn ich nun, viele finden ihn ja auch toll, also warum ich nicht auch?
Es geht allein um das Lebensgefühl. Das ist ok bei mir. Das liegt auch gewaltig an ihm. Ich liebe ihn einfach. Ich kann nicht anders. Ferig aus. Jemanden so lieben zu dürfen ist schön. Ich danke dem Leben und gut ist.
Aber ich kann keiner hier einen Ratschlag geben. Jeder ist anders, jeder Mann, jede Frau.
Aber es gibt da eine Brandung....vielleicht sollte man nicht umkehren und einfach mal drüber......danach wird das Meer meist ruhiger...ferne Inseln warten im Sonnenschein.
Gruss von einer die da durch ist und mittendrinn doch noch glücklich wurde.