Ziemlich ähnliche Situation - allerdings bereits seit sieben Jahren ....
Hallo Gästin 777 (leider ist dein Vorname in deinem Profil nicht ersichtlich...),
dein Beitrag hat mich sehr bewegt. Vermutlich weil ich in einer ähnlichen Situation stecke, und das bereits seit über sieben Jahren.
Es ist alles andere als leicht mit einem Landwirten zusammen zu leben. Dieser Beruf und die damit im Zusammenhang stehenden Belange sind stets wichtiger als deine Interessen und Bedürfnisse. Es wird von dir erwartet, dass du zurück steckst und dich in den Betrieb einfügst. (Auch wenn du vorher rein gar nichts mit Landwirtschaft am Hut hattest...)
Aus Liebe zu diesem Mann fügst du dich ein in "seine" Arbeitsabläufe, stellst dein Leben komplett darauf ein und denkst, dass du dafür i r g e n d w a n n in irgendeiner Art und Weise Anerkennung zurück bekommen müsstest. Geschieht aber nicht. Leider. Und das macht dich total traurig und verzweifelt. "Sieht er denn nicht, was ich alles für ihn tue ?" Denkst du sicher manches Mal, stimmts ?
Wie gerne würdest du auch einmal aus deinem Leben erzählen, brauchst Jemanden, der dir zuhört unddich versteht - Fehlanzeige. Die Telefonate, die du beschrieben hast, kommen mir nur allzu bekannt vor. Leider kann mein Lebensgefährte (wir wohnen seit dem 1.5.2003 zusammen) über nichts anderes reden als über landwirtschaftliche Themen - und das mit Leidenschaft und Vehemenz. Du bist gut angesehen wenn du ihm zuhörst und ihm - quasi - nach dem Mund redest. Deine Belange aber solltest du tunlichst nicht ansprechen, er wechselt dann das Thema oder hat grad was gaaanz Wichtiges zu tun.
Wie gerne würde ich einmal von ihm hören: "Schatz, wie war dein Tag ?" Keine Ahnung warum ich mich immer noch nach dieser Fragestellung von ihm sehne.... Vielleicht weil das in irgendeiner Art und Weise ein Ausdruck seiner Anerkennung mir gegenüber wäre ?.... Kann sein....
Diese Fragestellung aus seinem Munde hörte ich leider bislang noch nicht. Ist auch eher unwahrscheinlich, dass das irgendwann noch mal geschieht.
Wenn ich von der Arbeit nach Hause (ich bin in einer Regionalbank beschäftigt - Firmenkundenabteilung und habe ihn seinerzeit durch meinen Beruf kennen gelernt) komme, werde ich mit seinen Geschichten konfrontiert. Die Viecher sind ausgebüxt, der Weizenpreis ist gefallen/gestiegen - wie auch immer (hallo !!! Das weiß ich selbst, mit den Charts habe ich beruflich zu tun !!!) die Zinken aus dem Kreiselgrubber sind defekt etc. pp.
Wenn ich ihm geduldig zuhöre bin ich supergut angeschrieben bei ihm, ich denke du kennst das, hab ich Recht ? Leider hat frau nicht immer diese Geduld. Ich brauche manchmal selbst einen Menschen, der mich auffängt. (So ooohne ist mein Beruf nämlich auch nicht.) Ich weiß aber inzwischen, dass ich meinen seelischen Müll nicht bei ihm loswerden kann. Er hat kein Ohr dafür.
Mein Verstand sagt mir, dass diese Beziehung ohne Ende einseitig verläuft. Getan habe ich bislang leider aber noch nichts. Oder vielleicht doch: Seit einiger Zeit beginne ich zu meckern und zu mäkeln. Ich beklage mich über die mangelnde gemeinsame Zeit, die wir zusammen haben. Und bemängele, dass er für meine Probleme kein Ohr hat. Meckern ist selbstverständlich keine Lösung. Mir ist aber noch nichts Besseres eingefallen.
Meine Sorgen und Nöte teile ich also mit anderen Menschen (Freundin, Arbeitskollegen) - weil - so ganz alleine kommt Niemand zurecht. S e i n e Sorgen und Nöte teilt er mir mir. Kommt dir das bekannt vor ???
Mach bitte nicht den gleichen Fehler wie ich und zieh zu ihm. Behalte dein gewohntes Umfeld - es ist besser für dich. Kannst ihn ja ab und an besuchen.
Ich wohne jetzt seit über sieben Jahren mit meinem Landwirtschaftsmeister zusammen und habe mein Leben komplett an das seine angepasst. Inklusive der wirklich gewöhnungsbedürftigen Uhrzeiten:
7 Uhr Frühstück, 10 Uhr Teezeit mit selbstgebackenem Kuchen, 12 Uhr Mittagessen, 15 Uhr Vesper wieder mit Kuchen und 19 Uhr Abendbrot. An diesen Uhrzeiten lässt sich absolut nicht rütteln, sie hängen wie eine riesengroße Verpflichtung über mir und sind allgegenwärtig. (Egal ob Wochenende oder unter der Woche... Unter der Woche bin ich zwar in der Bank , die Essgeschichten müssen allerdings trotzdem im Kühlschrank parat stehen und also an den Abenden vorgekocht werden...)
Kennst du das heilige Wort Mittagsstunde ??? Bei uns im Norden(am Jadebusen Nähe Wilhelmshaven) ist diese wirklich ein Heiligtum. Wochentags von 12.15 bis 13.45 und an den Wochenenden von 12.15 bis 15.00 Uhr. Danach kannst du echt die Uhr stellen. Glaub mir, dieses Leben willst du nicht wirklich leben.
Es ist alles zu eingefahren, meine Spontanität, die ich früher einmal besaß ist Geschichte....
Wenn ich spontan sein möchte, fahre ich in seinen Mittagstunden alleine mit dem Fahrrad durch die Gegend....
Hast du in den zwei Jahren, die Ihr inzwischen zusammen seid, bäuerliche Feste erlebt ? Und hier speziell die - ich sage mal niedersächsische Sitzordnung (halt weil wir in Niedersachsen leben ...)?
Bedeutet: Männer sitzen in einem Wohnzimmer/Raum und die Frauen in der Küche/in einem anderen Raum.... Von Gemeinsamkeiten kann durch diese Verfahrensweise auch absolut nicht die Rede sein.
Ich sitze also mit zig Vollzeitbäuerinnen in einem Raum und langweile mich. Auf dem Betrieb meines Lebensgefährten melke ich nicht, daher kann ich kein Stück mitreden. Weckgläser mit Eingemachtem stelle ich übrigens ebenfalls nicht her.(schmunzel) Ich finde diese Abende tödlich langweilig.
Hey, und wenn dann mal ne bäuerliche Hochzeit ist, geschieht Ähnliches: Nicht ganz, aber ähnlich. Die Landwirte stehen an der Theke und die Frauen sitzen am Tisch. Egal was für tolle Musik grad läuft. Mit fortschreitender Dauer der Feierlichkeit nehmen dann die Bauersfrauen (so im Alter von 40 bis 50 Jahren - nee, nicht tantig sondern alle noch richtig gut im Strumpf.... schmunzel) die Tanzfläche ein und tanzen alleine. Die anderen haben sich an dieses Procedere gewöhnt - ich leider immer noch nicht. Ich hab echt keine Ahnung warum diese Feiern so vonstatten gehen... Es geschieht aber so. Bin ja wirklich mal gespannt wie bei euch so gefeiert wird.... Vielleicht erbarmt sich ja bei euch doch der eine oder andere Landwirt und lässt sich zu einem Tanz herab ?
Soll jetzt nicht zynisch klingen, meine Traurigkeit über diese Thematik ist aber wohl bereits in Zynismus über gegangen. (schiet !) Warum wünsche ich mir eigentlich immer noch, dass er sich an einem solchen Abend um mich kümmert und mir vielleicht ein kleines Kompliment macht ?
(Nicht jede Landwirtsfrau mit 46 passt noch in Kleidergröße 36....) Manchmal kommt es mir vor als sähe er mich gar nicht. Hat schon in irgend einer Art und Weise etwas mit einem "Wanduhrgefühl" zu tun. Ich hänge an der Wand und ticke, verrichte meine Arbeit - werde aber nicht gesehen...
(Blöder Vergleich !!) Hast du auch manchmal ein solches Gefühl ?
Ich glaube nicht, dass diese Beziehung auf Dauer gut für mich ist, schaffe aber - genau wie du - den Absprung nicht. Anerkennung und Selbstbestätigung bekomme ich in meinem Beruf und von Freunden - nicht von ihm.
Wäre nett, weiter von dir zu hören. Bin wirklich gespannt wie es bei euch weiter geht.
Drück dir die Daumen, dass du die Kraft findest eine Entscheidung zu treffen.
Liebe Grüße aus dem hohen Norden
Friesin 4 (Karin)